Wochenlang hat sich halb Südtirol zum Thema Inklusion die Finger wund geschrieben. Und jetzt kommt aus Rom die Weisung, Schülerinnen mit schlechter Betragensnote durchfallen zu lassen. Das heißt: sie — statt mit und an ihnen zu arbeiten — für ihr Verhalten auch noch mit verlängertem Schulbesuch zu bestrafen, aus dem gewohnten Klassenverband zu nehmen, somit zu stigmatisieren und ein ganzes Jahr wiederholen zu lassen, auch wenn sie den Stoff bereits beherrschen.
Als ob es Aufgabe der Schule wäre, Ordnungsamt zu spielen und als ob es ausgerechnet etwas bringen würde, verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche auszugrenzen und zu unnützer Wiederholung von Lernstoff — also Langeweile — zu verdonnern. So stellen sich die neofaschistischen Freunde der SVP wohl Schule vor: als eine Art Strafanstalt, an der Kinder mit Problemen möglichst lange verwahrt werden sollen. Bildungsminister Giuseppe Valditara (Lega) ist ja sogar ganz explizit der Meinung, dass Demütigungen sinnvoll seien.
Vizelandeshauptmann Marco Galateo (FdI) will die reaktionären römischen Vorgaben eigenen Angaben zufolge unverzüglich in die Tat umsetzen. Während wir auf die Wiedereinführung der körperlichen Züchtigung wohl leider noch etwas warten müssen.
Dankenswerterweise will Landesrat Philipp Achammer (SVP) bei diesem Schwachsinn nicht mitmachen. In der Hoffnung, dass die nur sekundäre bildungspolitische Befugnis ausreicht, sich der rückwärtsgewandten Neuerung aus Rom zu entziehen.
Aber… zum Glück ist Südtirol Italien.