Die spanische Asociación para la Recuperación de la Memoria Histórica (ARMH) will die Regierung von Kastilien und León vor Gericht bringen, eine entsprechende Anzeige sei bereits in Vorbereitung. Der Verein ist unter anderem dafür bekannt, dass er mit großteils privaten Mitteln die zahllosen Massengräber der Franco-Zeit aufspürt, um dann die sterblichen Überreste der Opfer zu exhumieren, zu identifizieren und den Angehörigen zu übergeben, damit sie nach Jahrzehnte währender Ungewissheit endlich die Möglichkeit haben, ihre Lieben zu bestatten und zu betrauern.
Der Grund, warum die rührige Vereinigung gegen die Regierung der Region im spanischen Nordwesten vorgehen will, liegt in der Tatsache, dass diese am 29. Februar beschlossen hat, ein Mausoleum unter Denkmalschutz zu stellen, das von den italienischen Faschisten 1937 im Gedenken an ihre Opfer im spanischen Bürgerkrieg errichtet worden war: die Pirámide de los Italianos oder Píramide de Mussolini in der Provinz Burgos. Mit der Unterschutzstellung erhofft sich die Regierung aus rechter PP und rechtsradikaler Vox — genauso wie die Fratelli d’Italia, die offenbar an dem Plan beteiligt waren —, das Bauwerk den Vorgaben des »Gesetzes für die demokratische Erinnerung« zu entziehen, auf dessen Grundlage es womöglich abgerissen werden müsste. Jetzt hingegen soll es restauriert werden, möglicherweise sogar mit öffentlichen Mitteln wie hierzulande.
Die ARMH sieht in dem Vorgehen unter anderem die Tatbestände der Faschismusverherrlichung sowie der Verhöhnung von Opfern der franquistischen Diktatur erfüllt. Anders als in Italien, einschließlich Südtirol, wo die meisten faschistischen Relikte schon lange unter Schutz stehen, ist in Spanien seit Jahren ein Prozess im Gang, um die Symbole der totalitären Regimes des vergangenen Jahrhunderts zu entfernen (vgl. 01
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).
In der Pirámide de los Italianos, deren Eingang in Anspielung an Benito Mussolini zu einem »M« geformt ist und 1939 von Galeazzo Ciano persönlich eingeweiht worden war, wurden die Gebeine von über 300 italienischen Soldaten aufbewahrt, die im spanischen Bürgerkrieg Seite an Seite mit den Franquisten Demokratinnen ermordet hatten. Anders jedoch als etwa im Falle der faschistischen Beinhäuser in Südtirol wurden die Überreste inzwischen aus dem Mausoleum entfernt und umgebettet.
Der »Verein für die Wiedererlangung der Historischen Erinnerung« zeigt sich empört, dass die Staatsanwaltschaft nicht von Amts wegen Ermittlungen gegen die PP-Vox-Regierung eingeleitet hat, da es sich bei der Unterschutzstellung des Bauwerks um Volksverhetzung handle. Die symbolische Bedeutung der Pirámide (und somit die Verherrlichung der faschistischen Diktaturen) überwiege die künstlerische Bedeutung bei weitem. Handelte es sich um ein Mausoleum, das einer terroristischen Vereinigung gewidmet wäre, wäre die Justiz längst tätig geworden, so die ARMH.
Indes jubeln italienische Neofaschisten wie Nicola Procaccini (FdI) darüber, dass die Rettung des widerwärtigen Denkmals im Zusammenspiel mit den Freunden von Vox gelungen sei:
Querbalken von mir
In Italien errichten die Koalitionspartner der SVP sogar neue Monumente für faschistische Kriegsverbrecher, wie jenes zu Ehren des Schlächters Rodolfo Graziani in Affile.
Welche Entscheidung jedoch die spanischen Gerichte auf der Grundlage des »Gesetzes für die demokratische Erinnerung« im Falle der Pirámide de Mussolini fällen werden, ist nicht absehbar. Es hängt möglicherweise entscheidend von der politischen Gesinnung der Richterin ab.
Vor einigen Jahren bereits hatte die ARMH aufgedeckt, dass im italienischen Konsulat von Madrid die faschistischen Todesschwadronen gefeiert wurden, die zu Francos Sieg beigetragen hatten. Im Jahr 2022 hatte zudem die Regierung der Balearen den italienischen Staat aufgefordert, faschistische Symbole von einem Denkmal entfernen zu lassen, das sich im Friedhof der Hauptstadt Palma befindet.
Dass in Italien nicht nur Recht(sextrem)e ein Faible für die Hinterlassenschaften des Faschismus haben, wissen wir in Südtirol (vgl. 01
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) zur Genüge. Dem Kriegsverbrecher Luigi Gnecchi, der als Pilot 1938 die katalanische Hauptstadt Barcelona bombardiert hatte, gratulierte Verteidigungsministerin Roberta Pinotti (PD) noch 2014 offiziell zum 100. Geburtstag.
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