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  • Biden bat indigene Bevölkerung um Vergebung.

    Beim Besuch einer indigenen Gemeinde im heutigen Bundesstaat Arizona bat US-Präsident Joe Biden am Freitag — im Beisein von Innenministerin Deb Haaland — die amerikanische Urbevölkerung um Entschuldigung: Fast genau 150 Jahre lang existierten in den USA (zwischen 1819 und 1969) mehrere hundert staatliche, oft kirchlich geleitete Internate, in denen ihren Eltern entrissene Kinder von Ureinwohnerinnen, einschließlich solcher aus Hawaii und Alaska, zwangsassimiliert und dabei misshandelt, geschlagen und zum Teil sexuell missbraucht wurden. Ihre Ernährung und ihre medizinische Versorgung waren katastrophal. Über 19.000 Kinder waren von den brutalen Zwangsmaßnahmen betroffen, mindestens 973 starben, viele wurden zur Adoption freigegeben. In 2022 veröffentlichte das Innenministerium unter Haaland, der ersten indigenen Bundesministerin, einen Bericht, der erschreckende neue Details offenlegte und unter anderem eine offizielle Entschuldigung empfahl.

    In seiner Rede bezeichnete Präsident Biden die Native American Boarding Schools als eines der schrecklichsten Kapitel der US-Geschichte. Dafür, dass das Programm nach 1969 ohne eine formale Entschuldigung eingestellt wurde und dass diese über fünfzig Jahre habe auf sich habe warten lassen, so Biden, gebe es keine Rechtfertigung. Die Internate würden für immer ein Grund zur Scham, »eine Sünde auf unserer Seele« bleiben.

    Mehrere Vertreterinnen indigener Gemeinschaften bezeichneten die Entschuldigung als einen wichtigen Schritt, unterstrichen aber gleichzeitig, dass dies erst der Anfang auf dem Weg zur Versöhnung sein könne.

    Die Familie von Deb Haaland war selbst von dem ungeheuerlichen System der Boarding Schools betroffen. Am Freitag sagte sie, die Bundesregierung habe versagt — bei der Vernichtung indigener Sprachen, Traditionen und Lebensweisen. Das sei dem außerordentlichen Durchhaltevermögen der Urbevölkerung zu verdanken. Dass aber auch sie selbst die Sprache ihres Volkes kaum beherrsche, sei eine Folge der langjährigen Assimilierungspolitik.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09



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  • Noch mehr frankophone Zuwanderung für Kanada.
    Minderheitenschutz

    Seit 2003 hat Kanada eine Mindestquote frankophoner Zuwandernder, um die französischsprachigen Gemeinschaften außerhalb Québecs zu schützen und zu stärken. Anfangs wurde festgelegt, dass nicht weniger als 4,4 Prozent von denen, die freiwillig in eine mehrheitlich anglophone Provinz oder Territorium einwandern, französischer Sprache sein durften. Das entsprach genau dem Anteil derer in der Gesamtbevölkerung, die bei der kanadischen Volkszählung 2001 angegeben hatten, dass Französisch ihre Muttersprache oder die besser beherrschte Sprache (zwischen Englisch und Französisch) sei.

    Im Jahr 2006 wurden die Kriterien dahingehend verschärft, dass zweisprachige Zuwandernde (Englisch-Französisch) nicht mehr für den 4,4-prozentigen Schwellenwert berücksichtigt werden durften. Dennoch sank der Anteil der Frankophonen außerhalb Québecs bis zur Volkszählung 2016 in der Gesamtbevölkerung auf nur noch 3,8 Prozent.

    Aus diesem Grund forderte 2023 der damalige kanadische Sprachkommissär Raymond Théberge unter anderem, dass der Schwellenwert im Sinn der Affirmative Action (positive Diskriminierung) deutlich erhöht werden müsse.

    Schon wenig später reagierte die Bundesregierung von Justin Trudeau darauf mit einer Änderung, die bis 2026 nahezu zu einer Verdoppelung der Quote führen sollte: demnach sollten 2024 bereits sechs Prozent, im Jahr darauf sieben Prozent und 2026 acht Prozent der Zuwandernden aus der Frankophonie kommen.

    Nur ein Jahr später wurde nun sogar noch einmal nachgebessert, sodass schon bald jede zehnte Migrantin französischsprachig sein muss. Durch diese Anstrengung sollen die frankophonen Gemeinschaften im mehrheitlich anglophonen Umfeld weiter gestärkt werden. Konkret werden nächstes Jahr 8,5 Prozent (statt wie bislang geplant sieben Prozent) der Zuwandernden Französisch sprechen müssen, 2026 schon 9,5 Prozent (statt acht Prozent) und im Jahr 2027 zehn Prozent.

    Auch die Vorstellungen der Fédération des Communeautés Francophones et Acadienne du Canada, die die Interessen der französischsprachigen Bevölkerung vertritt und eine Erhöhung der Mindestquote auf zwölf Prozent gefordert hatte, scheint nun in Reichweite. Das aktuelle kanadische Sprachgesetz gibt das Ziel vor, die Stärke der frankophonen Gemeinschaften außerhalb Québecs mittelfristig auf 6,1% der Gesamtbevölkerung anzuheben.

    Die großmehrheitlich frankophone Provinz Québec hat ihre eigene Zuwanderungs- und Sprachpolitik, die von den Vorgaben auf bundesstaatlicher Ebene unberührt bleibt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • In Svizzera medicinali trilingui.

    Recentemente ero in Svizzera e, avendo terminato lo sciroppo per la tosse che attualmente mi tiene compagnia, mi sono diretto in una farmacia per comprarne uno. Mi è stato consigliato Solmucalm che, come tutti i medicinali nella vicina confederazione, dispone di istruzioni trilingui. Ecco una scansione della confezione:

    Confezione trilingue di Solmucalm (Svizzera), scansione mia

    Mentre dunque qui in Sudtirolo, nonostante sia previsto dal pacchetto, pare impossibile muovere le ditte farmaceutiche a tenere conto di una seconda lingua, a pochissimi chilometri di distanza il trilinguismo è del tutto normale. E, come è facile notare, l’apposizione di istruzioni in ben tre lingue non crea alcun problema di spazio o di leggibilità.

    Per pura precauzione, oltre al mucolitico mi sono fatto dare anche un antidolorifico nel caso ne avessi bisogno. Ovviamente anch’esso disponeva di un foglietto illustrativo in tedesco, francese e italiano:

    Foglietto illustrativo trilingue di Panadol-S (Svizzera), stralcio, scansione mia

    Questa potrebbe tranquillamente essere la normalità anche in Sudtirolo, se non appartenessimo a uno stato mono-nazionale che per indole si disinteressa dei diritti delle minoranze linguistiche. Come d’altronde il plurilinguismo in questo settore particolarmente delicato è normale anche in altri paesi, come la Finlandia o il Canada.

    La parte italofona della Svizzera conta circa 350.000 abitanti, un numero simile a quello dei sudtirolesi che si sono dichiarati di madrelingua tedesca.

    Vista l’incapacità (o la mancata volontà) di obbligare le ditte a includere bugiardini bilingui, in Sudtirolo anni fa ci era stata promessa almeno l’istituzione di un database consultabile online, come ad esempio in Belgio. Tuttavia anche questo progetto si è arenato senza produrre risultati concreti.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 | 08 09 10 || 01



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  • Nicht der Rassismus ist das Problem.
    Italien

    Die italienischen Ordnungskräfte haben ein massives Rassismusproblem. Es gibt keine unabhängige Antidiskriminierungsstelle. Und der öffentliche Diskurs ist in Italien immer stärker von Rassismus und Queerfeindlichkeit (vgl. 01) geprägt. Doch all das ist offenbar kein Skandal: Skandalös ist vielmehr, dass es die Kommission gegen Rassismus und Intoleranz des Europarats (ECRI) gewagt hat, in ihrem periodischen Bericht auf diese Tatsachen hinzuweisen.

    Ministerpräsidentin Giorgia Meloni von den neofaschistischen Fratelli d’Italia gibt sich empört, Lega-Chef und Verkehrsminister Matteo Salvini will den Autorinnen des Berichts Migrantinnen und Roma schicken — und bestätigt damit nur einmal mehr, wie verroht die politische Debatte tatsächlich ist. Außenminister Antonio Tajani (FI) schloss gar aus, dass es bei Polizei, Carabinieri und Finanzpolizei überhaupt Rassisstinnen gebe — was man wohl von keiner Polizei der Welt pauschal behaupten kann. Problemleugnung als Strategie.

    Doch selbst der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella (PD) ließ wissen, über den Bericht »erstaunt« zu sein. Medienberichten zufolge rief er den Polizeichef an, um ihm seine Nähe auszusprechen.

    Die italienischen Institutionen dulden also keine Kritik, sondern rücken gegen den »äußeren Feind«, der bestehende Missstände aufzeigt, noch enger zusammen. Leidtragende sind jene Teile der Bevölkerung, deren Grundrechte missachtet werden und deren Benachteiligung auch noch geleugnet wird. Dabei hätten sie Schutz und Nähe nötig, nicht Polizeikräfte, die das Gewaltmonopol zum Nachteil von gesellschaftlichen Minderheiten und — wie zum Beispiel in Südtirol — gegen Dissens missbrauchen.

    Doch ein Fehler- und Problembewusstsein scheint es nicht zu geben. So droht die Lage aus einer Trotzhaltung heraus sogar noch weiter zu eskalieren.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 || 01



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  • Zwei Jahre Abbau von Demokratie und Grundfreiheiten.

    Heute ist Giorgia Meloni (FdI) seit genau zwei Jahren als italienische Regierungschefin im Amt. Aus diesem Anlass zog Politologe Günther Pallaver im heutigen Rai-Morgengespräch ein — düsteres — Resümee der letzten 24 Monate.

    »Schleichend aber konsequent« würden Grundfreiheiten — Unabhängigkeit der Justiz, Medienfreiheit, Medienpluralismus — eingeschränkt, »jeden Tag« werde »ein Scheibchen der Demokratie abgeschnitten«.

    Über jüngst bekannt gewordene Korruptionsfälle in den Ministerien hätten öffentlich-rechtliche Medien wenig berichtet. Insbesondere Rai Uno sei inzwischen zu einem Informationsmedium der Regierung geworden, wo von internem Pluralismus nicht mehr die Rede sein könne. Zudem werde gegen unliebsame Persönlichkeiten mit SLAPP-Klagen vorgegangen und mit Einschüchterung versucht, kritische Stimmen von der Öffentlichkeit fernzuhalten.

    Die Gewaltenteilung werde unterwandert, weil diese politische Mehrheit die Auffassung vertrete, wer die Wahlen gewonnen hat, sei zu allem legitimiert. Sozusagen eine Mehrheitsdiktatur. Ganz aktuell zeigt sich das auch im Umgang mit der Judikative, die sich erdreistet hat, die Deportation von Migrantinnen in albanische Lager auf der Grundlage eines EuGH-Urteils zu untersagen.

    In der EU biedere sich Meloni zwar Ursula von der Leyen an, den europäischen Integrationsprozess befürworte sie im Unterschied zu Christ- und Sozialdemokratinnen, Liberalen und Grünen jedoch nicht. Im Gegenteil legten Mitglieder ihres Kabinetts mit ihren öffentlichen Aussagen immer wieder nahe, dass sie für einen Rückbau sind.

    Nicht zuletzt werde der Faschismus — Gewalt und Verletzung der Menschenwürde — bagatellisiert, Opfer und Täter zunehmend auf eine Stufe gestellt.

    Mit all dem hat sich auch die SVP gemein gemacht, die für eine fragliche Wiederherstellung der Autonomie bereit ist, demokratische Grundwerte zur Disposition zu stellen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 || 01 02



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  • Gegenwind für Charles in Australien.

    Bei seinem offiziellen Besuch in Australien, dessen Staatsoberhaupt er ist, wurde König Charles III heute mit dem lautstarken Protest einer indigenen Senatorin, Lidia Thorpe, konfrontiert. Die ehemalige Grüne und nunmehrige unabhängige Abgeordnete hatte schon 2022 bei ihrer Angelobung für Aufsehen gesorgt, als sie ihren Eid mit ausgestreckter Faust auf »the colonising Her Majesty Queen Elizabeth II« und ihre Nachfahren schwor.

    Nachdem Charles heute im Parlament eine Rede gehalten hatte, schrie ihn Thorpe an, er sei nicht ihr König. »Gib uns unser Land zurück, gib uns, was du gestohlen hast«. Während in dem Haus die Hymne God Save the King gesungen wurde, hatte sie dem Monarchen zuvor bereits aus Protest den Rücken zugewandt.

    Die australischen Grünen nannten den Besuch des Königs und seiner Gemahlin »eine sichtbare Erinnerung an das fortbestehende koloniale Trauma und an das Erbe des britischen Kolonialismus«.

    Dass auch der amtierende Premierminister von Australien, Anthony Albanese (Labor), kein Freund der Monarchie ist, ist ein offenes Geheimnis. In der ersten Zusammensetzung seines Kabinetts (2022-24) hatte er mit Hon Matt Thistlethwaite sogar erstmals einen Minister für die Republik ernannt.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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