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  • Transitklage: Frontalangriff auf Südtirol.

    Kurz vor der Südtiroler Landtagswahl hat die rechtsrechte italienische Regierung von Giorgia Meloni (FdI) auf Fingerzeig von Matteo Salvini (Lega) beschlossen, wegen der in Nordtirol geltenden Transitmaßnahmen gerichtlich gegen Österreich vorzugehen. Wichtiges Signal: Das erste Mal überhaupt, dass Italien gegen ein anderes EU-Mitgliedsland klagt, tut es dies nicht etwa für, sondern gegen den Umwelt-, Klima-, Lärm- und Gesundheitsschutz.

    Doch nur weil die Klage offiziell gegen Österreich gerichtet ist, heißt das nicht, dass »nur« Österreich drin ist — wiewohl das allein schon schlimm genug wäre. Die nördlich des Brenners ergriffenen Maßnahmen schützen zwar tatsächlich unmittelbar und hauptsächlich die dortige Bevölkerung vor noch größerer Belastung, doch ihre Auswirkungen — etwa die des Nachtfahrverbots — sind auch für die Südtirolerinnen entlang der überlasteten Brennerachse von größter Wichtigkeit. Sollte der EuGH entscheiden, dass die Maßnahmen zurückgenommen werden müssen, wäre das auch hierzulande ein ökologisches und gesundheitliches Desaster.

    An den Koalitionspartner der SVP, an die Partei unseres sogenannten Umweltlandesrats, geht hiermit ein großes Dankeschön.

    Gerade für unsere engen Alpentäler gäbe es ja eigentlich nur eine richtige Entscheidung: Nachtfahrverbot, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Mauterhöhungen, RoLa, Abfahrverbot und Blockabfertigung auch auf Südtirol (und das Trentino) ausdehnen. Also das glatte Gegenteil von dem, was Rom gerade macht und fordert.

    Mit der Poebene verantwortet Italien übrigens noch immer eines der Gebiete — wenn nicht sogar das Gebiet — mit der größten Luftverschmutzung in der gesamten EU. Dort lebt und leidet mit rund 20 Millionen Menschen rund ein Drittel der staatlichen Gesamtbevölkerung unter den Konsequenzen für Umwelt und Gesundheit. Trotzdem denkt Salvini auch dort darüber nach, die Situation noch weiter zu verschlimmern: etwa durch die Erhöhung der Geschwindigkeitsbegrenzung (von 130 auf 150km/h) auf Autobahnen.

    Wenn sich die Menschen in der Poebene auch weiterhin großmehrheitlich ihre Schlächter selbst wählen, kann man ihnen nicht wirklich helfen. Wer die römischen Regierungsparteien aber am Sonntag auch in Südtirol wählt, tut dies im Wissen und in der Gewissheit, diesen Frontalangriff auf unsere Umwelt und Gesundheit mit zu unterstützen. Hoffentlich lässt sich ein Wahlerfolg ebenso verhindern wie eine weitere Beteiligung solcher Kräfte an der Landesregierung.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Bozen will Busdurchsagen zuerst auf Italienisch.
    Absurde und einseitige Forderung

    In der Südtiroler Landeshauptstadt, wo die deutsche Sprache in vielen Fällen noch nicht einmal gleichberechtigt zweitgereiht ist und oftmals sogar ganz fehlt (01 02 03), findet es der Gemeinderat nötig, proaktiv und ohne auch nur eine einzige Gegenstimme (31 Ja bei 7 Enthaltungen) vom Land zu verlangen, dass Italienisch bei den Durchsagen der Stadtbusse erstgereiht wird, weil 74 Prozent der Bürgerinnen italienischer Muttersprache seien. Diese Forderung und insbesondere die Begründung widerspricht nicht nur einem modernen Minderheitenschutz, der einer Minderheitensprache umso mehr Gewicht einräumt, je schwächer sie an einem Ort vertreten ist, sondern auch den einfachsten Grundsätzen der Gleichberechtigung.

    Gerade heute hatte ich aufgezeigt, wie die walisische Sprache an Bahnhöfen — auch in der Hauptstadt Caerdydd/Cardiff mit unter 11% Walisischsprachigen — im Sinne der Affirmative Action systematisch erstgereiht und grafisch hervorgehoben wird. Während Deutsch in Südtirol nicht einmal mehr zweitgereiht gleichberechtigt neben Italienisch steht, und zwar unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen in der jeweiligen Ortschaft.

    Doch während diese illegale Situation zu Lasten der deutschen Sprache (auch am Bahnhof der Landeshauptstadt und in Zügen, die sie anfahren!) hingenommen wird, schreitet der Bozner Gemeinderat just dann zur Tat, wenn irgendwo — völlig legal — die Minderheitensprache erstgereiht wird. Dieser Logik folgend müssten jetzt dieselben Parteien proaktiv tätig werden, um von RFI die Erstreihung der deutschen Sprache an Südtiroler Bahnhöfen zu fordern, zumindest in all den Ortschaften, wo es eine deutschsprachige Mehrheit gibt. Man kann sich ausmalen, dass das nicht geschehen wird.

    Doch dass noch nicht einmal die SVP oder die Grünen gegen eine so absurde und einseitige Forderung gestimmt haben, halte ich für eine minderheitenpolitische Bankrotterklärung.

    Bozen ist somit die einzige mir bekannte Hauptstadt eines Minderheitengebietes (und ich kenne einige), wo sich in Regierung und Opposition ebenso wie in Mehr- und Minderheit niemand findet, der gegen die Bevorzugung der Staats- gegenüber der Minderheitensprache stimmt.

    Cëla enghe: 01 || 01 02 03



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  • Cymru: So geht zweisprachige Bahn.

    Wir Südtirolerinnen mit der »vorzeigsten« Autonomie der Erde müssen seit Jahrzehnten — bis zur Erschöpfung — immer und immer wieder die gleichen Kämpfe führen, damit der italienische Schienennetzbetreiber RFI (ebenso wie die Post und andere öffentliche Dienste) unsere Sprachrechte wenigstens nicht ganz ignoriert und schlussendlich, wie zuletzt in Brixen, »versehentlich« in die italienische Einsprachigkeit abdriftet. Es ist so mühsam, dass manche die Hoffnung auf eine vollständige Einhaltung unserer verbrieften Rechte schon ganz aufgegeben haben. Manchmal entsteht sogar das Gefühl, dass nicht sosehr die systematische Missachtung der Mehrsprachigkeit, sondern vor allem der Einsatz für deren Einhaltung als Zumutung empfunden wird.

    Positive Diskriminierung

    Währenddessen durfte ich kürzlich bei einem Aufenthalt in Cymru (engl. Wales) konstatieren, dass der dortige Schienennetzbetreiber ganz selbstverständlich auf die walisische Sprache setzt — und diese sogar »positiv diskriminiert«. Bei allen Schildern, Aufschriften, Anzeigen scheint hier die Landessprache an erster Stelle auf, während die nationale (und gleichzeitig internationale) Verkehrssprache Englisch systematisch zweitgereiht ist. Dies gilt auch für Schilder der gesamtstaatlichen Bahnpolizei (vgl. 01). In den meisten Fällen ist das Walisische auch noch zusätzlich grafisch hervorgehoben.1Fettschrift oder rote Farbe

    Bahnhof Bangor – Bilder zum Vergrößern anklicken

    Diese Tatsache gilt gleichermaßen für den Hauptbahnhof der Landeshauptstadt Caerdydd (engl. Cardiff) mit nur knapp 11% Walisischsprachigen und zum Beispiel für den Bahnhof von Bangor in der Region Gwynedd, wo gut 64% Walisischsprachige leben. Niemand scheint irgendwo das Bedürfnis zu haben, die Überordnung der »Staatssprache« gegenüber einer Minderheitensprache zu zeigen, ganz im Gegenteil.

    Bahnhof Caerdydd/Cardiff – Bilder zum Vergrößern anklicken

    Hierzulande sind wir hingegen bereits froh, wenn Deutsch im Vergleich zur Staatssprache Italienisch vom Schienennetzbetreiber RFI wenigstens nicht — wie seit einigen Jahren der Fall — grafisch schlechtergestellt oder gleich ganz eliminiert wird. Von einer Erstreihung oder einer grafischen Hervorhebung der Minderheitensprachen im Sinne der Affirmative Action, wie sie in Cymru praktiziert wird, ist in Südtirol gar nicht erst die Rede.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01 02 03 04 05

    • 1
      Fettschrift oder rote Farbe


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  • Eiskanal ganz sicher nicht in Italien.
    Olympia 2026

    Noch im Jänner dieses Jahres hatte Alex Tabarelli, Präsident des Südtiroler Landeskomitees im NOK (CONI), bei Pro&Contra die nationalistische Linie vorgegeben und prophezeit:

    Die Olympischen Spiele organisiert Italien, wir werden ganz sicher in Italien eine Bahn bauen.

    — Alex Tabarelli

    Transkription von mir

    Nun steht fest: Italien wird für die olympischen Winterspiele 2026 ganz sicher keine Bobbahn in Anpezo bauen. Das hat das NOK inzwischen bestätigt. Wo die Bewerbe stattdessen durchgeführt werden, ist hingegen noch offen. In der engeren Auswahl befinden sich Igls und St. Moritz.

    Klar ist, dass nicht Einsicht und Vernunft, nicht Überlegungen im Sinne der ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit, schon gar nicht der Wille zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit — wie sie unter anderem das zivilgesellschaftliche und oppositionelle Südtirol1hier insbesondere das Team K gefordert hatte — für die jetzige Entscheidung ausschlaggebend waren, sondern einzig und allein Unfähigkeit. Bis zuletzt wurde massiv in Richtung einer national(istisch)en Lösung gearbeitet, letztendlich wollte aber kein Bauunternehmen das vorhersehbare Desaster mitverantworten. Für jemanden wie Tabarelli wäre dieses Ergebnis in vielen Ländern ein Rücktrittsgrund.

    Cëla enghe: 01 02 03

    • 1
      hier insbesondere das Team K


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  • Umweltlandesrat für freien Transit.
    Giuliano Vettorato

    Anstatt sich für den Auftritt von Matteo Salvini am Brenner zu schämen und demnach zu schweigen — wenn er ihm schon nicht offen widersprechen mag —, hat der Südtiroler Umweltlandesratdarsteller Giuliano Vettorato (Lega) jetzt beschlossen, sich auch noch ausdrücklich auf die Seite seines Parteichefs zu stellen. Dabei bezeichnet der LH-Stellvertreter die Nordtiroler Maßnahmen zur Einschränkung des Transitverkehrs als »Scheinumweltschutz«, weil sie an Tagen mit Lkw-Blockabfertigung die NO2-Belastung in Brixen um 32% und in Bozen um 26% ansteigen ließen. Falls dies stimmt, gäbe es genau zwei Möglichkeiten: sich mit Nordtirol abstimmen und die Maßnahmen (Nachtfahrverbot, sektorale Verbote, Blockabfertigung, Abfahrverbot, Lufthunderter, Mauterhöhung, Lkw-Überwachung, Geschwindigkeitskontrollen, RoLa) auf Südtirol auszudehnen, um die hiesige Bevölkerung und das Klima zu schützen — oder aber gegen Nordtirol zu wettern und die Wiederherstellung der völligen Transitfreiheit zu fordern, um die Emissionen noch weiter steigen zu lassen. Der angebliche Umweltlandesrat entscheidet sich mit Verweis auf den BBT, der (ab 2032!) für eine mickrige Entlastung sorgen könnte, für letzteres und macht damit deutlich, wie krass ungeeignet er für den Posten ist. Natürlich: der Weg des geringsten Widerstands ist seiner allemal, denn um selbst Maßnahmen zu erlassen, müsste man entweder als Land Südtirol die entsprechenden Zuständigkeiten haben (was nicht der Fall ist) oder endlich Rom dazu bewegen, etwas zu tun. Das jedoch ist mit der rechtsrechten Regierung und einem Minister Salvini noch schwieriger als ohnehin in Italien. Da fällt es doch wesentlich leichter, gegen Nordtirol zu wettern — das die Maßnahmen übrigens nur deshalb einseitig erlassen hat, weil sich die Anrainer nie wirklich an einer gemeinsamen Lösung interessiert gezeigt haben, die nicht einfach »freie Fahrt« und »weiter wie bisher« gelautet hätte. Bleibt nur zu hoffen, dass Südtirol nach der anstehenden Landtagswahl eine echte Umweltlandesrätin bekommt, wiewohl das Gegenteil zu befürchten ist.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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  • Unfähige Separatistinnen.

    In seiner wöchentlichen (antiseparatistischen) Kolumne Jenseits des Brenners schreibt Zeit-Autor Ulrich Ladurner in ff-Ausgabe 37/23 vom 14. September erneut über Schottland:

    Diese Separatisten sind unfähig

    Die [SNP] will die Unabhängigkeit, schafft es aber nicht, die Menschen an der eigenen Peripherie mit der grundlegendsten Dienstleistung zu Versorgen: einer Verbindung zum “Mutterland”.

    – Ulrich Ladurner

    Während er noch wenige Wochen zuvor eklatante Fake News über Schottland verbreitet hatte, hat Ladurner in diesem Fall absolut Recht. Wie er schreibt, seien im Jahr 2022 sage und schreibe 1.830 Fahrten zu schottischen Inseln ganz ausgefallen. (Zur Einordnung: Bei insgesamt 162.790 Verbindungen — oder 446 pro Tag — sind das 1,12%). Auf der Insel South Uist, wo die Fährverbindung immer wieder »wegen technischer Mängel und Managementfehlern« unterbrochen gewesen sei, hätten im Juni 500 der 1.900 Einwohnerinnen gegen die Regierung protestiert, wie Ladurner berichtet.

    Stimmt: In etablierten Staaten (und überall dort, wo keine Separatistinnen am Werk sind)…

    • gibt es — Südtirol docet — niemals irgendwelche Skandale;
    • funktionieren öffentliche Dienste (und insbesondere der ÖV) immer zur vollsten Zufriedenheit;
    • gehen Bürgerinnen niemals gegen eine Regierung auf die Straße.

    Staaten, wo dies dennoch der Fall wäre, würde man selbstverständlich wegen Unfähigkeit sofort die Eigenständigkeit aberkennen. Und Ladurner wäre freilich der Erste, der ihren Fortbestand in Frage stellen würde. Das nehmen wir jedenfalls an — denn alles andere wäre leider inkonsequent.

    Cëla enghe: 01 02 03



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  • Benvenuti nella colonia.

    Qualche anno fa il gestore ferroviario pubblico italiano (RFI) aveva iniziato a disapplicare, sistematicamente, l’obbligo di utilizzare lo stesso carattere per il tedesco e l’italiano nella cartellonistica delle stazioni in Sudtirolo. In seguito all’intervento del Governo sudtirolese, invece di rettificare, come promesso, hanno ulteriormente peggiorato la situazione, fregandosene totalmente.

    Ora però RFI è riuscita a fare ancor meglio, e nel corso della ristrutturazione della stazione ferroviaria di Brixen ha ripristinato la situazione a com’era durante l’era fascista, eliminando completamente il toponimo tedesco:

    Fotografie Wolfgang Niederhofer

    Io al caso ormai non ci credo più, anche perché le apparenti «sviste» vanno tutte sempre «casualmente» nella medesima direzione (a scapito del tedesco) e perché ci si spinge sempre oltre, passo dopo passo, passando oltretutto da una situazione che già rispettava il diritto al bilinguismo a una che non lo rispetta più. Non c’è quindi nemmeno la scusante dell’ignoranza. Inoltre, perché tali cartelli giungano a destinazione, l’ipotetica «svista» dovrebbe passare inosservata per varie fasi, per varie istanze e davanti a troppi occhi, ed è semplicemente impossibile che da chi progetta e ordina i cartelli sino a chi effettua materialmente il montaggio o chi presidia la stazione nessuno si accorga dell’errore — che, appunto, errore non è.

    Ma finché accettiamo queste continue sopraffazioni e le ormai inascoltabili scuse che regolarmente seguono, aspettando per anni rettifiche che non arrivano (quasi) mai1e quando arrivano arrivano tardi e hanno già contribuito a spostare il «dicibile» e l’immaginabile, le cose purtroppo non cambieranno. Lo stato nazionale è così che per indole tratta le sue colonie.

    Cëla enghe: 01 || 01 02

    • 1
      e quando arrivano arrivano tardi e hanno già contribuito a spostare il «dicibile» e l’immaginabile


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