Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Madrid für das Entscheidungsrecht.

    Wenige Wochen vor dem katalanischen Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober gehen in Madrid am 17. September Befürworterinnen des »Entscheidungsrechts« aus Solidarität mit Katalonien auf die Straße. Die Organisatorinnen wollen damit — wie sie sagen — ein demokratisches Grundprinzip unterstützen und fordern die spanische Regierung auf, den Bevölkerungswillen zu respektieren.

    Solange man sich hingegen duckt und politischen Konflikten lieber ausweicht, als sie demokratisch auszutragen, verzichtet man auch auf Synergien und Komplizenschaften. Das ist leider allzu häufig das Modell Südtirol, sowohl in Bezug auf einen dezidierten Autonomieausbau, als auch was die ergebnisoffene Betrachtung des besten institutionellen Rahmens für unser Land (Autonomie, Eigenstaatlichkeit…) betrifft.

    Siehe auch: 01 02 03 || 01



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  • Entscheidungsrecht ist legitim.
    Gutachten bewertet Unabhängigkeitsbestrebungen

    Das katalanische Außenministerium hat vier namhafte Expertinnen beauftragt, die Rechtmäßigkeit der katalanischen Selbstbestimmungsbestrebungen zu untersuchen:

    • Projektleiter: Dr. Nicolas Levrat, Professor für Europäisches und Internationales Recht an der Universität Genf, Vorsitzender des Départements für Internationales Recht und Internationale Organisationen an der Rechtsfakultät und früherer Direktor des Europäischen Instituts der Universität Genf (2007-2013).
    • Dr. Sandrina Antunes, Assistant Professor am Département für Internationale Beziehungen und Öffentliche Verwaltung der Universidade do Minho (Portugal).
    • Dr. Guillaume Tusseau, Professor für Öffentliches Recht an der Sciences-Po-Universität in Paris, Mitglied des Institut universitaire de France und des Centre Bentham.
    • Dr. Paul R. Williams, Mitbegründer und Präsident des Public International Law & Policy Group (PILPG) und Professor für Recht und Internationale Beziehungen an der American University in Washington, DC.

    Inzwischen liegt ein über 160 Seiten starkes Gutachten vor, das zum Teil die spezifische katalanische Situation analysiert, andererseits aber auch allgemeingültige Aussagen trifft, die durchaus auf andere Gebiete und ihre jeweiligen Zugehörigkeitsstaaten übertragen werden können.

    So wird unter anderem das Konzept des demokratischen Entscheidungsrechts unter die Lupe genommen, das sich vom Recht auf Sezession unterscheidet bzw. diesem vorgelagert ist.

    Ein verfassungsrechtliches Sezessionsverbot kann laut Auffassung der Autorinnen niemals als starr und unveränderlich angesehen werden:

    What is crucial in a constitutional state that is faithful to the ambitions of constitutionalism is the ongoing dialogue about, and engagement with, constitutional values and principles. Only this makes the constitution a living document, infused by the competing interpretations of values and principles that, by their very nature, admit various readings and conceptions. The quest for the final word is useless, illusory and possibly lethal from the political viewpoint of a sane deliberative community.

    This is why simply dismissing this claim as “unconstitutional” cannot be an attitude that lives up to the high standard of political morality that is imposed by the ideal of constitutionalism.

    Es wird festgestellt, dass in einer Demokratie ein Dialoggebot herrscht, dem man sich nicht aufgrund verfassungsrechtlicher Festlegungen entziehen könne:

    However, when conflicting political legitimacies compete, there is a duty for democratic authorities to negotiate. This is confirmed by the observation of international practice that in almost all instances, the substate entity and national state negotiate the contours of the assessment of political will.

    Die Autorinnen vertreten ferner die Auffassung, dass der EU bei der Lösung des Konflikts, auch im Sinne einer EU-Vollmitgliedschaft für Katalonien, eine wichtige Rolle zukommen könnte.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 || 01



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  • Kolumbus fällt vom Sockel.

    Der Bürgermeister von New York, Bill de Blasio, hat die Kolumbusstatue von Central Park in ein Verzeichnis zu entfernender Denkmäler einfügen lassen. Stattdessen soll ein Mahnmal errichtet werden, das an die Unterjochung und Ausrottung der Native Americans durch die europäischen Erobererinnen erinnern soll.

    Schon lange ist das positive Gedenken an Kolumbus, den angeblichen »Entdecker« der »Neuen Welt«, auf dem gesamten amerikanischen Kontinent äußerst umstritten. Im Zuge der Aufarbeitung der Konföderation gerät er jetzt in den USA einmal mehr in den Fokus. Dabei haben mehrere Städte, darunter Los Angeles, auch beschlossen, fortan nicht mehr den Columbus Day zu begehen.

    Protest kam übereinstimmenden Medienberichten zufolge aus dem italienischen Außenministerium, das den Genueser (auf dessen Namen übrigens das Wort »Kolonialismus« zurückgeht) und seine Taten als »Erbe der Menschlichkeit« bezeichnete. Italienische Kulturverbände in den USA kündigten an, gegen die neue Geschichtsauffassung kämpfen zu wollen, die die eurozentrische Weltsicht infrage stellt und stattdessen die Eingeborenen stärker in den Mittelpunkt rückt.

    De Blasio, der selbst teils italienischer Abstammung ist, bezeichnete das Kolumbusdenkmal in seiner Stadt hingegen als »rassistisch«.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05



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  • Fehlender Korpus.
    Quotation

    Die Universität Bozen und die Eurac beschäftigen sich recht gut mit dem Dialekt, ja. Was mir während meines Studiums aber immer wieder gefehlt hat, ist ein guter Südtiroler Korpus. Ein Korpus ist eine Datenbank, in der Sprachmaterial gesammelt wird. Es gibt zwar bereits einen Korpus Südtirol, der beinhaltet jedoch kein dialektales Material, sondern nur Südtiroler Zeitungsartikel. Das ist ein großes Manko: Interessante Analysen beziehen sich ja besonders auf den gesprochenen Dialekt.

    Ich war dieses Jahr in Burmingham [sic] auf einer Korpus-Linguistik-Konferenz und habe mir da ein paar Vorträge angehört: In Wales wird momentan ein Welsh-Korpus angelegt und in Irland ein Gälisch-Korpus. Mich hat dabei fasziniert, wie oft betont worden ist, wie wichtig eine solche Datenbank gerade für eine Minderheitensprache ist. Und mich hat fasziniert zu sehen, dass in anderen Regionen dafür auch Ressourcen bereitgestellt werden. Denn es ist ja klar: Erst, wenn man eine Aufnahme des Ist-Zustandes des Dialektes hat, kann man überhaupt sagen: Moment, wir haben sehr viele Italianismen drin, wir müssen auf unseren Dialekt aufpassen. Aber wir können ja keine Aussagen darüber treffen, weil wir de facto nicht wissen, wie sich der Dialekt in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

    Isabel Meraner, Romanistin, im BarfussInterview

    Siehe auch: 01 02 03 04



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  • Sprachbeauftragte für den Gesundheitsbetrieb.
    Überfällige Professionalisierung der Mehrsprachigkeit

    Gesundheitslandesrätin Martha Stocker (SVP) erteilte Thomas Schael, Generaldirektor des öffentlichen Südtiroler Gesundheitsbetriebs (Sabes), den Auftrag, eine Sprachbeauftragte zu ernennen. Dies teilt das Landespresseamt mit.

    Schael hatte erst kürzlich dafür gesorgt, dass mehreren Krankenpflegerinnen, die ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen waren, einen Sprachkurs zu besuchen, der Vertrag nicht verlängert wurde.

    Derzeit gilt im Südtiroler Gesundheitsbetrieb eine Ausnahmeregelung, auf deren Grundlage Personal eingestellt werden kann, das noch nicht im Besitz eines Zweisprachigkeitsnachweises ist. Allerdings müssen sich Neuangestellte dann dazu bereit erklären, ihre Kenntnisse der jeweils anderen Landessprache zu verbessern und den vorgesehenen Sprachnachweis zu erwerben.

    Landesrätin Stockers Vorstoß lässt nun — trotz der aufgeweichten Einstellungskriterien — immerhin erste Züge einer seriösen Sprachpolitik im Gesundheitswesen erahnen. Nicht nur der Kontakt der Patientinnen mit ärztlichem und pflegerischem Personal müsse in der Muttersprache möglich sein. Auch auf die korrekte Anwendung der Sprachen bei der Ausstellung von Befunden, in Dokumenten, bei Leitsystemen und internen Beschilderungen bis hin zu den Namensschildern auf der Berufskleidung sei zu achten, so die Landesrätin.

    Eigentlich ist es erstaunlich, dass in einem großen, mehrsprachigen Betrieb wie dem Sabes bis heute keine Sprachstelle existiert. Wollen wir aber hoffen, dass sich nun einiges ändert — und die Sprachbeauftragte des Gesundheitsbetriebs kein Einzelfall bleibt.

    Siehe auch: 01 02 03



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  • Zuviel Sünd’ auf der Alm?

    Wollen wir uns auch mal über motorisierten Verkehr auf Bergen und Almen unterhalten?

    Vorausgeschickt: Ich war des Öfteren in der Schweiz wandern und bin dort auch auf fahrtauglichen Wegen (fast) nie einem Motorfahrzeug begegnet, während mir dies in Südtirol (fast) jedes Mal passiert. Das mag natürlich Pech sein und jedenfalls nicht repräsentativ, aber eine gewisse Regelmäßigkeit stelle ich schon fest. Es ist sogar so, dass die einzigen Autos, die mir je in der Schweiz bei einer Bergwanderung begegnet sind, ein Südtiroler Kennzeichen hatten — das war im Val Müstair, wo vielleicht Vinschger Bauern Almen besitzen, wie ich mir zusammengereimt habe.

    Aktueller Anlass für diesen Artikel ist das letzte Wochenende (26./27. August) als ich mit Freunden auf der Brixner Hütte und auf der Rodenecker Alm war.

    Während unserer Wanderung zur Brixner Hütte (Samstag) fuhren mehrmals landwirtschaftliche Gefährte und ein Geländefahrzeug Staub aufwirbelnd, lärmend und stinkend nach oben. Auf der Ladefläche und gar auf der Baggerschaufel eines Traktors: Menschen — und Gepäck. Insbesondere da, wo der Weg durch querende Rinnsale feucht und matschig war, hinterließen die Fahrzeuge tiefe Spuren mit unangenehmen Nebenwirkungen für das Schuhwerk der Wandernden. Mehrmals konnte ich die Beschwerden der zu Fuß Gehenden hören, die sich über das unerwartete Verkehrsaufkommen ärgerten.

    In der Hütte angekommen erschloss sich uns der Grund für das rege Treiben: Die Einweihung des neuen Gipfelkreuzes für die Wilde Kreuzspitze stand an, musikalisch umrahmt von einer Musikkapelle.

    Da stellen sich mir ein paar Fragen:

    1. Kann man den Musikantinnen den wirklich nicht sehr anstrengenden Fußmarsch mit ihrem jeweiligen Instrument echt nicht zumuten?
    2. Wenn nein: Warum kann man die Musikinstrumente nicht am Vorabend (oder zu früher Morgenstund) zur Hütte transportieren, wie dies offenbar mit dem Kreuz geschehen ist? Dann könnte man sich tagsüber einige Fahrten ersparen, indem man nur die Musikanten nach oben fährt — oder eben diese zu Fuß laufen lässt.
    3. Warum informiert man die Wandernden nicht darüber, was oben stattfindet und bittet vorab um Verständnis? Man hätte sich die eine oder andere Verärgerung vielleicht ersparen können.
    4. Und überhaupt: Muss eine Segnung tatsächlich in den Bergen stattfinden? Könnte das nicht schonender im Tal geschehen?

    Am Sonntag war ich dann mit Freunden, darunter eine Frau mit Kinderwagen, auf der Rodenecker Alm spazieren. Am Parkplatz (Zumis) angekommen, bemerkten wir, dass die Fahrzeuge von einem energisch gestikulierenden Herrn dazu angeleitet werden, weiterzufahren — direkt auf die unbefestigte Almstraße. Das Durchfahrtsverbotsschild hatte man mit einem Plastiksack verdeckt. Wir beschlossen, wenig weiter am Wegesrand zu parken und wie ursprünglich geplant zu Fuß weiterzugehen. Nach wenigen hundert Metern mussten wir jedoch einsehen, dass das nicht möglich war: Dutzende von Autos und Minibussen wirbelten so viel Staub auf, dass an unbeschwerte Atmung nicht zu denken war. Touristen hielten sich Jacken und Pullover vor die Nase und schüttelten die Köpfe. Zunächst versuchten wir noch, auf einen parallelen, nicht befahrbaren Pfad auszuweichen, doch erstens war dort mit dem Kinderwagen kein Vorankommen und zweitens breitete sich die Staubwolke auch bis dorthin aus.

    Wir sahen also von unserem Ansinnen gänzlich ab und begaben uns zur nahegelegenen Oberhauserhütte — wo man uns eröffnete, dass weiter oben ein Almfest stattfand.

    Auch hier wieder ein paar Fragen:

    1. Kann man den Besucherinnen eines Almfests tatsächlich nicht zumuten, eine halbe oder dreiviertel Stunde zu Fuß zu laufen?
    2. Wenn nein: Wozu gibt es dann ein Almfest? Wäre nicht ein Wiesenfest weiter unten im Tal eine »ehrlichere« Alternative zu dieser — pardon — Almverwüstung und Ruhestörung?
    3. Und auch hier: Könnte man die Gäste nicht bereits im Tal (oder wenigstens am Parkplatz) darüber aufklären, dass an eine normale Wanderung nicht zu denken ist? Soviel Respekt fände ich nicht übertrieben.

    Ich höre es schon: Sollen diese »Stadtler« doch in der Stadt bleiben, wenn es ihnen bei uns auf der Alm nicht passt. Aber: Zumindest im Fall von Rodeneck geht es doch um (angebliche) Bespaßung von Gästen und — in beiden Fällen — keineswegs um nötigen Verkehr zur Almbewirtschaftung. Wobei mir auch dieser in Südtirol (siehe Vergleich mit der Schweiz) oft maßlos übertrieben scheint.

    Ich bin mir bewusst, dass an diesem Wochenende auch Pech dabei war. Trotzdem sollten solche Vorfälle in einem Land, das sich gern Klimaland schimpft, nach meinem Dafürhalten Anlass für eine ernsthafte Diskussion sein. Gemeinsam und im Rahmen von Überlegungen zum nachhaltigen Tourismus, zur Landwirtschaft und zur Ökologie im allgemeinen.

    Siehe auch: 01 02



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  • Bressa gegen venetischen Flaggenerlass.

    Der Regionalrat von Venetien hat ein Gesetz verabschiedet, das es öffentlichen Institutionen in der Region vorschreibt, neben der Europa- und der Staatsflagge auch die regionale Markusflagge zu hissen. Der Rechtsdienst hatte die Abgeordneten zuvor darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit einer Anfechtung durch die römische Regierung besteht, da das Gesetz auch staatliche Institutionen — wie Schulen, Universitäten oder Gerichte — binden soll.

    Unmittelbar nach Verabschiedung des Gesetzes meldete sich denn auch gleich der Belluneser Gianclaudio Bressa zu Wort und teilte mit, dass die Zentralregierung gegen das Gesetz vorgehen wird. Der mit Unterstützung der SVP in Südtirol gewählte PD-Abgeordnete ist witzigerweise Staatssekretär im Ministerium für regionale Angelegenheiten und Autonomie.



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  • Overtaken and replaced.
    Quotation

    In the 1948 Autonomy Statute French is accorded the same amount of teaching hours in school as Italian. […] Bilingual education in French and Italian has been available in nursery schools since 1972–3, in primary schools from 1988–9 and secondary schools from 1996–7. In practice secondary education is in Italian and there are some courses given in French.

    Franco-Provençal has been overtaken by French and both are being replaced by Italian.

    World Directory of Minorities and Indigenous People (Minority Rights Group International)

    See also: 01 || 01 02 03



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