Autorinnen und Gastbeiträge →

  • Alpini wählen Leitspruch von Mussolini.

    Nach 2012 in Bozen findet das Fest der italienischen Gebirgsjäger im kommenden Jahr schon zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit in der Euregio statt. Diesmal heißt der Schauplatz Trient, wo manche insbesondere das Timing — 100 Jahre nach dem Ende des ersten Weltkriegs, das zur Annexion von Tirol bis zum Brenner durch das italienische Königreich führte — als Provokation empfinden.

    Nicht besonders hilfreich war da auch die mehr als unglückliche Aussage, man wolle mit der Veranstaltung auch der vielen Trentiner gedenken, die »als Italiener mit der falschen Uniform« gekämpft hätten, wie die Alpini-Vereinigung ANA vor rund einem Jahr verlautbarte. Gemeint war die Uniform des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs.

    Dieselbe ANA, der seit wenigen Jahren auch die lange Zeit geächteten Alpini der faschistischen Republik von Salò angehören, hat nun mit dem Motto für den Aufmarsch von 2018 noch eins draufgesetzt. Es lautet:

    »Per gli Alpini non esiste l’impossibile«.

    Dieser Leitspruch wurde von italienischen Gebirgsjägern während des zweiten Weltkriegs in die Felswand des Hügels »Doss Trento« gemeißelt, wo er nach wie vor prangt. Dabei handelt es sich um die verkürzte Form von »Per gli Alpini d’Italia non esiste l’impossibile«, einem Motto, das sich Diktator Benito Mussolini persönlich ausgedacht hatte — und das nur deshalb verkürzt werden musste, weil die Felswand zu klein war.

    Warum man sich für Trient 2018 nicht gleich für »Credere – Obbedire – Combattere« entschieden hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Siehe auch: 01 02 03 04 || 01



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Bedenkliche Allianz in Branzoll.

    Gestern haben sowohl in Branzoll, als auch in S. Martin de Tor Gemeinderatswahlen stattgefunden. In der mehrheitlich italienischsprachigen Gemeinde des Unterlandes heißt die neue Bürgermeisterin Giorgia Mongillo. Sie wurde von der Liste Democratici sul territorio, der SVP und Centrodestra Bronzolo-Branzoll unterstützt, wobei letztere ein Zusammenschluss von A. Adige nel Cuore, Fratelli d’Italia, Lega Nord und Direzione Italia ist

    Damit ist die Volkspartei mitverantwortlich, dass fortan eine weitere Gemeinde von italienischen Rechtsparteien mitregiert wird. Dies ist schon in der benachbarten Stadt Leifers sowie in Bruneck und Meran der Fall.

    Wofür die Rechtsparteien, mit denen die SVP nun koaliert, in unterschiedlichem Ausmaß stehen, sei hier beispielhaft vergegenwärtigt:

    • Rassistische, fremdenfeindliche und homophobe (ja: homophobe) Positionen.
    • Mangelhafte Abgrenzung — respektive fließender Übergang — zu neofaschistischen Organisationen.
    • Ablehnung von Abriss oder Historisierung faschistischer Symbolik in Südtirol.
    • Unverhohlene Gewaltandrohung gegen Südtiroler Unabhängigkeitsbefürworterinnen und Erteilung entsprechender Denkverbote.
    • Vehemente Ablehnung und Bekämpfung jeglicher Lösung der Ortsnamenfrage, die nicht die Beibehaltung aller Namensfälschungen von Ettore Tolomei beinhaltet.

    Siehe auch: 01 02 03 04 05 06 07 08



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Politische Ökonomie von Sezessionen.

    Das Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München hat Ergebnisse einer Forschungsarbeit von Martin Braml (Doktorand) und Professor Gabriel Felbermayr zur politischen Ökonomie von Sezessionen veröffentlicht.

    Darin wird der gemeinsame Binnenmarkt als wichtiger »Ankerpunkt« bezeichnet, der gerade für kleinere Volkswirtschaften bedeutsamer sei als für größere — weshalb die optimale Größe von Staaten schrumpfe. Dabei unterstreichen die Autoren, dass der Zugang zum Binnenmarkt nicht nur durch eine EU-Vollmitgliedschaft, sondern auch durch die EFTA-Mitgliedschaft (Island, Norwegen, Liechtenstein, Schweiz), eine vertiefte Freihandelszone (Georgien, Moldawien, Ukraine) oder Beitritt zur Zollunion (Türkei) erzielbar ist. Dass einem unabhängigen Katalonien — oder einer anderen separatistischen Region — nicht nur eine Vollmitgliedschaft, sondern auch eine der anderen Formen der Teilnahme am Binnenmarkt verweigert würde, bezweifeln Braml und Felbermayr, selbst wenn man den allfälligen Willen berücksichtigt, eine abtrünnige Region zu »bestrafen«.

    Das Entstehen und Verschwinden von Staaten ist ein in der neueren Geschichte ständig wiederkehrender Prozess und das Festhalten am Status quo ist so, als ob man den Lauf der Geschichte aufhalten möchte. Tempora mutantur, et mutamur in illis!

    — Braml/Felbermayr

    Die optimale Größe eines Staates sei dann erreicht, wenn sich die Größenvorteile und die Kosten der Homogenität (also die schlechtere Berücksichtigung regionaler Bedürfnisse in größeren Staaten) die Waage halten. Die Autoren plädieren dabei ausdrücklich für ein in der Verfassung verankertes Sezessionrecht, da seine bloße Existenz die Übervorteilung von Regionen verhindern könne. Es sei letztendlich dafür gedacht, nie gebraucht zu werden, weil es eine ausgleichende Wirkung entfalte.

    Was eine etwaige Mindestgröße von Staaten betrifft, stellt die Studie fest, dass Malta und Luxemburg eine Überlebensfähigkeit schon ab einer halben Million Einwohnerinnen beweisen. Einen Zusammenhang zwischen Größe der Volkswirtschaft und BIP gebe es in der EU nicht — die vier Länder mit dem höchsten BIP pro Kopf seien sogar alle klein.

    Umgekehrt gehe der Wunsch nach Abspaltung häufig auch mit dem Vorwurf der mangelnden innerstaatlichen Solidarität einher. Regionaltransfers seien zum Beispiel im Fall von Naturkatastrophen eine wichtige kollektive Versicherung. Dauerhafte Transfers — wie jene zwischen Nord- und Süditalien — blieben hingegen den Nachweis schuldig, dass sie eine Angleichung der Lebensverhältnisse bewirken. Die Trennung von Tschechien und Slowakei biete sogar Indizien dafür, dass die Eigenstaatlichkeit dem ärmeren Landesteil eine Aufholjagd ermöglicht habe, wie sie mit jahrelangen Finanztransfers nie geglückt war.

    Legalisten mögen sich, wie im Falle Spaniens geschehen, hinter der Verfassung verstecken, die keine Abspaltung einzelner Landesteile vorsieht. So notwendig Rechtspositivismus für den demokratischen Rechtsstaat sein mag, geht er hier an der Wirklichkeit vorbei. Hätten die Legalisten ihrer Zeit immer Recht behalten, wäre die Schweiz heute noch deutsch, die Niederlande spanisch (beide Abspal­tungen 1648), Polen nicht existent, und die USA befänden sich noch im Kolonialbesitz des British Empire. Die Geschichte selbst führt den Rechtspositivismus somit ad absurdum und beweist die Existenz einer normativen Kraft des Faktischen.

    — Braml/Felbermayr

    Siehe auch: 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Digitale Regungslosigkeit.

    Katalonien hat natürlich eins. Dazu das Baskenland, die Bretagne, Galicien. Bayern, Berlin, Paris, Barcelona. Die Färöer schon lange, so wie Grönland und Åland. Außerdem Schottland und Cymru (Wales). Jenes von Tirol nutzt seit über anderthalb Jahren, doch eins für Südtirol gibt es noch nicht. Die Rede ist von einem eigenen regionalen Internetsuffix — eine der vielen Entwicklungen, die unser Land verschlafen hat. Noch 2013 schrieb die Tageszeitung, das wäre »ein aussichtsloser Kampf«, da Südtirol »wohl kaum eine Sonderbehandlung bekommen« würde. Die Realität hat uns eingeholt, den Blinker gesetzt und überholt.

    Siehe auch: 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • The European crisis.
    Quotation

    The Catalan crisis is the Spanish crisis. It is the European crisis. It is the return of the face of authoritarianism within the heart of Europe. It is more than just a shame that short-sighted political interests, such as maintaining Mr Juncker in office or promoting a right-leaning Spanish European Finance Minister mired in allegations of wrongdoing, take precedence over speaking up for the founding principles of the European Union.

    Matthew Parish, international lawyer and former UN peacekeeper based in Geneva, here.

    See also: 01 02 03 04 05 || 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Polizist nennt Geflüchteten »Scheiße«.

    Ein Polizist soll im Bozner Krankenhaus einen Geflüchteten als »Feccia« (Abschaum) und — sowohl auf Italienisch, als auch auf Deutsch — »Scheiße« bezeichnet haben, während er ihn von seinem Notschlafplatz vertrieb. Eine entsprechende Tonaufnahme, die den Vorfall wiedergeben soll, kursiert derzeit im Internet. Die Bezeichnung »Feccia« wird von der rechtsextremistischen CasaPound systematisch für Geflüchtete und marginalisierte Personengruppen gebraucht.

    Erst kürzlich war bekannt geworden, dass die Bozner Stadtpolizei bei der Räumung von nicht zugelassenen Notschlafquartieren die zurückgelassenen Habseligkeiten nicht etwa verwahrt, sondern beschlagnahmt und vernichtet.

    Die Südtiroler Flüchtlingspolitik zeichnet sich durch einen unbarmherzigen Umgang der Institutionen mit nicht offiziell im Rahmen staatlicher Quoten zugewiesenen Geflüchteten aus — die sich dann genötigt sehen, auf der Straße zu leben oder das Land wieder zu verlassen. Schon mehrfach wurde diese unmenschliche Politik von Menschenrechtsorganisationen kritisiert.

    Siehe auch: 01 02 03 || 01 02 03 04 05



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.
  • Südtirol-Trentino für das Blutrecht.

    Der Regionalrat von Südtirol und Trentino hat vorgestern einen scharf formulierten Beschlussantrag des ehemaligen PATT-Abgeordneten Walter Kaswalder gutgeheißen, der sich gegen das »abgemilderte Ius Soli« und für die Beibehaltung des Ius Sanguinis ausspricht. Diese offizielle Position der Region wird nun der Zentralregierung in Rom sowie dem Parlament übermittelt.

    In dem Dokument wird die Einführung des Ius Soli als »Geste der Gastfreundschaft gegenüber den illegalen Einwanderern« abgestempelt.

    Gleichzeitig wurde ein Begehrensantrag mit umgekehrten Vorzeichen abgelehnt, den Riccardo Dello Sbarba (Vërc) für die Grünen und den PD eingereicht hatte.

    Die Logik hinter dem Ius Sanguinis ist jene archaische des alten Nationalstaats, dass vordergründig das Blut — die Abstammung — über die Zugehörigkeit zu einem Staatsverband entscheidet.

    Siehe auch: 01 02



    Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL