Vor wenigen Wochen ist auf Salto ein Beitrag über die Anerkennung beruflicher Qualifikationen erschienen. Demnach sei es (auch) für Psychologinnen und -therapeutinnen, wenn sie im EU-Ausland studiert haben, sehr umständlich, ihren Studienabschluss in Italien anerkennen zu lassen. Zusätzlich zur Anerkennung seien ferner ein einjähriges, meist schlecht oder unbezahltes Praktikum sowie das Ablegen einer Staatsprüfung vorgesehen.
Für Rückkehrerinnen sei dieses langwierige und finanziell belastende Verfahren nicht attraktiv, berichtet Salto unter Bezugnahme auf einen Brief, den sechs Psychologinnen im Februar an LH Arno Kompatscher (SVP) geschickt haben.
Ausdrücklich wird in dem Beitrag darauf hingewiesen, dass die EU-Richtlinie, die die Anerkennung in der gesamten Union regelt, von Italien (wieder einmal) deutlich restriktiver gehandhabt werde als von anderen Ländern, etwa Deutschland. Trotz Bologna-Reform würden in Italien außerdem auch weiterhin Studieninhalte miteinander verglichen.
Lediglich österreichische Abschlüsse könnten — direkt über die Universität Bozen — »vergleichsweise problemlos« abgewickelt werden.
In ihrem Brief weisen die »schockierten und verärgerten« Psychologinnen auf den Personalmangel hin, berufen sich auf die europäische Berufs- und Niederlassungsfreiheit und bitten den Landeshauptmann, sich für die Änderung des Anerkennungsverfahrens einzusetzen. Eventuelle Aufholprüfungen müssten in deutscher Sprache möglich gemacht werden, fordern sie.
Bislang werden in Südtirol, um freie Stellen zu besetzen, vor allem Proporz und Zweisprachigkeitspflicht aufgeweicht. Im psychologischen Bereich, wo Kommunikation besonders wichtig ist, kann dies außerordentlich negative Folgen haben. Gleichzeitig werden durch den üblichen italienischen Bürokratismus (und Nationalismus) unnötig verfügbare Ressourcen verschwendet.
Jenes der Anerkennung von Studienabschlüssen und Berufsqualifikationen ist ein herausragendes Beispiel, wie Südtirol als unabhängiger Staat (in Anlehnung an andere EU-Länder) deutlich unbürokratischere Regelungen anwenden könnte — und als kleiner Staat im eigenen Interesse wohl auch müsste. Der Verbleib bei Italien bringt uns diesbezüglich einen klaren Standortnachteil, der der Professionalität, der Wahrung unserer Mehrsprachigkeit und den Rechten der Bevölkerung abträglich ist.
Cëla enghe: 01
02
03
04
05