Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Europa der Regionen im Netz — ohne uns.

    Seit Jahren macht darauf aufmerksam, dass Südtirol eine europa- und weltweite Entwicklung verschläft, wenn es darum geht, ein eigenes territoriales Internetsuffix zu erlangen. Den Anfang hatte — wie so oft — Katalonien (mit .cat) gemacht, als es offiziell noch gar nicht möglich war, die Zuweisung eines territorialen Suffixes unterhalb der staatlichen Ebene zu erreichen.

    In der Folge änderte sich diese Praxis der internationalen Zulassungsstelle ICANN, weshalb inzwischen eine Fülle regionaler Endungen entstanden ist. Naturgemäß waren es vor allem autonome Regionen, die aufgrund ihres Eigenständigkeitsanspruchs als erste ein eigenes Suffix beantragten. Wenn schon (noch) nicht in der realen Welt, so sind sie nun wenigstens im virtuellen Raum als eigenständige Territorien wahrnehmbar.

    Ein Blick ins Internet bestätigt, dass auch die offiziellen Institutionen der betreffenden Länder von den regionalen Endungen Gebrauch machen:

    Einige autonome Regionen und Gebiete haben sogar Top-Level-Domains (ccTLD), die nur aus zwei Buchstaben bestehen — obschon solche in der Regel souveränen Staaten vorbehalten sind, so etwa:

    Demnächst werden sich in unserer Nähe auch das Bundesland Tirol (über die .tirol-Endung) und Bayern (.bayern) mit eigenen TLDs präsentieren. Während das Europa der Regionen also wenigstens im Internet immer mehr zur Wirklichkeit wird, schläft Südtirol weiterhin seinen Dornröschenschlaf. Die zuständige Landesrätin hat vor wenigen Monaten gar behauptet, dass Südtirol nicht für die Änderung seiner eigenen Webdomain zuständig sei — an der kryptischen Adresse provinz.bz.it kommt ihrer Meinung nach also zumindest das Land nicht vorbei. Na dann: Prost Vorzeigeautonomie.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01 02



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  • Die SVP unter der Fuchtel des PD.

    Parlamentsfraktionen werden für gewöhnlich gegründet, um Parteien oder Bündnissen mit homogenen politischen Zielen die parlamentarische Arbeit zu erleichtern. Da die Südtiroler Volkspartei nicht genügend Senatoren stellt, um im Senat eine unabhängige Fraktion zu gründen — und in Italien auch Minderheiten keine diesbezüglichen Ausnahmen gewährt werden — bemühte man sich, eine Fraktion der Autonomien zu gründen, in die auch Senatoren anderer Minderheitengebiete und so mancher Senator auf Lebenszeit eintraten, zuletzt unter großem Tamtam der ehemalige Staatspräsident Giorgio Napolitano.

    Vor wenigen Tagen hatte die Tageszeitung A. Adige publik gemacht, dass in der Autonomie-Fraktion des italienischen Senats Aufruhr herrsche: Nach der Auflösung seiner eigenen Scelta-Civica-Fraktion und dem Übertritt der meisten Mitglieder in die PD-Gruppe stehe der ehemalige Ministerpräsident Mario Monti fraktionslos da. Dieser hatte sich während seiner Amtszeit in Autonomiefragen vor allem dadurch hervorgetan, sie zu ignorieren, zu übergehen und in teils verfassungswidriger Manier zu beschneiden. Trotzdem möchte Monti der Autonomie-Fraktion beitreten, da der natürliche Hafen für heimatlose Senatoren, die gemischte Fraktion, während dieser Legislaturperiode bereits viele SEL-Mitglieder beherbergt — und die sind Monti wohl zu weit links. Pikantes Detail: Laut A. Adige habe die Regierung auf Zeller & Co. Druck ausgeübt, Monti in die Autonomie-Fraktion aufzunehmen. Das heißt: Die SVP ist nicht nur im Parlament als Ganzes eine vernachlässigbare Größe, selbst in ihrer eigenen Fraktion gerät sie nun schon in Bedrängnis.


    Gestern machte der Parlamentsabgeordnete Florian Kronbichler (Grüne/SEL) via Facebook eine Episode öffentlich, die ebenfalls zeigt, wie sehr der PD die SVP inzwischen beeinflusst. Die 5SB-Abgeordnete Laura Castelli habe ein Gespräch zwischen Gianclaudio Bressa (PD) und den Abgeordneten der SVP mitbekommen, bei dem ersterer drohte, ein geplantes »Treffen mit Arno« [Kompatscher] abzusagen, weil die SVP zu viele Abänderungsanträge zur Verfassungsreform eingebracht habe. Kronbichler selbst habe Bressa auf diese Erpressung angesprochen, worauf ihm dieser geantwortet habe, dass es sich »nicht um eine Drohung, sondern um eine Mitteilung gehandelt« habe.

    In jedem Fall, so Kronbichler, habe die SVP gekuscht, sämtliche Anträge zurückgezogen, sich in der parlamentarischen Debatte kein einziges Mal zu Wort gemeldet und den Vorlagen der Regierung geschlossen zugestimmt.


    Ob es sich beim von Bressa angesprochenen »Treffen mit Arno« um die gestrige Zusammenkunft der Landeshauptleute Kompatscher und Rossi mit Matteo Renzi gehandelt haben könnte, werden wir wohl nicht erfahren. Jedenfalls ist auch in diesem Fall die Botschaft mehr als klar: Renzi hat den beiden zu Kreuze gekrochenen zugesichert, dass die »verantwortungsvollen« Autonomien belohnt würden, zum Beispiel mit neuen Zuständigkeiten. Der brave Hund kriegt schließlich auch einen Keks.

    Wie weit kann die Würde unseres Landes und unserer Politiker noch fallen?



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  • A. Adige zensiert »Sudtirolo«.

    Heute war bekannt geworden, dass der italienische Außenminister Südtirol als Modell für die Entschärfung der Situation in der Ukraine ins Spiel gebracht hatte. Dabei hatte er — ähnlich wie bereits Giorgio Napolitano und Matteo Renzi — nicht von A. Adige, sondern von Sudtirolo bzw. Sud Tirolo gesprochen, wie sämtliche Medien wiedergaben.

    Sämtliche Medien? Alle außer eines: Das Südtiroler Kampfblatt A. Adige ließ es sich nicht nehmen, sogar zweimal (ohne darauf hinzuweisen) ein wörtliches Zitat des Ministers zu manipulieren, um es von der unliebsamen Bezeichnung zu säubern:

    “Non riteniamo che la fornitura di armi all’Ucraina sia una buona idea. Speriamo nel successo del negoziato, per l’assetto delle regioni orientali potrebbe tornare utile il nostro modello del Sud Tirolo“. Lo dice il ministro degli Esteri Paolo Gentiloni, in un’intervista alla Stampa, nella quale spiega: “Rispettiamo le idee e le eventuali decisioni degli Stati Uniti, che sono il nostro alleato maggiore, ma l’escalation delle armi è quella che metterebbe meno in difficoltà Putin”. Quindi la proposta italiana: “Il contesto è diverso, ma io ho parlato del nostro modello in Sud Tirolo. È possibile trovare una soluzione che rispetti la sovranità  dell’Ucraina, preservi i suoi confini e rispetti i diritti delle minoranze, se Mosca ha la volontà  politica di accettarla. Tutto ora dipende dalle decisioni della Russia”. Se non saranno positive scatteranno nuove sanzioni? “Non lo voglio dire per scaramanzia – risponde il ministro – e anche per gli interessi dell’Italia, ma il terreno economico è quello più efficace per fare pressioni sulla Russia”. Parlando poi della Libia, Gentiloni spiega che l’Italia sostiene la mediazione dell’Onu, ma “se fallirà , la minaccia terroristica”, finora contenuta a sud, “diventerà  molto più grave, e dovremo preoccuparcene seriamente perché sarà a 3 o 4 ore di navigazione da noi”.

    Aussendung der Nachrichtenagentur ANSA.

    Il ministro degli Esteri Gentiloni cita l’Alto Adige come modello per risolvere la crisi ucraina. La provincia di Bolzano è considerata, infatti, dal Governo un modello esemplare per la convivenza tra etnie diverse. «Non riteniamo che la fornitura di armi all’Ucraina sia una buona idea. Speriamo nel successo del negoziato, per l’assetto delle regioni orientali potrebbe tornare utile il nostro modello altoatesino»: lo dice il ministro degli Esteri Paolo Gentiloni, in un’intervista nella quale aggiunge: «Rispettiamo le idee e le eventuali decisioni degli Stati Uniti, che sono il nostro alleato maggiore, ma l’escalation delle armi è quella che metterebbe meno in difficoltà Putin». Quindi la proposta italiana: «Il contesto è diverso, ma io ho parlato del nostro modello in Alto Adige. È possibile trovare una soluzione che rispetti la sovranità  dell’Ucraina, preservi i suoi confini e rispetti i diritti delle minoranze, se Mosca ha la volontà  politica di accettarla. Tutto ora dipende dalle decisioni della Russia».

    Artikel von A. Adige Online.

    Hervorhebungen von mir.

    In der Ortsnamensfrage schiebt das Kampfblatt gern das Argument vor, dass man den Italienerinnen die Freiheit lassen müsse, Ortschaften so zu benennen, wie sie es wollen. Eine Freiheit übrigens, die sich auch durch die Abschaffung erfundener Ortsnamen als amtliche Bezeichnungen nicht ändern würde. Andersherum gesteht die Zeitung dem Minister dieselbe Freiheit nicht zu, wenn er Südtirol als Sudtirolo bezeichnet.

    Siehe auch: 01 02



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  • Sudtirolo, preservazione dei confini.

    Parla di Sudtirolo Paolo Gentiloni, ministro degli esteri italiano, nell’indicare la nostra terra come possibile modello per il superamento della crisi in Ucraina.

    Visto che di Sudtirolo avevano parlato anche l’ex presidente italiano Giorgio Napolitano (nell’affermare che la nostra terra avrebbe deciso — quando mai? — di far parte dell’Italia) ed il premier italiano Matteo Renzi (durante il suo incontro a Vienna col cancelliere Werner Faymann) gli unici a parlare di «A. Adige» ormai sono rimasti, pateticamente, i politici nostrani.

    Ad ogni modo Gentiloni spiega chiaramente quali sono, dal suo punto di vista, i vantaggi del nostro modello: la salvaguardia della sovranità (nazionale), la preservazione dei confini ed il rispetto dei diritti delle minoranze. In quest’ordine. Ma certamente non — aggiungerei — la democrazia.



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  • Rücktritt vor Zwangsbeflaggung.

    Bürgermeisterin Izaskun Uriagereka (EAJ) und ihr Kulturreferent werden am Freitag ihre Ämter niederlegen, weil das spanische Verfassungsgericht den Rekurs der Gemeinde Mungia nicht angenommen hat. Vor wenigen Monaten hatte das Oberste Gericht des Baskenlandes (OGB) entschieden, dass am Rathaus des rund 15.000 Einwohner starken Orts in der Provinz Bizkaia die spanische Flagge auszuhängen sei. 14 von insgesamt 17 Gemeinderatsmitgliedern, Angehörige der Zentrumspartei EAJ und der extrem Linken EH Bildu, beschlossen, das Urteil vor dem Verfassungsgericht anzufechten. Sie beriefen sich unter anderem auf das übergeordnete Prinzip der freien Meinungsäußerung und argumentierten, dass sich die Bevölkerung in Mungia von der spanischen Flagge nicht repräsentiert fühle. Die Abweisung des Rekurses stellte die Bürgermeisterin vor das Dilemma, das OGB-Urteil umzusetzen oder ihren Rücktritt zu erklären. Sie entschied sich für letzteres.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Nicht so gemeint.
    Quotation

    […] das klassische Problem: Südtirol will italienische Gesetze mit preußischer Sturheit anwenden. Und macht Konfusion.

    Grünparlamentarier Florian Kronbichler in der TAZ zur Gesundheitsreform.

    Die Exekution geltenden Rechts ist also das Problem. Nicht die Legislative, die Gesetze verabschiedet, die eigentlich nicht so gemeint sind.

    Abgesehen davon ist Flors Bericht über ein Treffen in Trient aber sehr aufschlussreich. Die Lektüre wird ausdrücklich empfohlen.

    Siehe auch: 01 02



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  • Deutsche Bank Research zur Sezession.

    Deutsche Bank Research (DBR) hat einen Bericht veröffentlicht, der sich den Autonomie- und Unabhängigkeitsbestrebungen in Europa widmet. Genauer unter die Lupe genommen wurde von den Autoren die Situation in Katalonien, Baskenland und Navarra (derzeit zu Spanien), Südtirol und Venetien (derzeit bei Italien) sowie Schottland (Vereinigtes Königreich) und Flandern (Belgien). In der Untersuchung wurde ausdrücklich der wirtschaftliche Aspekt in den Vordergrund gestellt, während die politische, die emotionale und die kulturelle Komponenten weitgehend ausgeklammert wurde.

    Vermutlich handelt es sich dabei um eine gute Entscheidung, zeigen Sätze wie dieser doch, wie wenig Ökonomen bisweilen von kultureller und politischer Sensibilität verstehen:

    Die gelegentlich von Nationalisten [sic] vorgebrachte Behauptung, sie würden im Zentralstaat diskriminiert werden, erscheint oft kaum nachvollziehbar. Immerhin sind diese Regionen Teil pluralistischer Demokratien, und die freie Ausübung fundamentaler Grundrechte wird zudem von der EU und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte garantiert.

    Solche Aspekte sind in politischen Betrachtungen wie jenen der SWP wohl besser aufgehoben.

    Dass es vor allem die wirtschaftlich stärkeren Regionen sind, die nach Unabhängigkeit streben, wird gemeinhin mit Egoismus gleichgesetzt. In der DBR-Studie ist dagegen davon die Rede, dass die Sezession Risiken birgt, »die ökonomisch schwache Regionen kaum eingehen können.«

    Jedoch sind diese Risiken für kleinere Länder paradoxerweise gerade aufgrund der europäischen Integration geringer geworden. Schließlich reduziert der Zugang zum gesamteuropäischen Binnenmarkt und die Option auf die Mitgliedschaft in der Eurozone einige der fundamentalen Nachteile, denen sich Länder wie etwa Luxemburg, Malta, Zypern und die baltischen Staaten sonst gegenübersehen würden.

    Dies hat auch der schottische First Minister Alex Salmond immer wieder betont, wiewohl Länder wie Malta und Zypern bis vor wenigen Jahren weder in der EU noch im Euroraum waren und dennoch überlebensfähig waren. Die Tatsache, dass kleinere Regionen wesentlich mehr auf gemeinsame Institutionen angewiesen sind, als größere Nationalstaaten, spricht auch dafür, dass sie im Falle ihrer Unabhängigkeit den Einigungsprozess eher beschleunigen, denn behindern würden. Deshalb halte ich auch den Titel der DBR-Studie (»Alleine sind wir stark?«) für irreführend.

    Der Wunsch nach mehr Autonomie wird jedenfalls nach Auffassung der Autoren »auch in den kommenden Jahren nicht abebben.«

    Ein wiederkehrendes Argument gegen die Abspaltungsbewegungen ist, dass die entstehenden Länder aufgrund ihrer geringen Größe, neben anderen Problemen, auf Staatenebene relativ bedeutungslos wären. Ein Blick in die EU zeigt aber, dass viele der Regionen im Vergleich zu bestehenden EU-Ländern gar nicht so wenig Gewicht hätten.

    Dies gilt freilich für Länder wie Katalonien und Flandern eher, als für Südtirol. Doch es gibt durchaus noch kleinere Volkswirtschaften in der EU, als es unser Land eine wäre.

    Was den Umfang regionaler Finanzautonomie betrifft, so gehört Italien zu den Ländern, in denen die Regionen die geringste Rolle bei Festlegung und Einhebung von Steuern haben, während sie — vor allem durch die Verantwortung für das Gesundheitssystem — wesentlich mehr Ausgaben zu schultern haben, als in anderen Ländern. Hier macht sich also eine Entkoppelung der Verantwortlichkeiten bemerkbar.

    Was die Umverteilung betrifft, wird bezüglich Südtirol ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass unterschiedliche Berechnungsmethoden dazu führen können, dass Südtirol aufgrund der geringen Bevölkerung als Nettoempfänger wahrgenommen wird. Es wird auf eine Studie von Ambrosanio et al.* verwiesen, die diesen verzerrenden Faktor als einzige bereinigt:

    Dass Trentino-Südtirol und das Aostatal gemäß der meisten Studien zu den größten Nettoempfängern zählen, liegt an der komplexen Berechnungsmethode und der relativ kleinen Bevölkerungszahl. Der Unterschied erklärt sich größtenteils dadurch, dass Ambrosanio et al. hierbei den sogenannten “benefit approach” verfolgen. Dadurch werden Ausgabenkategorien, die öffentliche Güter zum Nutzen aller Italiener darstellen, nicht dort verbucht, wo sie geographisch anfallen, sondern allen Regionen proportional zugerechnet. Das betrifft etwa die staatliche Verwaltung, die primär in der Hauptstadt Rom anfällt, aber auch die Landesverteidigung, die überproportional hohe Ausgaben in Grenzregionen verursacht und aufgrund der geringen Bevölkerung in Südtirol und dem Aostatal beim sogenannten “cost approach” dort als hoher Nettotransfer auftaucht.

    Das Fazit der DBR-Studie lautet, dass man sich die Unabhängigkeit leisten können muss — wobei implizit nahegelegt wird, dass dies auf die betrachteten Regionen zutrifft. Allerdings bin ich der Meinung, dass sich die Kosten der europäischen Regionalisierung auch für wirtschaftlich schwächere Gebiete weiter senken lassen werden, je weiter sie gegebenenfalls voranschreitet. Es liegt auf der Hand, dass eine Union kleinerer Gebilde Organisation und Logistik, also auch die Kosten für Auslandsvertretungen oder Landesverteidigung (falls überhaupt erforderlich) an die Unionsebene delegieren werden, wodurch sogar größere Synergieeffekte auftreten würden, als in den heutigen — international gesehen relativ kleinen — Nationalstaaten.

    *) Ambrosanio, M., Bordignon, M., und Cerniglia, F.M. (2010). Constitutional Reforms, fiscal decentralization and regional fiscal flows in Italy. In N. Bosch, M. Espasa und A. Solé Ollé (eds.). The Political Economy of Inter-Regional Fiscal Flows, S. 75-107. Cheltenham, Edward Elgar.



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  • “Lernt ihr auch Deutsch?”

    Immer wenn ein Fall von Nichtberücksichtigung oder Ungleichbehandlung der deutschen Sprache in Südtirol aufgezeigt wird, gehen – nicht zuletzt hier auf – die Wogen hoch. Es wird gemutmaßt: “Das ist bestimmt Absicht!”, “Typische Respektlosigkeit. Die haben keine Ahnung von unserer Situation hier!”, “Vorauseilender Gehorsam!”, “Schlamperei oder Personalmangel?” usw. Und irgendwann taucht dann meist die Erklärung “nationalstaatliche Logik” auf. Diese “nationalstaatliche Logik” hat wenig mit Schlamperei, Respektlosigkeit oder gar Bösartigkeit zu tun. Die so betitelte Logik ist einfach ein unterschwelliger Druck, der durch das omnipräsente und somit nahezu inhärente nationalstaatliche Denken an sich aufgebaut wird. In diesem Denken greifen Abweichungen von der Norm einfach nicht. Drei Beispiele, die sich unlängst innerhalb weniger Wochen zugetragen haben, sollen die Kraft dieser Logik und somit die Gefahr für den Pluralismus in Südtirol untermauern. Besonders, da es sich bei den Beispielen um “Außenwahrnehmungen” handelt.

    Unlängst waren an meiner Schule einige Klassen unserer Partnerschule, eines renommierten Nordtiroler Gymnasiums, auf Besuch. Und obwohl nahezu alle Aushänge (Veranstaltungsplakate, Schülerarbeiten, administrative Hinweise usw.) und Beschriftungen (Raumbezeichnungen, Wegweiser usw.) im Haus ausschließlich auf Deutsch verfasst sind und die Führung durch das Schulgebäude freilich auch auf Deutsch erfolgte, kam plötzlich die Frage: “Lernt ihr hier auch Deutsch?” Es war für die Nordtiroler Gymnasiasten also kaum vorstellbar, dass in Südtirol an einer Schule die Unterrichtssprache Deutsch ist. Schließlich sei man ja nach Italien gefahren.

    Wenige Wochen später erreichte uns eine Anfrage aus Innsbruck. Eine junge Studentin wollte wissen, ob wir noch Unterlagen über ihren Urgroßvater hätten, der zur Jahrhundertwende unsere Schule besucht hatte. Das Schreiben begann mit “Egregi Signori” und endete mit “Ti prego di scusare la mia difettosa italiano.” Im Anschluss an den italienischen Text folgte dann doch eine deutsche Version der Anfrage. Auf die Rückfrage, warum sie das Schreiben auf Italienisch verfasst hätte, meinte die Innsbruckerin, sie habe nicht gewusst, welche Sprache wir bevorzugen würden.

    Einige Tage danach fiel mir ein Facebook-Posting unseres Englischassistenten auf, der an einer britischen Uni Deutsch und Italienisch studiert und derzeit auf Auslandsjahr in Südtirol weilt.

    Just got an email from my Uni asking me what I’ll be doing for my German placement once I’ve finished in Italy, German-speaking Italy is still a tricky concept to explain to people!

    Die britische Uni weiß, dass ihr Student in Brixen stationiert ist. Dennoch ist es der dortigen Sprachfakultät nicht klar, dass ein Deutsch- und Italienischstudent hier in Südtirol beiden Sprachen in muttersprachlicher Ausprägung begegnet. Ironisch nahezu, dass unser Englischassistent in Brixen mehr mit Deutsch als mit Italienisch konfrontiert ist. What will he be doing for his Italian placement once he’s finished in Italy?



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