Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Francisco Franco muss weichen.

    Die sterblichen Überreste von Diktator Francisco Franco sollen exhumiert und an einen neuen Ort verlegt werden. Einem entsprechenden, hoch umstrittenen Antrag der sozialistischen PSOE stimmte der spanische Kongress gestern mit großer Mehrheit (PSOE, Podemos, Ciudadanos, PDeCAT und EAJ) zu. Obschon sie den Sozialistinnen vorgeworfen hatte, die »Werte« der demokratischen Transition über Bord zu werfen, entschied die regierende Volkspartei (PP), sich gemeinsam mit ERC (der die Vorlage nicht weit genug ging) der Stimme zu enthalten.

    Bis heute ist der Diktator in der monumentalen Anlage Valle de los Caí­dos (»Tal der Gefallenen«) bestattet, die er zur Verherrlichung seines Regimes und in Erinnerung an den spanischen Bürgerkrieg noch zu Lebzeiten errichten ließ.

    Die gestern verabschiedete Vorlage sieht ferner vor

    • die sterblichen Überreste von José Antonio Primo de Rivera zu verlegen;
    • am Valle de los Caí­dos Gedenktafeln für die Zwangsarbeiter, die den Bau von 1940 bis 1959 errichtet hatten, anbringen zu lassen;
    • eine DNA-Datenbank der oftmals gegen den Willen ihrer Angehörigen im Valle begrabenen Opfer beider Seiten zu erstellen, um deren Identifizierung zu ermöglichen.

    Siehe auch: 01 02 03 || 01 02



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  • »Die Websters« — fünfsprachig.
    Mehrsprachige Willensgemeinschaft versus Nationalstaat

    Bild: websters.ch

    Das schweizerische Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) — Geschäftsstelle Informationsgesellschaft hat gemeinsam mit der Schweizerischen Kriminalprävention und Pro Juventute ein Onlineprojekt (Die Websters) gestartet, dessen Ziel es ist, die Bevölkerung mit kurzen Cartoons über die Risiken des Internet aufzuklären.

    Interessant ist aus Südtiroler Sicht nicht nur der Inhalt, sondern die Tatsache, dass das Projekt in der konstitutiv mehrsprachigen Schweiz natürlich in sämtlichen Amtssprachen konzipiert ist. Und weil der Quellcode bereits darauf ausgelegt war, ging sich offenbar gleich auch noch eine weitere Version in englischer Sprache aus.

    Zum Vergleich: Hierzulande erliegt der Zentralstaat seinem »nationalen« Reflex und nimmt die zunehmende Digitalisierung zum Anlass, trotz Südtirolautonomie die Mehrsprachigkeit auszuhebeln.

    Mit demselben Aufwand wie die Eidgenossenschaft könnte man in Italien zum Beispiel die fünf Sprachen Italienisch, Sardisch, Friaulisch, Deutsch und Frankoprovenzalisch berücksichtigen.

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Muss TAZ wirklich sein?

    Die TAZ hat sich ein neues (Wieder-)Betätigungsfeld erschlossen: Gesetze aus der faschistischen Diktatur ausgraben und auf ihre Einhaltung pochen. So geschehen vor wenigen Tagen mit einer Vorschrift aus den 1920er Jahren, die vorsah, dass in jedem Klassenzimmer ein Bild des italienischen Königs hängen muss — heute, so das Blatt, müsste man natürlich das Bild des Staatspräsidenten aufhängen.

    Wer hier und hier gedacht hatte, viel tiefer könne man nicht sinken, wurde eines besseren belehrt.

    Mein Vorschlag für die nächste Folge: Herausfinden, ob das Bild von Mattarella laut damaliger Richtlinie über oder unter dem obligatorischen Hinweis

    Es ist verboten, Deutsch zu sprechen und auf den Boden zu spucken!

    hängen muss.



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  • Black Elk Peak… già Harney Peak.
    USA: Ridenominato il picco più elevato a est delle Rocky Mountains

    Nell’agosto del 2015 l’amministrazione Obama decise di restituire al Mount McKinley — cima più alta dell’America del Nord — il suo nome storico in lingua indigena: Denali. Quasi esattamente un anno dopo, agosto 2016, l’U.S. Board on Geographic Names (BGN) decreta un’ulteriore cambio di denominazione: il punto più alto degli Stati Uniti a est delle Rocky Mountains, da Harney Peak diventa Black Elk Peak.

    È ormai assodato che il generale William S. Harney, il cui nome la montagna portava sin dal lontano 1896, durante una battaglia del 1855 avesse massacrato donne e bambini delle popolazioni indigene. Una ragione più che sufficiente, secondo i membri del BGN, per procedere alla ridenominazione — addirittura, fatto più unico che raro, contro l’opinione espressa dall’istituto geografico dello stato interessato, il South Dakota Board on Geographic Names.

    Il nuovo nome di questo picco — distante pochi chilometri fal più famoso Mount Rushmore — è stato scelto per onorare Nicholas Black Elk, un santo del popolo Oglala Lakota (Sioux).

    Dopo due anni di ricerche e consultazioni — fra cui quelle con i rappresentanti delle popolazioni indigene — il BGN ha fatto sapere di aver decretato il cambio di nome in virtù del proprio mandato a evitare «nomi offensivi o sprezzanti di qualsiasi gruppo etnico, sessuale o religioso».

    In Sudtirolo, probabilmente, si sarebbe detto che oggi, a oltre 150 anni dai fatti e a 120 anni dall’intitolazione del monte al generale Harney, nessuno pensa ai suoi crimini quando pronuncia «Harney Peak».

    Vedi anche: 01 02 03



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  • Gefährliche Urnen.

    Die katalanische Regierung hat die Lieferung von Wahlurnen ausgeschrieben. Da vermutet wird, dass diese Urnen zur Durchführung des geplanten Unabhängigkeitsreferendums angeschafft werden, hat die spanische Zentralregierung Unternehmen, die an der Ausschreibung teilnehmen, mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht.

    Dies wiederum hat in der abtrünnigen Region die Frage aufgeworfen, ob man dann irgendwann sogar gegen Waffenexporteure strafrechtlich vorgehen wird.

    Siehe auch: 01 02



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  • Roco/ÖBB: Nationalistisches Fettnäpfchen.

    Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die in Kooperation mit der Deutschen Bahn (DB) schon seit Jahren mit Trikolore-Lok durch Südtirol nach Italien fahren, erliegen schon wieder der nationalstaatlichen Logik: Die Sonderlok zum 150. Jubiläum der (damals übrigens zur Gänze auf österreichischem Gebiet liegenden) Brennerbahn ist nicht nur mit viel rot-weiß-rot und grün-weiß-rot verziert, man liest darauf auch die Namen größerer Stationen zwischen Innsbruck und Bozen — fein säuberlich nach nationalstaatlicher Zugehörigkeit getrennt. Auf Innsbruck und Matrei folgen so Brennero, Bressanone und Bolzano, als ob Brenner, Brixen und Bozen nicht ebenfalls offizielle Stationsnamen wären. Außer in der Südtiroler Landeshauptstadt ist zudem in allen angeführten Ortschaften die deutsche Sprachgruppe in der Mehrheit.

    Die SüdtirolerInnen haben sich Jahrzehntelang für die Gleichstellung der im Faschismus verbotenen »deutschen« Ortsbezeichnungen eingesetzt, weshalb sich ein solcher Fauxpas (noch dazu, wenn er aus dem deutschen Sprachraum kommt) für viele wie eine ordentliche Watsch’n anfühlen dürfte.

    Wie eine rasche Internetrecherche ergeben hat, existieren von der Sonderlok bereits Eisenbahnmodelle, weshalb es das ärgerliche Fettnäpfchen auch noch in zahlreiche Haushalte und Sammlungen schaffen wird.

    Foto: R. Köthe/Fa. Roco.cc (via W. Schmidt GmbH)

    Für diese außerordentliche »Sensibilität« möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bei den ÖBB und der Firma Roco (s. Nachtrag) bedanken.

    Nachtrag: Offenbar wurde das Design vom österreichischen Modelleisenbahnhersteller Roco in Auftrag gegeben und finanziert (orangefarbenes Logo beidseitig links auf der Lok), der damit ein eigenes Sondermodell »rechtfertigen« will. Auch Roco gebührt somit ein Dankeschön!

    Siehe auch: 01 02



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  • Will the Italian language be outlawed?

    [In] what other part of the world would it be possible to outlaw the language of the state?

    This question of Alessandro Urzì, post-fascist member of South Tyrolean Landtag (parliament), quoted by the BBC, is an interesting one, since it can be answered at different levels:

    • Urzì refers to South Tyrol, where nobody even thinks of outlawing the “language of the state” — neither fully nor partially.
    • However, many propose to withdraw officiality from — some or all — place names invented and imposed by a totalitarian regime, and that’s what we (and the BBC) are talking about.
    • We could also question the concept of a (unique) “language of the state”, since there are many states in the world which have more than one official language without any hierarchy.
    • If we reword Urzì’s question in a more consistent way (i.e. “in what other part of the world would it be possible to withdraw officiality from [imposed] place names [in the language of the state]?”) we could list

    See also: 01 02



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  • Alles Spalter.

    Eine der Grundvoraussetzungen für Demokratie ist, dass ich die freie Wahl zwischen zumindest zwei Optionen habe. Ohne diese Wahlmöglichkeit gibt es keinen Meinungspluralismus. Ein solcher wiederum ist Wesensmerkmal einer Demokratie.

    Man möchte also meinen, dass Wahl- und Abstimmungsergebnisse, bei denen sich die Menschen auf Basis ihrer politischen Überzeugungen mittels ihrer Stimme einem Lager zuordnen, Teil eines völlig normalen demokratischen Prozesses seien. Doch wenn man sich die Schlagzeilen nach Urnengängen in letzter Zeit so ansieht, könnte man glauben, dass so ziemlich jede demokratische Entscheidung das apokalyptische Potential hat, ein Land zu spalten oder gar zu zerreißen. Was immer das auch heißen mag.

    • Österreich ist gespalten, weil sich bei einer Stichwahl, bei der natürgemäß zwei (!) Kandidaten zur Auswahl standen, circa 50 Prozent für den einen und 50 Prozent für den anderen entschieden haben. Wäre es denn demokratiepolitisch so viel besser gewesen, wenn einer der Kandidaten in Putinschem Ausmaß gewonnen hätte? “Einiges Österreich”?
    • Großbritannien ist gespalten, weil rund die Hälfte der Bevölkerung bei einer Abstimmung jeweils eine der beiden Optionen gewählt hat. Angelegenheiten, die ohnehin als “common ground” empfunden werden, unterziehen wir jedoch recht selten einer Abstimmung, da eine solche sinnlos erscheinen würde.
    • Frankreich – unabhängig davon wie die heutige Stichwahl ausgeht – ist laut Medien bereits nach dem ersten Wahlgang gespalten, da sich jeweils rund 20 Prozent der Wählerinnen und Wähler für einen der vier erfolgreichsten Kandidaten entschieden haben. Wie hätte denn das Ergebnis des ersten Wahlganges ausfallen müssen, dass Frankreich nach Ansicht der Medien nicht gespalten gewesen wäre?
    • Die USA sind nach der Wahl Trumps gespalten, obwohl sie seit ihrer Gründung ein Mehrheits- statt eines Verhältniswahlrechtes haben, das die Entstehung zweier großer Blöcke begünstigt und seit 1853 immer entweder einen Republikaner oder einen Demokraten ins Weiße Haus gebracht hat. Nur vier Präsidenten schafften seit damals ein Ergebnis von mehr als 60 Prozent der Stimmen bei der Volkswahl.
    • Die Türkei ist gespalten, da sich bei einem Referendum die Cleavages, die in diesem Land – wie auch in den meisten anderen – seit jeher existieren (Stadt vs. Land, Jung vs. Alt, Gebildet vs. Ungebildet, Männer vs. Frauen, Arm vs. Reich usw.), wieder einmal offen gezeigt haben.

    Es mag sein, dass in jüngster Zeit die politische Mitte bei Urnengängen unter die Räder gekommen ist und sich die Menschen zwischen extremeren respektive weiter entfernten Alternativen entscheiden mussten. Dennoch, Demokratie lebt vom Diskurs, vom Meinungspluralismus und vom friedlichen Machtwechsel. Knappe Wahl- und Abstimmungsergebnisse bedeuten nicht notwendigerweise Spaltung oder Zerrissenheit, sondern sind mitunter Ausdruck einer lebendigen und funktionierenden Demokratie. Die Absolutsetzung der eigenen Ansicht stellt hingegen eine Gefahr dar. Eine Abkehr von der Harmoniesucht und ein entspannterer Umgang mit knappen Entscheidungen wären angebracht. Eine Gesellschaft ist nicht immer gespalten oder zerrissen, nur weil sie sich in einer Sach- oder Personalfrage zu ungefähr gleichen Teilen für eine der beiden Optionen entscheidet. Wir sollten akzeptieren, dass selbst Menschen, die sich ideologisch nahe stehen, niemals in allen Fragen konform gehen.

    If you agree with me on nine out of 12 issues, vote for me. If you agree with me on 12 out of 12 issues, see a psychiatrist.

    Ed Koch, ehemaliger Bürgermeister New Yorks

    Geradezu bizarre Ausmaße nimmt das Harmoniebedürfnis bzw. das Heraufbeschwören von Zerrissenheit bei Nichterfüllung desselben regelmäßig bei der Berichterstattung über Parteitage an. Dort scheint nämlich die demokratische Normalität zu sein, dass sich nur ein Kandidat der Wahl für einen Posten stellt und derjenige diese “Wahl” dann auch noch mit mindestens 90 Prozent der Stimmen gewinnen muss. Die 77 Prozent Zustimmung für Bürgermeister Michael Häupl beim Wiener SPÖ-Parteitag unlängst waren ziemlich einhelliger Meinung nach eine “Watsch’n”.

    Wenn eine Partei diskutiert, schreibt die deutsche Presse, die Partei ist zerstritten. Wenn für einen Parteiposten zwei kandidieren, nennt die deutsche Presse das eine Kampfkandidatur. Tritt nur einer an, ist es eine Wahl.

    Volker Pispers, deutscher Kabarettist

    Zumindest neu scheint das Spalter-Phänomen nicht zu sein, wie folgender Das-Leben-des-Brian-Dialog aus dem Jahre 33 n. Chr. belegt.

    Reg
    Hör zu. Es gibt Typen, die wir noch mehr hassen als die Römer:
    diese verfluchten Judäischen Volksfrontmistkerle.

    Alle
    Ja! Spalter.

    Francis
    Und die Judäische Populäre Volksfront.

    Alle
    Ah, ja! Spalter, Mistkerle, Pisser.

    Loretta
    Und die Volksfront von Judäa!

    Francis
    Ja! Alles Spalter.

    Reg
    Was?

    Loretta
    Die Volksfront von Judäa. Spalter.

    Reg
    Wir sind die Volksfront von Judäa.

    Loretta
    Oh. Ich dachte, wir wären die Populäre Front.

    Reg
    Mann, Volksfront.

    Francis
    Was ist eigentlich aus der Populären Front geworden?

    Reg
    Die sitzt da drüben.

    Alle
    SPALTER!

    Nachtrag:
    Nach der Spaltung folgt freilich die Einigung.

    Siehe auch: 01 || 01 02 03



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