Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Separatismus als Zeichen von Stärke.

    Rick Noack, in London lebender Reporter der Washington Post, stellt in einem Kommentar für das us-amerikanische Blatt die These auf, der europäische Separatismus sei kein Zeichen der Uneinigkeit, sondern eins der Stärke.

    Beispielhaft nennt er drei Regionen, in denen er baldige Unabhängigkeitsreferenda für wahrscheinlich hält: Färöer, Katalonien und Schottland.

    Auf den zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln, die derzeit nicht zur EU gehören, wolle man im kommenden Jahr über eine neue Verfassung abstimmen, die den Weg zur Selbstbestimmung ebnen würde. Die Färinger möchten, so Noack, ihr Verhältnis zur EU als unabhängiger Staat neu verhandeln. Ihre Zugehörigkeit zu Dänemark habe dies bislang behindert.

    Die Katalaninnen gehörten zu den loyalsten EU-Befürworterinnen. Rund 200.000 Menschen hätten kürzlich in Barcelona für die Übernahme von Flüchtlingen demonstriert, da Spanien die europäischen Quoten nicht erfüllt. Demonstrativ sprächen sich UnabhängigkeitsbefürworterInnen zudem für Katalonien als neuen Staat in Europa aus. Und der stark pro-europäisch gesinnte Regionalpräsident Puigdemont hoffe, nach der Unabhängigkeit nicht mehr den Umweg über Madrid nehmen zu müssen, um Einfluss auf die gesamteuropäische Politik zu nehmen.

    Die Tatsache, dass Schottland ein zweites Unabhängigkeitsreferendum plant, sei schließlich primär auf den Wunsch zurückzuführen, die EU nicht zu verlassen. Im Jahr 2014 haben sich die SchottInnen zwar gegen die Eigenstaatlichkeit entschieden, doch damals hatte London noch vor einem EU-Ausschluss gewarnt. Inzwischen ist das Königreich auf dem Weg des Austritts, während Schottland klar gegen den Brexit gestimmt hat.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Antwort an den Landesbeirat der Schülerinnen.

    In der dieswöchigen ff (Nr. 18/2017) ist ein — von Jasmine Rouimi und Max Ebensberger unterschriebener — Gastkommentar des Landesbeirats der Schülerinnen und Schüler zum Thema Mehrsprachigkeit erschienen, den ich hier auszugsweise kommentieren will:

    Dürfen Politiker, Parteien, Vereine und Verbände mit ihren oft persönlichen und populistischen Meinungen Einfluss auf die schulische Ausbildung nehmen und damit mögliche Erfolgswege der Südtiroler Jugendlichen lang- und kurzfristig verbauen?

    Ich glaube, das ist es, was wir »Demokratie« und »Mitbestimmung« nennen. Das Schulsystem betrifft zwar die SchülerInnen am unmittelbarsten, doch es hat kaum zu überschätzende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Was gelernt wird und was nicht gelernt wird beeinflusst, wie wir uns und die anderen sehen oder welches Wissen und welche Fähigkeiten wir als Gesellschaft für so wichtig halten, dass sie von allen beherrscht werden sollten.

    Wir haben ein öffentlich finanziertes, allen offenstehendes Bildungssystem, an dessen Ausrichtung die Allgemeinheit ebenso mitwirken soll und kann, wie Verteidigungspolitik nicht nur vom Militär, Wirtschaftspolitik nicht nur von Wirtschaftstreibenden und Gesundheitspolitik nicht nur von Ärzten gemacht wird. Wer sich am Einfluss von Politikern, Parteien, Vereinen und Verbänden stört, hat die Möglichkeit, eine private Schule zu besuchen.

    Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse auswärtiger Sprachwissenschaftler (wo sind unsere eigenen?) deuten in eine klare Richtung: Mehrsprachigkeit fördert kognitive sowie soziale Fähigkeiten und vereinfacht Austausch und Toleranz. Die Freie Universität Bozen wartet hierzu bereits mit einem Forschungsbereich auf: “Sprachen und Ausdrucksformen in der multikulturellen und mehrsprachigen Gesellschaft”. Wen meinen die? Uns? Multikulturell und mehrsprachlich [sic]?

    • Es stimmt nicht, dass alle wissenschaftlichen Erkenntnisse auswärtiger Sprachwissenschaftlerinnen in eine Richtung weisen.
    • Wo unsere eigenen Sprachwissenschaftlerinnen sind?
      • Sie, die die Situation in Südtirol kennen, klagen zum Beispiel darüber, dass es hierzulande meist um »möglichst früh, möglichst alles, möglichst schnell« gehe. Sie differenzieren und bringen Verständnis für die speziellen Probleme einer Minderheit im Nationalstaat auf.
      • Außerdem warten sie mit einem Forschungsbereich auf, der den SchülervertreterInnen offenbar gut gefällt. Und natürlich meinen sie (auch) uns: Wer behauptet, Südtirol sei nicht multikulturell und mehrsprachig, sieht die Realität vermutlich durch eine dunkle Brille.

    Wir beherrschen nur eine Sprache wirklich gut: unsere Muttersprache, also den jeweiligen Dialekt. Bei unserem “Hochdeutsch” wird es meist peinlich, beim Italienischen sind wir oft beim Lächerlichen.

    Unser Hochdeutsch (Stichwort Diglossie — ganz ähnlich wie in der deutschsprachigen Schweiz) mag holprig sein, einschlägige Studien (Eurac, Pisa-Test) konnten aber bislang keine gröberen Mängel feststellen. Doch selbstverständlich ist es deshalb auch umso wichtiger, die Standardsprache in der Schule gut zu erlernen und zu üben.

    Dass die Italienischkenntnisse der deutschsprachigen Südtirolerinnen »lächerlich« wären — ich weiß ehrlich gesagt nicht, auf welchen objektiven Befunden diese Feststellung fußt. Auch hier spricht das, was uns vorliegt, dagegen: Die Zweitsprachkenntnisse der Deutschsprachigen sind besser, als jene der Italienischsprachigen — und in beiden Sprachgruppen nehmen sie zu.

    Ein Armutszeugnis, da Südtirol zu Italien gehört und es somit unser Recht als Bürgerinnen und Bürger ist, die Landessprache Italienisch durch die Schulbildung in ausreichender Menge und Qualität vermittelt zu bekommen. Italienisch ist keine Fremdsprache, sondern eine Zweitsprache.

    Hier unterwerfen sich Rouimi und Ebensberger dem nationalstaatlichen Prinzip, das in seinem Selbstverständnis nicht einer Logik von Mehr-, sondern einer von Einsprachigkeit gehorcht, wiewohl es den Autoren vielleicht nicht bewusst ist. Italienisch sollten — und das ist glaube ich ziemlich unstrittig — in Südtirol alle in ausreichender Menge und Qualität vermittelt bekommen; aber nicht, weil wir Teil des Nationalstaats Italien sind, sondern weil es sich um eine wichtige Landessprache handelt. Das ist auch der Grund, warum wir Italienisch gerne als »Zweitsprache« bezeichnen können, auch wenn es sich bei »Fremdsprache« eher um einen (manchmal missbrauchten) didaktischen Begriff handelt: Mitunter hört man in Südtirol, Schülerinnen hätten mit Englisch weniger Schwierigkeiten, als mit Italienisch, weil die englische Sprache mit einer moderneren Didaktik unterrichtet werde. In diesem Zusammenhang wird manchmal die Forderung laut, von einer Zweitsprachendidaktik zu einer Fremdsprachendidaktik überzugehen.

    Wem der Zweit- oder Fremdsprachunterricht in der deutschsprachigen Schule nicht mehr ausreicht, der hat hierzulande die Möglichkeit für eines oder mehrere Jahre an eine italienischsprachige Schule zu wechseln. Meinetwegen auch, um seinen Durst nach Nationalstaat zu stillen.

    Der Weg von der Ein- hin zur Mehrsprachigkeit liegt in unserem Nationalstaat Italien offen, das damit verbundene Umdenken wollen wir auch an den Schulen Südtirols verbreitet wissen.

    Italien ist — obschon die Südtirolerinnen dazu nie befragt wurden — unser Staat, aber mit Sicherheit nicht unser Nationalstaat. Unser Land genießt genau deshalb eine Autonomie, weil es sich aus »nationaler« Sicht vom Nationalstaat unterscheidet. Wenn uns das nicht mehr wichtig ist, öffnen wir nicht der Mehrsprachigkeit, sondern der nach unten nivellierenden, einsprachigen Logik des Nationalstaats Tür und Tor — die Italien übrigens mit allen anderen Nationalstaaten gemein hat.

    Ein Stillstand im Bildungsapparat, bei der Weiterentwicklung und Änderung des Unterrichts wird die Zukunftschancen der Südtiroler Jugendlichen zerstören.

    Vieles kann man dem Südtiroler Bildungswesen vorwerfen, nur keinen Stillstand. Vielmehr wird — auch und gerade bei der Sprachvermittlung — ständig herumexperimentiert und angepasst, mitunter ziemlich leichtfertig und ohne die wünschenswerte Sorgfalt.

    Um ein guter Südtiroler zu sein, braucht man niemanden zu verachten.

    Diesem Satz ist zuzustimmen — doch ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass das derzeitige Schulsystem irgendetwas mit der Verachtung anderer zu tun hat.

    Wir setzen uns klar für einen mehrsprachigen Unterricht an Südtiroler Schulen ein. Die geeigneten Methoden dafür, die optimale Didaktik, die Qualifizierung des Lehrpersonals müssen von Politikern und Schulämtern gemeinsam mit Forschungsinstitutionen erarbeitet und eingeführt werden. Das sind ihre Aufgaben in der neuen, modernen Schulpolitik, die wir einfordern.

    Wenn ich das — im Kontext mit dem ersten Absatz — richtig verstehe, sollen Politiker und Schulämter »Befehlsempfänger« von Forschungsinstitutionen sein. Forderungen (zum Beispiel die nach mehrsprachigem Unterricht) kann man in einer Demokratie natürlich jederzeit erheben, wer die Politik jedoch der Wissenschaft unterordnen will, ist auf dem Weg in die Technokratie.

    Spätestens dann stellt sich außerdem die Frage: Welche Wissenschaft? Kaum eine Meinung — auch nicht jene zur Sprachvermittlung — ist in der Wissenschaft unumstritten.

    Es gibt Kinder auch aus Nicht-EU-Ländern, diese lernen ihre Muttersprache familienintern, in der Schule lernen sie Deutsch, Italienisch und Englisch, und auf dem Schulhof oder im Umgang mit uns Einheimischen auch noch den Dialekt.

    Interessant: Die Südtiroler Schülerinnen werden angeblich nicht in die Lage versetzt, eine zweite Sprache ausreichend zu lernen, während Zuwandererkinder neben ihrer Muttersprache — an denselben Schulen — drei Sprachen und (mindestens) einen Dialekt lernen? Wenn das bloß kein Widerspruch ist, in den sich Rouimi und Ebensberger verstrickt haben, um das nächste Argument einzuführen:

    Bis heute ist kein Fall bekannt, bei dem ein Jugendlicher durch diesen Sprachenmix und -austausch Schaden genommen hätte. Doch die Botschaft des Austausches ist in den Köpfen vieler Südtirolerinnen und Südtiroler noch nicht zur Gänze angekommen. So zum Beispiel in der deutschen Schule. Sie will deutsch bleiben. Ist dies zukunftsweisend?

    Meines Wissens kann etwa CLIL sehr wohl negativen Einfluss auf den Erwerb von Fachwissen haben, wenn gewisse Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Auch nach den »modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen«. Dies auszublenden bringt weder BefürworterInnen noch Gegnerinnen etwas.

    Doch noch grundsätzlicher: Hier wird so getan, als wäre die deutschsprachige Schule monolingual und als widersetze sie sich der Vermittlung anderer Sprachen. Wahr ist hingegen, dass wir es in Südtirol mit einem funktionierenden, leistungsfähigen, inklusiven und anderen Sprachen gegenüber offenen Schulsystem zu tun haben und dass es in (fast) allen einschlägigen Diskussionen um das wie und nicht um das ob des Spracherwerbs geht.

    Wer sich nicht anpasst, wer nicht im Fluss der Entwicklungen bleibt und stattdessen auf unveränderbaren Traditionen beharrt, stirbt.

    Ziemlich apokalyptisch, was uns da aufgetischt wird.

    Unsere Vision ist es, dass Südtirol im internationalen Vergleich der Mehrsprachigkeit nicht zurückbleibt, sondern seine idealen Grundvoraussetzungen für das Erlernen einer Zweit- und Drittsprache erkennt und damit Vorteile für Südtiroler Schülerinnen und Schüler ausschöpft, denn ohne gut ausgebildete Jugend hat das Land keine Zukunft.

    Das sind edle Gründe, doch man sollte im Anpassungsdrang — wie eingangs erwähnt — nicht die gesamtgesellschaftliche Komponente außer Acht lassen. Und die fehlt auch in diesem Aufruf wieder vollständig: Außer an bestmöglichem Spracherwerb, den in Südtirol fast niemand mehr in Frage stellt, sollten wir uns auch an einer nachhaltigen Entwicklung orientieren, die nicht nur die jetzige Jugend, sondern die Gesellschaft als Ganzes im Blick hat.

    Warum wird Immersion in Ländern wie Kanada (wo sie erfunden wurde) und Finnland nur sehr selten in der staatlichen Mehrheitssprache angeboten — auch dort, wo (wie in Québec) die Minderheitensprache regional in einer Mehrheitssituation ist? Nur Zufall oder hat das gute Gründe? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht… wissen es Rouimi und Ebensberger?

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Workshop mit Jim und Jean Rough.

    Das soziale Unternehmen Blufink und die Cusanus Akademie kündigen — schon jetzt — für den 20.-22. November ein Treffen mit Jim und Jean Rough in Brixen an.

    Jim Rough hat die Methode Dynamic Facilitation und den Beteiligungsprozess des Bürgerrats entwickelt. […] Hier haben Sie die Möglichkeit, das Format selbst zu erleben und sich mit dem Entwickler direkt über seine Erfahrungen auszutauschen.

    — Bluefink

    Die Workshops sind dreisprachig (Deutsch/Italienisch/Englisch) und finden in den Räumlichkeiten der Cusanus Akademie statt.



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  • Ärgernis Brennerautobahn.
    Mangelhafte Instandhaltung und Risiken

    Den zahlenden Nutzerinnen der (weitgehend in öffentlichem Besitz befindlichen) Brennerautobahn präsentiert sich der — einstige — Blendschutz zwischen Klausen und Bozen als an Schlampigkeit und Verwahrlosung schwer zu überbietender »Augenschmaus«. Bei mir wirft dieser Dauerzustand inzwischen einige Fragen auf:

    • Zunächst und ganz grundsätzlich: Fällt dieses Bild der Verwüstung in der Betreibergesellschaft eigentlich jemandem auf?
      • Falls ja, reichen die Mautgebühren nicht für eine ordentliche Instandhaltung?
      • Und: Welchen Respekt hat die Autobahngesellschaft für die eigenen Kundinnen?
    • Ist hier überhaupt ein Blendschutz nötig?
      • Wenn nicht — warum wird er dann nicht abmontiert?
      • Wenn ja — warum wird er nicht in einen funktionstüchtigen Zustand  gebracht?
    • Nicht zuletzt: Stellt der derzeitige Zustand mit verbogenen, abgebrochenen und teils in die Fahrbahn ragenden Paneelen  — speziell, aber nicht nur für die »schwächeren« Verkehrsteilnehmerinnen (Motorradfahrerinnen…) — nicht auch ein Sicherheitsrisiko dar?

    Der Zustand des Blendschutzes ist übrigens nicht der einzige (sondern nur ein besonders auffälliger) Indikator für schlechte Instandhaltung an der A22. Mir fallen da spontan noch ein:

    • Beschädigte Leuchtmarkierung (seitliche Ledstreifen) in fast jedem Tunnel;
    • Kaputte Fahrbahnbegrenzungen, einschließlich regelmäßig auf der Fahrbahn herumliegenden Sichtzeichen (z.B. an den Auffahrten Bozen Nord und Brixen/Pustertal — Sturzgefahr?);
    • Fehlende Wandverkleidungselemente in mindestens einem Tunnel;
    • Bröckelnde seitliche Stützwände mit fehlenden (abgefallenen) Verkleidungselementen;
    • Fahrbahnschäden und teils enorme Unebenheiten (z.B. im Virgltunnel);
    • Schlechter Zustand statischer Strukturen mit teils freiliegenden Bewehrungseisen (z.B. Steinschlagschutzüberbauung Nähe Brennerpass).

    Hinweis: Sämtliche Fotos wurden während einem der zahlreichen Staus der letzten Zeit geschossen — im Stand und sogar mit abgeschaltetem Motor.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



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  • Ada Colau verbannt López y López.

    Die Stadtregierung von Barcelona um die basisdemokratisch gesinnte Bürgermeisterin Ada Colau hat heute bekanntgegeben, dass sie bis Jahresende die Plaça Antonio López umbenennen und die dem derzeitigen Namensgeber gewidmete Statue entfernen lassen wird. In einem zweiten Schritt soll ein Planungswettbewerb zur Umgestaltung des Platzes durchgeführt werden.

    Statue von Antonio López y López (Foto: Jordi Ferrer, CC BY-SA)

    Antonio López y López (1817-1883) war in den Sklavenhandel mit der damaligen spanischen Kolonie Kuba involviert, weshalb SOS Racisme 2014 und die linke CUP 2016 die Beseitigung der Statue gefordert hatten.

    Die Stadtregierung kündigte ferner an, dass an der Fassade einer auf demselben Platz befindlichen Polizeidienststelle eine Tafel angebracht wird, die an die dort während der Franco-Ära stattgefundenen Folterungen erinnert.

    Siehe auch: 01 02 03 || 01



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  • Frühjahrsputz in New Orleans.
    Denkmäler der Konföderation werden beseitigt

    Mitchell J. Landrieu, Bürgermeister von New Orleans, hat den Abbruch mehrerer Monumente aus dem 19. Jahrhundert angeordnet, die in der Stadt nach wie vor an den Sezessionskrieg erinnerten. Damals gehörte Louisiana zur »Konföderation«, einem Bund aus den USA ausgetretener Südstaaten, der unter anderem gegen die Abschaffung von Sklaverei kämpfte.

    Die Beseitigung dieser Statuen sendet den Menschen in New Orleans und in den USA eine klare Botschaft: New Orleans zelebriert unsere Diversität, Inklusion und Toleranz.

    — BM Mitchell J. Landrieu (Demokraten)

    Ohne Ankündigung des Zeitpunkts wurde in der Nacht vom 23. auf den 24. April zunächst das Battle-of-Liberty-Place-Monument — ein Obelisk — entfernt. Die Polizei riegelte das Gebiet ab, Scharfschützen gingen auf umliegenden Dächern in Stellung und die mit dem Abbruch beauftragten Arbeiter trugen — aufgrund des weitverbreiteten Waffenbesitzes in den USA — schusssichere Arbeitsbekleidung und waren vermummt.

    Uns geht es darum, der ganzen Welt zu zeigen, dass wir als Stadt und als Bevölkerung zu Einsicht, Verständnis und Versöhnung fähig sind und — das ist das Wichtigste — eine bessere Zukunft wählen. Wir können dieser trennenden Kapitel unserer Geschichte in einem Museum oder in einer anderen Einrichtung gedenken, wo sie in einen [geeigneten] Kontext gestellt werden können. Das ist, wohin diese Statuen gehören.

    — BM Mitchell J. Landrieu (Demokraten)

    Die Beseitigung des Liberty-Place-Denkmals folgt auf einen richterlichen Beschluss vom 8. März, der der Stadt das Recht zuspricht, das Denkmal zu entfernen.

    Ganz zufällig wurde der Zeitpunkt des Abbruchs indes nicht ausgewählt: Am 24. April werden in mehreren Südstaaten der USA bis heute die Konföderation und der »weißen Suprematismus« gefeiert.

    Wir werden nicht weiter gestatten, dass die Konföderation im wörtlichen Sinn auf ein Podest gestellt wird.

    — BM Mitchell J. Landrieu (Demokraten)

    Die vier zu beseitigenden Denkmäler, wovon das 3. v.l. (Liberty Place) bereits entfernt wurde. (Bild: commondreams.org – Montage: WILX)

    Der Obelisk war schon zweimal (1974 und 1993) durch neue Inschriften »historisiert« worden:

    Although the “battle of Liberty Place” and this monument are important parts of the New Orleans history, the sentiments in favor of white supremacy expressed thereon are contrary to the philosophy and beliefs of present-day New Orleans.

    — (1974)

    In honor of those Americans on both sides who died in the Battle of Liberty Place
    Members of the Metropolitan Police:
    John H. H. Camp – John Kennedy – Edward Simon
    J.F. Clermont – J.E. Koehler – William Thornton
    David Fisher – James McManus – Rudolphe Zipple
    Armsted Hill – Michael O’Keefe
    A conflict of the past that should teach us lessons for the future.

    — (1993)

    In naher Zukunft sollen — ebenfalls ohne Ankündigung des genauen Zeitpunkts — weitere drei belastete Denkmäler aus der damaligen Zeit beseitigt und vorerst in einem Magazin zwischengelagert werden. Erst dann wird man sich über die endgültige Unterbringung Gedanken machen.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 || 01 02



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