→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

  • Amt bescheinigt Noiland mangelnde Italianität.
    Land Südtirol

    Der Verein Noiland hatte Ende Jänner bei der italienischen Kulturabteilung des Landes um einen Beitrag für die Veröffentlichung der italienischen Fassung von Kann Südtirol Staat? angesucht. Ende März traf die von Amtsdirektor Antonio Lampis unterzeichnete Ankündigung ein, dass der Antrag abgelehnt werde.

    Angeführt waren folgende Gründe:

    • Das Amt bevorzuge die Finanzierung von Verlagsprojekten in italienischer Originalsprache oder von Werken mit Beiträgen italienischsprachiger Autorinnen.
    • Wenn der Inhalt politische Themen oder historisch relevante Vorkommnisse betreffe, wie es hier der Fall sei, prüfe das Amt, dass unterschiedliche Gesichtspunkte berücksichtigt wurden, die die gesamte Bevölkerung Südtirols und nicht nur einen Teil davon repräsentieren.

    Jenseits der Ablehnung an sich ist es unerhört, dass sich das Land damit anmaßt, Italianitätspatente auszustellen: Selbst dort wo in Südtirol proportionale Quoten (Arbeitsplätze, Sozialwohnungen etc.) vorgesehen sind — und das ist bei Beiträgen der Kulturabteilungen nicht der Fall —, beruht das Prinzip stets auf der Sprachgruppenerklärung, also auf einer Selbstzuordnung. Dass ein Amt, das keinen Zugriff auf die Zugehörigkeitserklärungen hat, Mutmaßungen über die Italianität der Autorinnen anstellt und damit sogar offiziell die Ablehnung eines Beitrags begründet, ist ein Skandal. Auf welcher Grundlage die Zuordnung zu einer Sprachgruppe erfolgt sein mag (Name, politische Beurteilung…?) ist nicht ersichtlich.

    Auszug aus dem Ablehnungsschreiben vom März 2024

    Diese äußerst fragwürdige Vorgehensweise widerspricht übrigens auch dem international anerkannten Grundsatz, dass Minderheitenschutzregelungen niemals so interpretiert (bzw. missbraucht) werden dürfen, dass dies Mitgliedern der Minderheitsgesellschaft Nachteile verschafft. Selbst im illiberalen Italien muss man bislang wohl nirgendwo die eigene Italianität nachweisen, um in den Genuss eines Beitrags zu kommen — dafür aber in Südtirol.

    Dass zudem ausgerechnet politische Publikationen Gesichtspunkte berücksichtigen sollen, die die Gesamtbevölkerung repräsentieren, ist unsinnig. Ein derartiges Kriterium könnte sich zwar problemlos über die gesamte Fördertätigkeit des Amtes erstrecken (möglichst unterschiedliche Werke unterstützen, die in ihrer Gesamtheit möglichst in die Breite gehen), doch jedes einzelne Werk kann wohl kaum so viele Meinungen in sich vereinigen, wie sie in der Gesamtbevölkerung vorhanden sind. Und es erscheint auch gar nicht sinnvoll, wenn man sich nicht der Beliebigkeit hingeben will.

    Schwer vorstellbar auch, dass dieser Kann Südtirol Staat? angelegte Maßstab bei den anderen vom Amt geförderten Werken erfüllt wurde.

    Man wird das Gefühl nicht los, dass die wenig haltbaren Ablehnungsgründe nur vorgeschoben wurden, weil die Annahme des Förderantrags dem politischen Willen des zuständigen Landesrats widerspräche.

    Auf die Nachfrage von Noiland, wie — und auf welcher gesetzlichen Grundlage — denn die Italianität der Autorinnen festgestellt worden sei1da man die Einschätzung des Amtes, ohne die zugrundeliegenden Kriterien zu kennen, auf dem Einspruchsweg nur schwer entkräften könne, folgte eine abermals von Herrn Lampis unterzeichnete Antwort, in der darauf jedoch nicht näher eingegangen wurde.

    Stattdessen wurde ein weiterer Grund für die Abweisung hinzugefügt: Jahrzehntelanger Erfahrung (!) zufolge sei das Zielpublikum eines solchen Werkes in der Lage, es in der Originalsprache zu lesen. Eine weitere Unterstellung. Und die ist schon deshalb erstaunlich, weil das Buch ein völlig neues, inklusives Konzept verfolgt, das auch Menschen außerhalb der üblichen Bubble sprachgruppenübergreifend ansprechen soll — und weil sich außerdem bei Noiland die Anfragen bezüglich einer italienischen Fassung häufen. Ob es die Aufgabe einer öffentlichen Verwaltung ist, aufgrund angeblicher Erfahrungen zu prognostizieren, ob eine Übersetzung überhaupt nötig ist, darf wohl in Frage gestellt werden.

    Insgesamt scheinen die angewandten Kriterien leider recht wenig mit einer objektiven, transparenten und nachvollziehbaren Bewertung des Antrags zu tun zu haben.

    Es geht hier — wie bereits weiter obeb angedeutet — nicht darum, ob die Veröffentlichung hätte gefördert werden sollen oder müssen, sondern mit welch skandalösen, der öffentlichen Verwaltung unwürdigen Begründungen dies abgelehnt wurde.

    • 1
      da man die Einschätzung des Amtes, ohne die zugrundeliegenden Kriterien zu kennen, auf dem Einspruchsweg nur schwer entkräften könne


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Pride e «sessualità» nelle scuole.
    Quotation

    La tematica della sessualità è vissuta ancora come un tabù secondo voi?

    So che nelle scuole italiane c’è paura di affrontare l’argomento, anche a causa di pressioni politiche o derivanti dalla dirigenza che spingono chi vorrebbe farlo a lasciar perdere. Le scuole tedesche, invece, mi sembrano meno spaventate.

    Andreas Unterkircher in «Il Pride è un atto politico», Salto, 19 settembre

    La scuola è molto in difficoltà. C’è molta più cultura in questo senso nella scuola di lingua tedesca, mentre nella scuola di lingua italiana è molto, molto, MOLTO difficile. Oggi lo è ancor di più visto il nuovo assessore. Le due scuole, quella di lingua tedesca e quella di lingua italiana, hanno due marce completamente diverse e questo produce una società a due tempi.

    Arianna Miriam Fiumefreddo in «Il pride non deve piacere a tuttə», Salto, 23 giugno

    Pochi giorni fa la Commissione cultura (!) della Camera dei deputati italiana ha accolto una mozione della Lega che prevede di bandire la cosiddetta «teoria del gender» dalle scuole.

    Cëla enghe: 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Immer autoritärere Entwicklung.
    Italien

    Von einer autoritären Wende kann in diesem Staat kaum noch die Rede sein, da nicht nur spätestens seit Berlusconi immer wieder illiberale Gesetze erlassen wurden, sondern bis heute auch Teile des faschistischen Strafgesetzbuchs (sog. Codice Rocco) gültig sind, die es etwa der italienischen Polizei gestatten, ohne gerichtliche Überprüfung Wegweisungen, Platzverweise und Abschiebungen mit massiven Folgen für die Betroffenen auszusprechen. In Richtung Willkürstaat hat aber auch die jetzige rechtsrechte Zentralregierung bereits vorgelegt, wenn wir nur an das drastische Raveverbot am Anfang der Legislaturperiode oder an die Stärkung der Premierministerin denken.

    Somit ist auch der jetzige massive Eingriff letztendlich nur ein konsequenter, wiewohl beängstigender Schritt: Mit einem Sicherheitsgesetz, das am Mittwoch — mit Enthaltung der SVP — vom Abgeordnetenhaus beschlossen wurde, sollen Vorschriften wohl derart verschärft und Strafen ins Unermessliche gesteigert werden, dass selbst Personen, die protestieren oder gar nur passiven Widerstand leisten, schon mit einem Fuß im Gefängnis sitzen. Die damit beabsichtigte Einschüchterung wird de facto zur massiven Einschränkung von Grundfreiheiten (bzw. zum vorauseilenden Verzicht auf deren Ausübung) führen, die eigentlich zu den Grundvoraussetzungen einer freien Demokratie gehören sollten. Wie all das mit den Menschenrechten und vom Staat eingegangenen Verpflichtungen konform gehen soll, ist nicht ersichtlich, doch Italien setzt sich darüber regelmäßig hinweg.

    Vom Senat wurde die Vorlage zwar noch nicht genehmigt, doch große Änderungen oder gar eine Ablehnung sind aufgrund der Mehrheitsverhältnisse eigentlich nicht mehr zu erwarten.

    Was das Gesetz unter anderem konkret vorsieht:

    • Strafrechtliche Konsequenzen für Straßenblockaden mit dem erschwerenden Umstand, diese mit Einsatz des eigenen Körpers und mit mehreren versammelten Personen durchzuführen. Dies stellt eine massive Behinderung des Streikrechts und der Versammlungsfreiheit zu Kundgebungszwecken dar.
    • Kriminalisierung des Protests gegen Großbauwerke, wie sie in Südtirol der BBT, möglicherweise aber auch die Anlagen für die Olympischen Spiele darstellen könnten.
    • Erhöhung des Strafmaßes für Widerstand gegen die Staatsgewalt um ein Drittel und Verbot für die Richterinnen, mildernde Umstände höher zu gewichten als die erschwerenden.
    • Umwandlung der leichten und sehr leichten Körperverletzung von Polizeibeamten in ein Offizialdelikt, bei dem Freiheitsstrafen von mindestens zwei und höchstens fünf Jahren drohen.
    • Polizeibeamte dürfen außerhalb der Dienstzeiten auch ohne Waffenschein eine Waffe mit sich führen.
    • Kriminalisierung von leichtem Cannabis mit THC unter 0,2 Prozent durch Gleichstellung mit gewöhnlichem Cannabis.
    • Verbot der Ausgabe von SIM-Karten an Ausländerinnen ohne gültigen Aufenthaltstitel.
    • Abschaffung des verpflichtenden Strafaufschubs für Schwangere und Mütter von Kindern unter einem Lebensjahr.
    • Strafrechtliche Konsequenzen für Personen, die die Bettelei nicht nur organisieren, sondern Dritte dazu auch nur verleiten.
    • Ausweitung der aus der Faschistenzeit stammenden Polizeibefugnisse, Platzverweise und Wegweisungen auszusprechen.
    • Hausbesetzungen sollen mit Freiheitsentzug zwischen zwei und sieben Jahren belegt werden. Die Maßnahme trifft nicht nur die Hausbesetzerinnen selbst, sondern alle, die mit ihnen kooperieren.
    • Gefängnisrevolten: Alle, die in einer Justizvollzugsanstalt durch Gewaltakte oder Drohungen, aber auch durch passiven Widerstand gegen die Ausführung erteilter Befehle oder durch Fluchtversuche, die von drei oder mehr versammelten Personen gemeinsam begangen werden, einen Aufstand fördern, organisieren oder leiten, werden mit einer Freiheitsstrafe von zwei bis acht Jahren bestraft. Allein schon die Teilnahme am Aufstand wird mit einem Freiheitsentzug von einem bis fünf Jahren geahndet. Ähnliches wird für Aufstände in Rückführungs- und Aufnahmezentren eingeführt, die immer mehr Gefängnissen gleichgestellt werden. Somit werden Insassen von Justizvollzugsanstalten sowie Rückführungs- und Aufnahmezentren jeglicher Protestmöglichkeit beraubt, selbst wenn die Haftbedingungen — wie es in Italien häufig der Fall ist — unmenschlich sind.
    • Völlige strafrechtliche Immunität für Geheimdienstmitglieder, die als V-Personen nicht nur an Attentaten und Terrorakten beteiligt sind, sondern diese sogar leiten und organisieren, selbst wenn sie damit die demokratische Grundordnung gefährden.

    Die OECD hat in einem einschlägigen Gutachten vom 27. Mai 2024 davor gewarnt, dass diese Maßnahmen die Grundprinzipien des Strafrechts und des Rechtsstaats unterminieren. Doch davon wird sich das neofaschistisch regierte Italien wohl nicht aufhalten lassen, wie schon die Verabschiedung der Reform im Abgeordnetenhaus zeigt.

    Für Südtirol wird die unfreiwillige Mitgliedschaft in diesem Staat immer mehr eine Reise in den Abgrund. Von wegen »es gibt keine Grenzen mehr«. Und von wegen Glück.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Schädliche Standardsprachenideologie.

    Eine gängige Erzählung, die auch im Rahmen der Debatte um die Schule in Südtirol häufig zu vernehmen ist, geht so: Die deutschsprachigen Südtirolerinnen reden Dialekt und das ist schlecht — einmal per se, weil Dialekte minderwertig sind und einmal, weil dadurch die Italienischsprachigen (aber merkwürdigerweise nicht die Ladinischsprachigen) ausgegrenzt werden, die die in der Schule erlernte deutsche »Standardsprache« im Alltag nicht verwenden können. Das geht so weit, dass einzelne Extremistinnen behaupten, die Deutschsprachigen verletzten das Autonomiestatut, von dem ja die deutsche Sprache und nicht der Tiroler Dialekt geschützt werde (01 02 03).

    Und unter »deutscher Sprache« könne man nur die sogenannte »Standardsprache« verstehen. Als wäre die Autonomie nicht speziell als Schutzinstrument der Südtirolerinnen ladinischer und deutscher Zunge ersonnen worden, die seit jeher — also natürlich auch als das Gruber-Degasperi-Abkommen unterzeichnet wurde — Dialekt sprechen, sondern zugunsten einer abstrakten und angeblich »reinen« deutschen Sprache bzw. Sprachgemeinschaft.

    Standardismus

    Der Dialekt hat — nicht nur hierzulande — grundsätzlich eine schlechte Presse, ist dabei für manche aber auch eine bequeme Ausrede, um sich der Zweitsprache zu verweigern und überlagert sich in Südtirol zu allem Überfluss mit dem Linguizismus, mit dem minorisierte Sprachen fast immer konfrontiert sind. Dass die Italienischsprachigen in Südtirol historisch bedingt über keinen gemeinsamen Dialekt verfügen, trägt auch nicht dazu bei, dass sie mehr Verständnis für den Dialekt, also die Umgangssprache der Anderen aufbringen.

    All das führt unter anderem dazu, dass der als minderwertig empfundene Dialekt insbesondere in der italienischen Schule weitgehend Tabu ist und auch außerschulisch nicht als Teil der Zweitsprache betrachtet und erlernt wird. Womöglich ziehen es einige sogar vor, gar nicht Deutsch zu sprechen, um ihre mitunter geringen »Standardsprachkenntnisse« vor der Verschmutzung durch den Dialekt zu schützen.

    Es ist natürlich einfacher, darauf zu pochen, dass die Deutschsprachigen ihren Dialekt aufgeben und beginnen, auch miteinander reines Schriftdeutsch zu parlieren — was natürlich nicht eintreten wird. Genauso gut könnte man die vollständige Aufgabe der deutschen Sprache fordern.

    Der beschwerlichere, aber vermutlich einzig zielführende und respektvolle Weg wäre es hingegen, die eigenen Vorurteile gegenüber dem Dialekt zu überdenken und sich seinem Erwerb zu öffnen, und zwar selbstverständlich auch in der Schule. Denn nicht der Dialekt, sondern seine vorurteilsbehaftete Ablehnung führt zur Ausgrenzung.

    Wenn die Titularnation der minorisierten Gemeinschaft vorschreiben will, wie sie zu sprechen hat, ist das eine — im konkreten Fall von Sprachpurismus geleitete — Form von Suprematismus.

    Da die Standardsprachenideologie dem Nationalstaat inhärent ist, kommt der Sprachkolonialismus auch aus dem deutschen Sprachraum (01 02). In diesem Fall betrifft er neben Südtirol zum Beispiel auch Staaten wie Österreich und die Schweiz, die aber über bessere Mittel verfügen, um sich dagegen zur Wehr zu setzen, als eine Minderheit, die in ihrer Substanz bzw. Existenz gefährdet ist.


    Viele Ladinerinnen wehren sich übrigens bis heute gegen die Einführung einer Standardsprache, die vieles einfacher machen würde, weil sie befürchten, dass sie dann »gezwungen« sein werden, diese »Kunstsprache« statt ihrer örtlichen Varietäten zu sprechen. Diese Befürchtung ist aufgrund der nach wie vor grassierenden Standardsprachenideologie leider nicht von der Hand zu weisen, wiewohl sie das Ladinische eines wichtigen übergreifenden Kommunikationsinstruments beraubt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 | 07



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Schule und Sprache, latenter Rassismus.

    Sabine Giunta, der Bildungsexpertin der Südtiroler Grünen, offenen Rassismus vorzuwerfen, wäre wohl übertrieben und ungerecht. Ihre vom Corriere (Südtirolbeilage, 10. September 2024) wiedergegebenen Aussagen, mit denen die Schulführungskraft die sprachlichen Schwierigkeiten deutscher Schulen in einigen Südtiroler Städten in Abrede stellt, gehen aber zumindest in diese Richtung. Sie gibt da zu bedenken, dass es in der deutschen Schule nur 8 Prozent »Ausländer« und 150 Sprachförderkräfte gebe, in der italienischen Schule 23 Prozent »Ausländer« und rund 30 Sprachförderkräfte.

    Das klingt erst einmal nach einem riesigen Unterschied in der Anzahl an Schülerinnen mit einer anderen Staatsbürgerinnenschaft. Doch wenn wir berücksichtigen, dass die deutschen Schulen insgesamt rund dreimal so viele Schülerinnen zählen wie die italienischen Schulen, gibt es in absoluten Zahlen13×8=24 (also nicht in Prozenten) an deutschen und italienischen Schulen ziemlich genauso viele »ausländische« Schülerinnen.

    Bei etwa genauso vielen »ausländischen« Schülerinnen haben die deutschen Schulen — wenn Giuntas Angaben stimmen — aber noch immer rund fünf Mal so viele Sprachförderkräfte (30:150).

    Doch hier kommt der latente Rassismus ins Spiel, denn es geht in Wahrheit weder nur um »ausländische« Schülerinnen noch um alle »ausländischen« Schülerinnen, wie ich schon hier beschrieben hatte: Weder beherrschen alle »Ausländerinnen« die Unterrichtssprache schlecht noch beherrschen sie alle »Inländerinnen« gut. Vielmehr stellt sich die Frage: Wie viele Schülerinnen an der italienischen Schule sprechen kein oder kaum Italienisch, wie viele Schülerinnen an der deutschen Schule kein oder kaum Deutsch? Die verfügbaren Daten (01 02) lassen zumindest den Schluss zu, dass die meisten italienischen Staatsbürgerinnen (mit oder ohne Migrationsgeschichte, italienischer oder deutscher Muttersprache), aber auch viele Mitbürgerinnen mit anderer Staatsbürgerschaft einigermaßen gut Italienisch sprechen. Gleichzeitig lassen die Umfrageergebnisse den Schluss zu, dass viele italienische Staatsbürgerinnen (mit oder ohne Migrationsgeschichte italienischer Muttersprache) Deutsch nicht oder nur schlecht beherrschen.

    Wenn nun — wie es insbesondere in Bozen und Meran der Fall zu sein scheint — viele Kinder mit italienischer und ausländischer Staatsbürgerschaft, die kaum Deutsch beherrschen (um die Sprachkenntnisse geht es, nicht um die Staatsbürgerschaft), unvorbereitet an eine deutsche Schulen kommen, ist das ziemlich sicher ein Problem. Wohingegen eine hypothetische Klasse, die nur aus »ausländischen« Schülerinnen besteht, die die Unterrichtssprache einigermaßen gut beherrschen, eher keine Sprachförderkraft benötigen würde.

    Eine gewisse Korrelation zwischen Sprachkenntnissen und Vorhandensein einer Migrationsgeschichte wird es schon geben, doch das Thema darauf zu reduzieren, wie es Frau Giunta tut, ist eine unzulässige und irreführende Vereinfachung. Während es an italienischen Schulen noch einen gewissen Zusammenhang2z.B.: die meisten Schülerinnen, die kein Italienisch sprechen, sind keine italienischen Staatsbürgerinnen (aber nicht unbedingt: die meisten Schülerinnen, die eine andere Staatsbürgerschaft haben, sprechen kein Italienisch) geben mag, ist das an deutschen Schulen, wegen den nicht wenigen »Autochthonen« italienischer Muttersprache, die kein Deutsch sprechen, womöglich ganz anders.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 | 05

    • 1
      3×8=24
    • 2
      z.B.: die meisten Schülerinnen, die kein Italienisch sprechen, sind keine italienischen Staatsbürgerinnen (aber nicht unbedingt: die meisten Schülerinnen, die eine andere Staatsbürgerschaft haben, sprechen kein Italienisch)


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Fake news sulla dispersione scolastica.

    Nuovo incredibile caso di disinformazione sul Sudtirolo sulla base di statistiche errate: da giorni ormai i media stanno diffondendo la notizia, apparentemente falsa, su una dispersione scolastica (abbandono scolastico prematuro) nella nostra terra che sarebbe la terza più alta — dopo quella della Sardegna e della Sicilia —, se comparata con quella di regioni italiane. I dati di riferimento sono dell’Istat (e di Eurostat), la relativa elaborazione è stata realizzata dalla CGIA di Mestre. Peccato che, come fa sapere a Rai Südtirol Philipp Achammer (SVP), responsabile della formazione in lingua tedesca del governo sudtirolese, alla base di questa «informazione» ci siano dei dati del tutto sballati, perché non tengono conto degli apprendisti con contratto di lavoro. Si tratta di una categoria che esiste in Sudtirolo ma non in Italia e che dall’Istat, erroneamente, viene considerata abbandono scolastico, quando invece le ragazze e i ragazzi sono a tutti gli effetti in fase di formazione. Con la conseguenza che anche Eurostat, cui l’istituto di statistica statale invia i suoi dati, dispone di dati errati.

    Il valore reale della dispersione scolastica in Sudtirolo, secondo Rai Südtirol, si aggirerebbe intorno all’8-10%, valore inferiore ad esempio a quello della Germania (12,8%) e in linea con quello dell’Austria (8,6%) e dell’area Euro (9,8%).

    Achammer fa notare come il governo italiano e l’Istat siano già stati informati varie volte di questa grave incongruenza, ma non abbiano mai reagito.

    Specificità territoriali ignorate

    Questa situazione ricorda ciò che avveniva con i Livelli essenziali di assistenza (LEA), dove il Ministero della Salute italiano diffondeva dati incompleti o errati1dovuti all’organizzazione differente rispetto a quella delle regioni ordinarie sul Sudtirolo, che in quanto provincia autonoma non era nemmeno sottoposto alle verifiche, e la fondazione GIMBE (similmente alla CGIA nel caso attuale), fidandosi dei dati ufficiali, nelle proprie elaborazioni faceva risultare quello sudtirolese uno dei sistemi sanitari peggiori se comparato a quelli delle regioni italiane.

    E come nel caso dei LEA, anche sulla dispersione scolastica apparentemente disastrosa si stanno accumulando decine di articoli di giornale che acriticamente diffondono fake news, ad esempio l’edizione odierna dell’inserto sudtirolese del Corriere. E una volta messe in circolazione, è molto difficile cancellare queste informazioni errate dalle teste di chi le ha ricevute.

    Tutto questo «grazie» all’incapacità dello stato centrale e dell’Istat di tenere adeguatamente conto di una realtà autonoma — con tutte le sue specificità — come la nostra, e che invece perseverano ad applicare gli stessi criteri a tutte le realtà anche al costo di diffondere fake news.

    Attenzione comunque: nessuno dice che in Sudtirolo i problemi non esistono, tutt’altro, ma non sarà certo grazie a dati falsati che si potranno risolvere. Al contrario: la disinformazione contribuisce alla confusione e a individuare problemi dove non ci sono, lasciando irrisolti quelli reali.

    Cëla enghe: 01

    • 1
      dovuti all’organizzazione differente rispetto a quella delle regioni ordinarie


    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Amt für Landessprachen und Bürgerrechte wird gestärkt.

    In ihrer Sitzung vom Dienstag hat die Landesregierung auf Vorschlag von Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) beschlossen, das noch junge Amt für Landessprachen und Bürgerrechte (AfLB) zu stärken, um das Recht auf Gebrauch der Muttersprache besser überwachen und durchsetzen zu können. Dafür werden bei dem 2020 gegründeten Amt zwei zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen. So soll das Beschwerdemanagement unterstützt und eine proaktive Beratung der öffentlichen Verwaltungen in sprachlicher Hinsicht sichergestellt werden. Außerdem ist eine Sensibilisierungskampagne geplant, mit der das Bewusstsein für die Mehrsprachigkeit gefördert werden soll.

    Die Stärkung des AfLB wird insbesondere mit den Herausforderungen begründet, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Ob das Amt selbst endlich — analog zur Volksanwaltschaft oder zur Gleichstellungsrätin, die beim Landtag angesiedelt sind — einen eigenen Internetauftritt erhält, über den sich Bürgerinnen über ihre Rechte informieren und niederschwellig Beschwerden einreichen können, ist unklar.

    Erst kürzlich waren durch eine Landtagsanfrage interessante Daten über die bisherige Tätigkeit des neuen Amts bekannt geworden. Die eingegangenen und bearbeiteten Meldungen über die Verletzung des Rechts auf Gebrauch der Muttersprache haben sich von 2020 bis 2023 (18→54) verdreifacht, zwischen 2022 und 2023 verdoppelt (27→54).

    Das Amt ist auch im sogenannten Einvernehmenskomitee vertreten, das für die Umsetzung des Proporzes zuständig ist.

    Verstöße gegen die Zwei- bzw. Dreisprachigkeitsbestimmungen können dem AfLB mit einer gewöhnlichen E-Mail an landessprachen.buergerrechte[at]provinz.bz.it oder mit einer zertifizierte E-Mail an lb-ld[at]pec.prov.bz.it gemeldet werden.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Mit Segregation gegen die Segregation.

    Eine geplante und letztendlich abgelehnte sogenannte »Sonderklasse« für Schülerinnen mit geringen Deutschkenntnissen an der Bozner Goetheschule hatte kürzlich für große mediale und politische Aufregung gesorgt, unter anderem war von Segregation die Rede. Ein Vorwurf, der sich nur noch verstärkte, als Christoph Franceschini auf Salto schrieb, dass es an derselben Schule einen (elitären) Zug mit Reformpädagogik gebe, der »ausschließlich« von Kindern besucht werde, »die in der deutschen Sprache beheimatet sind.«

    Interessant ist, dass nicht wenige, die auf diese — angebliche oder tatsächliche — Segregation äußerst empört reagierten, fast reflexhaft die Forderung nach mehrsprachigen Klassenzügen wiederholten.

    Das ist einerseits sonderbar, weil unklar ist, warum Kinder, die offenbar in deutscher Vollimmersion nicht gut genug Deutsch lernen würden, um dem Unterricht zu folgen, dieses Ziel ausgerechnet in einer halbimmersiven Situation (also mit ungefähr halb so viel Deutsch) erreichen sollten; andererseits aber auch, weil mehrsprachige Klassen als Zusatzangebot nichts anderes als ein elitäres Segregationsmodell wären.

    Dies zeigen die Erfahrungen in Kanada, dem Herkunftsland der Immersion. Darauf deuten erste Erfahrungen mit dem »internationalen« Klassenzug am Realgymnasium Bozen hin, wo die Segregation allerdings von eben jenen begrüßt wird, die sie an der Goetheschule ablehnen. Und das hat nicht zuletzt auch die Sprachwissenschafterin Andrea Abel im Salto–Podcast von Wolfgang Mayr gesagt:

    Ich denke, dass mittlerweile diese Diskussionen um zweisprachige Schulzüge usw. fast schon ein Anachronismus sind. Ich bin der Meinung, dass wir uns viel stärker darauf konzentrieren sollten, wie wir der echten Mehrsprachigkeit in den Klassen gerecht werden. Dass es Zusatzangebote geben kann, für zweisprachige Kinder Deutsch-Italienisch oder für andere Gruppen, die gerne an eine Privatschule gehen möchten, in [der] auch Deutsch, Englisch und Italienisch angeboten wird — eine Art europäische Schule — oder was auch immer, ist gut und recht und funktioniert sicher auch gut. Aber aus meiner Sicht sind das tatsächlich Eliteangebote, und was wir damit erreichen ist eine zusätzliche Segregation. […] Es gibt Kinder aus dem Bozner Bildungsbürgertum, die wandern an die Pestalozzi-Schule oder an irgendwelche Schulen [ab], wo es Angebote gibt mit bestimmten pädagogischen Schwerpunkten [gibt] — Stichwort Reformpädagogik, Montessori-Angebote oder an anderen Schulen Angebote mit einem Musikschwerpunkt usw. Das sind lauter Angebote, die insbesondere von einer Bildungselite wahrgenommen werden. Teilweise, weil sie tatsächlich überzeugt sind, dass ihre Kinder besonders musikalisch begabt sind und diesen Schwerpunkt verfolgen sollen; ein zweiter Grund ist allerdings auch der, dass eine bestimmte Bildungselite bewusst Schulen oder Schulzüge vermeiden möchte, in denen die Mehrsprachigkeit [durch Schüler:innen mit Migrationsgeschichte] zunimmt.

    Andrea Abel, Sprachwissenschafterin (Eurac/Uni Bozen), im hörenswerten SaltoPodcast von Wolfgang Mayr mit dem Titel »Welche Schule braucht das Land?« – Transkription und Hervorhebungen von mir

    Das ist übrigens dieselbe Frau Andrea Abel, die gemeinsam mit Landesschudirektorin Sigrun Falkensteiner und Landesrat Philipp Achammer (SVP) — konsequenterweise — gegen die sogenannte »Sonderklasse« argumentiert hat. Inkonsequent sind die, die gegen die »Sonderklasse«, aber für die mehrsprachige Schule sind.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 | 05 06 07 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL