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  • SVP: Tajani bei der Landesversammlung.

    Bei der 66. ordentlichen Landesversammlung der SVP wurde im Meraner Kursaal nach zehnjähriger Obmannschaft von Philipp Achammer der Parlamentsabgeordnete Dieter Steger zu seinem Nachfolger gewählt. Hauptgastredner war der italienische Außenminister Antonio Tajani, der als früheres Mitglied einer monarchistischen Partei, die mit dem MSI fusionierte, noch immer Sympathien für den faschistischen Diktator Benito Mussolini hegt, Separatistinnen lebenslänglich wegsperren würde und mit seiner Partei die rechtsrechte Regierung von Giorgia Meloni (FdI) ermöglicht. Im Schlepptau seiner Forza Italia soll Herbert Dorfmann in einem Monat erneut ins Europaparlament einziehen.

    Gleichzeitig mit seinem Auftritt bei der Volkspartei in Meran ist gestern auch ein Interview mit Tajani im A. Adige erschienen, das eigentlich aufhorchen lassen sollte: Da bezeichnet der Nachfolger von Silvio Berlusconi als FI-Chef, der auch Spitzenkandidat seiner Partei bei der Europawahl sein wird, die SVP als »Partei der deutschsprachigen Italiener«1«partito di riferimento degli italiani di lingua tedesca» und betont, dass die Regionen und Provinzen Italiens in ihrer Unterschiedlichkeit für ein geeinteres Italien zusammenarbeiten sollten — auch um in Europa stärker sein zu können.2«Crediamo che, insieme, tutte le regioni e le province d’Italia nella loro diversità possano collaborare per avere un’Italia più unita, e quindi una voce più forte in Europa.» Über Matteo Gazzini, der in die Voice-of-Europe-Affäre verwickelt ist und im Verdacht steht, sich in den Dienst der russischen Propaganda gestellt zu haben, sagt Tajani völlig unkritisch, er verdiene es, bestätigt zu werden, da er gut gearbeitet habe und von den Wählerinnen geschätzt werde.2«Gazzini sta lavorando bene, è apprezzato dagli elettori ed avrà un ottimo risultato. Merita la conferma.» Dieter Steger schließlich sei ein »raffinierter Politiker«, der die Probleme seiner Wählerinnen im Geiste der Zusammenarbeit »mit der nationalen Regierung« zu lösen wisse.

    Für die EU wünscht sich Tajani nicht die Fortsetzung einer Koalition mit den sozialdemokratischen Kräften (S&D), sondern die Zusammenarbeit von EVP, Konservativen und Liberalen. Zu seinen Favoriten gehört also wenig überraschend die nationalistische, EU-feindliche EKR-Fraktion, in der unter anderem die neofaschistische FdI, die neofranquistische Vox, die PiS, Reconquéte, die Wahren Finnen und die Schwedendemokraten vertreten sind. Sie stellen das genaue Gegenprojekt zu einem Europa der Regionen dar und wollen die EU in einen Ort der punktuellen Zusammenarbeit homogener Nationen zurückbauen. Wie das im Interesse von Südtirol sein könnte, erschließt sich mir nicht — doch der SVP scheint das längst alles egal zu sein.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01

    • 1
      «partito di riferimento degli italiani di lingua tedesca»
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      «Crediamo che, insieme, tutte le regioni e le province d’Italia nella loro diversità possano collaborare per avere un’Italia più unita, e quindi una voce più forte in Europa.» Über Matteo Gazzini, der in die Voice-of-Europe-Affäre verwickelt ist und im Verdacht steht, sich in den Dienst der russischen Propaganda gestellt zu haben, sagt Tajani völlig unkritisch, er verdiene es, bestätigt zu werden, da er gut gearbeitet habe und von den Wählerinnen geschätzt werde.2«Gazzini sta lavorando bene, è apprezzato dagli elettori ed avrà un ottimo risultato. Merita la conferma.»


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  • Aus dem Bauch heraus.
    “Willkommen” im Land der Vorurteile

    Im dieswöchigen Leitartikel der Wochenzeitung ff mit dem Titel “Willkommen” beschäftigt sich Direktorin Verena Pliger mit der Frage, was Südtirol unternehmen müsste, um attraktiver für (ausländische) Fachkräfte zu sein. Pliger räumt zwar ein, dass es etwas mit vergleichsweise niedrigen Gehältern, gepaart mit knappem Wohnraum und hohen Lebenshaltungskosten zu tun haben könnte, aber das wahre Problem sei dann doch wohl die vermeintlich mangelnde Weltoffenheit der Südtirolerinnen, und irgendwie auch die fehlende Immersion an den Schulen, die gefühlt mittlerweile an so ziemlich allem Schuld ist – vom Klimawandel bis hin zum schlechten Abschneiden der Südtiroler Herren beim Super-G anlässlich der Skiweltmeisterschaften 2023 in Courchevel und Méribel.

    Betriebe würden zwar Anstrengungen unternehmen, attraktive Angebote für (potenzielle) Mitarbeiterinnen zu schaffen, “doch was nutzt das alles, wenn wir in einem Land leben, das sich immer weiter verschließt, anstatt sich zu öffnen”, diagnostiziert Pliger ziemlich plakativ und vorurteilsbeladen. Mir ist schon klar, dass es in Südtirol mitunter zum guten Ton gehört, sich über die Engstirnigkeit, Rückständigkeit und Fremdenfeindlichkeit der Landsleute zu echauffieren – ganz nach Karl-Markus Gauß: “Provinz ist dort, wo Provinzler Provinzler Provinzler schimpfen.”

    Aber stimmt denn der Befund? Ist es bei uns wirklich schlimmer als anderswo – zumal dort, wohin die Südtiroler Fachkräfte abwandern? Gibt es belastbare Indizien und Belege dafür oder reichen uns Bauchgefühl und anekdotische Evidenz?

    Lustig ist, dass die Töne, die Pliger anschlägt, auch genau dort zu vernehmen sind, wo die meisten “Auslandssüdtirolerinnen” beschäftigt sind: in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Auch dort gibt es die Debatte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, auch dort werden Stimmen laut, die nach mehr Offenheit gegenüber Fremdem und Neuem verlangen und die Landsleute als zu verschlossen brandmarken (vgl. 01 02 03), auch dort sind Xenophobie und andere Formen der Diskriminierung ein Thema. Und ich bin mir sicher, dass sich diese Debatten nicht nur auf die D-A-CH-Region beschränken. Wir finden sie überall. Was dann aber wiederum heißt, dass Südtirol in dieser Hinsicht keine Ausnahme darstellt und wohl ähnliche Entwicklungen durchlebt, wie die meisten anderen Regionen Europas.

    Dazu gehört beispielsweise die Tendenz, dass rechtspopulistische bis rechtsextreme Parteien erstarken, was man freilich als Indiz für fehlende Weltoffenheit interpretieren könnte. Eine Analyse des EU Science Hub der Europäischen Kommission für die Europawahlen 2019 hat jedoch ergeben, dass Südtirol zu jenen Regionen in Europa zählt, in denen migrationsfeindliche Parteien am schlechtesten abgeschnitten haben. Die jüngsten Landtagswahlen haben allerdings sehr wohl einen Rechtsruck gebracht – im Vergleich zu 2018, nicht jedoch zu 2013 wohlgemerkt, als der Landtag noch weiter nach rechts lehnte als heute. Rechtsparteien (STF, FdI, JWA, F, Lega) kamen 2023 auf knapp über 30 Prozent der Stimmen. Jedoch lagen die Rechtspopulisten (SVP, Lega, MCR) auch in der Schweiz, die trotz wenig weltoffener Schritte wie dem Minarettverbot, der Ausschaffungsinitiative oder der Debatte um die Einführung einer Einwanderungsgebühr einer der größten Anziehungspunkte für ausländische Fachkräfte in Europa ist, bei den jüngsten Nationalratswahlen bei rund 30 Prozent. Und auch in Österreich liegt die FPÖ laut Umfragen bei 30 Prozent. Lediglich in Deutschland scheint das Wählerpotenzial für Rechtspopulisten deutlich geringer. Der AfD werden in der Sonntagsfrage derzeit rund 16 Prozent zugetraut.

    In punkto Toleranz gegenüber Rechtsextremismus scheint Südtirol zumindest im italienischen Kontext mehr Sensibilität aufzubringen. Während ein Bademeister, der Tätowierungen mit Nazi-Symbolik während der Arbeit offen zur Schau getragen hat, in Brixen seine Arbeitsstelle verlor, ist er an der Adriaküste weiter als solcher im Einsatz.

    Als weiteren Beleg für ihre These nennt Pliger die unsäglichen und hetzerischen Aussagen des Landtagsabgeordneten Wirth Anderlan.

    Wenn wir immer weiter nach rechts abdriften und ein Jürgen Wirth Anderlan nach wie vor als Landtagsabgeordneter tätig sein darf, obwohl er zynisch hetzt und Leute in Steinbrüche schicken will.

    – Verena Pliger

    So skandalös Wirth Anderlans Verhalten auch ist, mich würde interessieren, in welchem Land er nicht mehr Abgeordneter sein dürfte (!). Gibt es irgendwo Regelungen, wonach Abgeordnete nach derartigen Aussagen ihr Mandat automatisch verlieren? Natürlich gibt es Länder mit “Rücktrittskultur”, wo der politische Druck in so einem Fall derart hoch werden würde, dass die betroffene Politikerin zurücktreten müsste. Aber in Südtirol ist doch Italien hat ein gewisser Silvio Berlusconi die Latte diesbezüglich verdammt niedrig gelegt. Selbst wenn die Justiz einschreitet – was sie wahrscheinlich nicht wird – müsste das nicht notwendigerweise bedeuten, dass JWA aus dem Landtag fliegt.

    Als nächste müssen – wie bereits erwähnt – das Schulsystem und die Immersion herhalten.

    Wenn sich eine unserer Regierungsparteien vehement gegen einen englischsprachigen Klassenzug am Realgymnasium – ein Pilotprojekt noch dazu! – wehrt. Wenn Unternehmerverbandspräsident Federico Giudiceandrea mit seiner Forderung einer internationalen Schule seit Jahren auf taube Ohren stößt. Wenn Roland Seppi, der Landeskommandant der Schützen, auf der 59. Bundesversammlung des Schützenbundes nichts als warnt, dass deutschsprachige Kinder zu „Reservespielern“ herangebildet werden, da die deutschen Schulen massiv von italienischsprachigen und ausländischen Kindern besucht werden.

    – Verena Pliger

    Im kommenden Schuljahr startet übrigens ein Klassenzug mit englischer Unterrichtssprache am Realgymnasium Bozen. Es steht bereits fest, dass die Anzahl jener Schülerinnen in diesem Klassenzug, die aus dem Ausland zugezogen sind, genau 0 sein wird. Generell sind die geforderten Initiativen (englischsprachige Klassenzüge, internationale Schulen) im Zusammenhang mit der Diskussion um “Weltoffenheit”, “Willkommenskultur” und “Integration” irgendwie paradox. Einerseits wird von den Südtirolerinnen gefordert, dass sie mehr Anstrengungen unternehmen sollen, zugezogene Fachkräfte zu integrieren und sich ihnen nicht zu verschließen, andererseits sollen elitäre Bildungsstätten für genau diese – offenbar integrationsunwillige – Zielgruppe geschaffen werden, damit sie möglichst nicht in Kontakt mit den Südtiroler Schülerinnen kommt. Wie dem auch sei, der Zusammenhang zwischen Immersionsunterricht, den es in der mehrsprachigen Schweiz auch nur sehr vereinzelt gibt, und der Attraktivität für Facharbeiterinnen erschließt sich mir nicht wirklich. Fest steht hingegen, dass die durchschnittliche verschlossene Südtirolerin mehr Sprachen spricht als die durchschnittliche weltoffene Europäerin.

    Unsere Wirtschaft kann langfristig nur erfolgreich sein, wenn wir es als Gesellschaft insgesamt sind. Weltoffen, nach außen gewandt und zugleich inklusiv.

    – Verena Pliger

    Auch hier wieder: Wir sind zu unattraktiv, weil wir zu verschlossen, zu introvertiert, zu diskriminierend sind. Zu diesem – von manchen in Südtirol so liebgewonnenen – Hinterwäldler-Vorurteil gibt es eine interessante Studie des Community Media Research der Uni Padua. Dabei wurde abgefragt, wie die Menschen in Italien zu verschiedenen Verhaltensweisen stehen. Daraus wurden “Toleranzprofile” erstellt. Erhoben wurde unter anderem die Einstellung zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen und Schwangerschaftsabbrüchen.

    Die Untersuchung ergab zum Beispiel, dass in der Region Trentino-Südtirol 90,5 Prozent der Befragten nichts gegen gleichgeschlechtliche Sexualität einzuwenden hätten. Der italienische Durchschnitt lag nur bei 75,2 Prozent. Wenn man derartige Einstellungen als Indiz für Offenheit werten möchte, dann gehören die Menschen in unserer Region zumindest in Italien zu den tolerantesten. Laut Community Media Research waren 0 Prozent der Befragten in Trentino-Südtirol dem Profil der “Intoleranten” zuzuordnen. Italienweit waren es jedoch 9,6 Prozent. Immerhin hätten in Trentino-Südtirol 57,1 eine tolerante und 38,1 Prozent eine liberale Gesinnung in Bezug auf die abgefragten gesellschaftlichen Verhaltensweisen. In ganz Italien lagen diese Werte jeweils um rund 10 Prozentpunkte tiefer. Vorurteile sind aber auch verdammt praktisch, wenn Fakten wurscht sind.

    “Weltoffenheit” ist schwer zu messen, aber die von mir aufgelisteten Indizien deuten nicht darauf hin, dass Südtirolerinnen in besonderem Maße fremdenfeindlich, verschlossen, intolerant und was weiß ich noch alles wären, wenngleich diese Attribute auch hierzulande ein Problem sind. Interessant wären vergleichende Studien zu rassistisch motivierten Gewalttaten oder auch zu Alltagsrassismus. Leider bin ich da nicht fündig geworden. Zur Abwechslung lass ich jetzt aber mal ein Bauchgefühl vom Stapel: Ich habe nicht den Eindruck, dass es in Südtirol mehr rassistische Gewalttaten gibt als anderswo. Sollte es tatsächlich belastbare Daten für Pligers These geben, die die von mir genannten widerlegen, bin ich über entsprechende Hinweise froh. Bislang komme ich jedenfalls, wenn schon nicht zum gegenteiligen Schluss, dann doch zum Befund, dass sich Südtirol in den von Pliger beanstandeten Einstellungen nicht maßgeblich abhebt und diese somit kaum der Grund für den Fachkräftemangel sein können.

    Der Vergleich mit der Schweiz legt nahe, dass es doch eher am Geld liegt. Das jüngste AFIBarometer bestätigt, dass für Südtiroler Arbeitnehmerinnen das Gehalt der wichtigste Aspekt ist und beispielsweise die Work-Life-Balance weit weniger Bedeutung hat. Es ist anzunehmen, dass dies im hiesigen Kontext für auswärtige Beschäftigte ebenso der Fall ist.

    Ein zusätzlicher Aspekt ist, dass das “Niedriglohnland” Südtirol am Arbeitsmarkt mit Metropolregionen wie Wien, München, Mailand usw. konkurriert. Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Städte aufgrund der Akkumulation von Angeboten für gewisse Tätigkeiten (künstlerische bis wirtschaftliche) attraktiver sind. Ein Umstand, den man auch kaum beheben wird können und den man anderweitig kompensieren muss. Vielleicht indem wir weltoffener sind als sie?

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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  • EU-Wahlportal: Wieder kein Deutsch für Südtirol.

    Unter der Webadresse elections.europa.eu stellt das Europäische Parlament zahlreiche Informationen über die anstehende Europawahl zur Verfügung. Da sich Wahlzeitraum, Wahlmodi und sonstige Regeln von Staat zu Staat unterscheiden, müssen Land und Sprache ausgewählt werden, um hierzu genaue Auskünfte abzurufen. Doch wie schon 2019 gibt es Informationen in deutscher Sprache auch diesmal nur für Deutschland, Österreich, Belgien und Luxemburg, nicht aber für Italien:

    Bildschirmfoto Europawahlportal

    Der Vergleich mit Belgien und Luxemburg, aber etwa auch Finnland, die jeweils verschiedene Landessprachen berücksichtigen, macht einmal mehr den Unterschied zwischen konstitutiv mehrsprachigen Staaten auf der einen und mononationalen Staaten wie Italien auf der anderen Seite deutlich. Da Italien gegenüber der EU offenbar ausschließlich Italienisch als Amtssprache angegeben hat, kommen die deutschsprachigen Südtirolerinnen nicht in den Genuss von Informationen in ihrer — angeblich gleichgestellten — Muttersprache.

    Aufgrund dieser strukturellen Diskriminierung werden sie gegenüber ihren italienischsprachigen Mitbürgerinnen sowie gegenüber anderen deutschsprachigen Unionsbürgerinnen schlechtergestellt. Dabei müsste Italien für die Minderheitensprachen Deutsch, Französisch und Slowenisch noch nicht einmal die Aufnahme von neuen Sprachen als Amtssprachen der EU beantragen, wie dies Spanien jetzt für Baskisch, Galicisch und Katalanisch versucht.

    Die Berücksichtigung von Deutsch für Italien wäre also ohne große Hindernisse möglich, wenn der Staat dies möchte, was er aber offenbar nicht für nötig hält.

    So wird den deutschsprachigen Südtirolerinnen, den französischsprachigen Aostanerinnen und den slowenischen Friaulerinnen und Julierinnen quasi unnötig ein Recht verwehrt, nur weil sie — anders als zum Beispiel die schwedischsprachigen Finninnen, die deutschsprachigen Belgierinnen — Teil eines Staates sind, für den nur eine einzige Sprache zählt. Das wirkt sich wie eine Art gläserne Decke aus.

    Als unabhängiges Land würde Südtirol natürlich zu den konstitutiv mehrsprachigen Staaten gehören.

    Cëla enghe: 01 || 01 02 03



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  • Pressefreiheit: Italien wie Polen.

    Zum gestrigen Internationalen Tag der Pressefreiheit hat die NRO Reporter ohne Grenzen ihre einschlägige Weltrangliste für das Jahr 2024 veröffentlicht. Demzufolge soll das essentielle Grundrecht, das insbesondere auch für Demokratien von vitaler Bedeutung ist, international bedroht sein, da sich die Lage weltweit verschlechtere. Mit »gut« wird die Situation demnach in acht Ländern eingestuft, die die Spitzengruppe darstellen: Norwegen (1.), Dänemark (2.), Schweden (3.), Niederlande (4.), Finnland (5.), Estland (6.), Portugal (7.) und Irland (8.). All diese Staaten liegen in Europa und mit Ausnahme von Portugal sind sie alle im Norden des Kontinents konzentriert.

    Mit knapp 18 Millionen Einwohnerinnen sind die Niederlande das mit Abstand bevölkerungsreichste Land in dieser Gruppe, Estland hat mit nur 1,3 Millionen sogar deutlich weniger Einwohnerinnen als unsere Europaregion.

    Was den erweiterten deutschen Sprachraum betrifft, schließen die Schweiz (9.), Deutschland (10.) und Luxemburg (11.) direkt an die Spitzengruppe an, Liechtenstein liegt einen Platz vor Belgien auf Platz 15. Weit abgeschlagen, aber noch immer in der Gruppe, deren Situation Reporter ohne Grenzen als »zufriedenstellend« bewertet, erreicht Österreich Rang 32.

    Im Vergleich zum Vorjahr konnten sich die Schweiz (12 → 9), die Bundesrepublik (21 → 10) und auch Luxemburg (20 → 11) nach Plätzen deutlich verbessern — was jedoch auch darauf zurückzuführen ist, dass sich die Lage in anderen Ländern verschlechterte. Österreich verlor hingegen seit 2023 drei Plätze.

    Der italienische Staat, zu dem auch Südtirol gehört, verschlechterte sich deutlich und liegt jetzt weltweit nur noch auf dem 46. Rang — und zwar in der Gruppe, die Reporter ohne Grenzen als »problematisch« einstuft. Nach einem Verlust von fünf Plätzen befindet sich Italien damit nur noch einen Platz vor Polen, das von Ende 2015 bis Ende 2023 von der illiberalen PiS regiert wurde.

    Besonders negativ wurden in Bezug auf Italien die zahlreichen SLAPPs und Verleumdungsklagen sowie die Versuche, die Medien rechtlich einer engeren Kontrolle zu unterwerfen, genannt. Bei den Indikatoren, die zur Bildung der Gesamtbewertung herangezogen werden, sticht denn auch der Gesetzgebungsfaktor besonders negativ hervor: hier rutschte Italien im Vergleich zum Vorjahr gar vom 27. auf den 47. Platz ab.

    Umso schwerer wiegt der Verlust von fünf Plätzen, da die weltweite Verschlechterung eigentlich eher einen Aufstieg erleichtern würde. Auch in diesem Bereich könnte ein unabhängiger Staat Südtirol vermutlich ohne große Mühe bessere Rahmenbedingungen schaffen, wie andere Staaten in dieser Größenordnung zeigen.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01 02



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  • Politik von unten her neu denken.
    Quotation

    Am 25. April hat der Verein Noiland das Buch Kann Südtirol Staat? auf Einladung des slowenischen Vereins Mohorjeva-Hermagoras in Celovec/Klagenfurt präsentiert. Dazu schreibt Hans Karl Peterlini im dieswöchigen Sonntagsblatt (Nr. 18/2024) unter anderem:

    Nicht militant, im Stile einer neuen Generation wird ein Kleinstaat entworfen, zu dem alle Bevölkerungsgruppen, auch die migrantischen, eingeladen werden. Ob dieser Kleinstaat besser wäre als die Autonomie, ob er überhaupt je wirklich wird, ist weniger wichtig als der dadurch eröffnete Raum, Politik nicht einfach hinzunehmen, sondern von unten her wieder neu zu denken.

    – Hans Karl Peterlini

    Peterlini ist Prodekan der Fakultät für Kultur- und Bildungswissenschaften an der Uni Celovec/Klagenfurt und war selbst bei der Buchvorstellung anwesend.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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  • Nicht so internationaler Klassenzug.

    Die von den Arbeitgeberverbänden und auch vom Team K geforderte »internationale Schule« — bzw. vorerst ein Klassenzug mit englischer Unterrichtssprache am Realgymnasium Bozen — wird im Schuljahr 2024/25 nach dem Modell der IB World Schools starten. Deutsch und Italienisch werden dort nur als Fremdsprachen vermittelt.

    Das Team K hat sich kürzlich mit einer Landtagsanfrage (Nr. 87/24) nach dem Projekt erkundigt, unter anderem mit einer Frage zu Eingeschriebenen, die aus dem Ausland zugezogen sind. Schließlich sollte das neue Angebot vor allem Kinder aus Familien ansprechen, deren Eltern etwa aus beruflichen Gründen nach Südtirol ziehen und die nicht gewillt sind, sich schulisch zu integrieren.

    Diesbezüglich fällt die Antwort von Landesrat Philipp Achammer (SVP) allerdings ernüchternd aus: Keine einzige der eingeschriebenen Schülerinnen seien Kinder von Familien, die im laufe des letzten Schuljahres aus dem Ausland zugezogen sind.

    Das ist selbstverständlich nur ein erster Zwischenbefund. Während der kommenden Jahre wird sich zeigen, ob das elitäre Projekt tatsächlich nützlich ist, um neue Arbeitskräfte aus dem Ausland anzulocken, wie man es sich erhofft hatte. Dazu hieß es in der Antwort auf Landtagsanfrage Nr. 2268/2022 des Team K:

    Ziel ist es die internationale Wettbewerbsfährigkeit der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol auf dem Arbeitsmarkt zu fördern. Weiters sollen auch Schülerinnen und Schüler aus Südtirol, deren Eltern eine internationale Ausbildung wünschen, die Möglichkeit haben, den internationalen Klassenzug zu besuchen.

    – LR Philipp Achammer

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01



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  • Colli ohne (Eier).

    Die Liste JWA hatte im Landtagswahlkampf vor allem auf einen herausragenden Punkt in ihrem Programm verwiesen: männliche Geschlechtsorgane, die trotz ihrer äußersten Gebrechlichkeit gemeinhin für Mut stehen.

    Seit sich der Namensgeber immer ungenierter in rechtsextremen Kreisen bewegt und auch selbst mit radikalsten Aussagen auf sich Aufmerksam macht, steht der Zweite im Bunde — LAbg. Andreas Colli — ebenfalls unter Beobachtung: Wird er sich vom Nazi Chef distanzieren? Springt er ihm gar aktiv bei?

    Doch spätestens seit der peinlichen Stellungnahme, die er dazu vor wenigen Tagen veröffentlicht hat, wissen wir, dass mit den Eiern wohl doch nicht der Schneid gemeint gewesen sein kann: »Andreas ist nicht Jürgen und Jürgen nicht Andreas!« raunzt er da einfallslos — und: Jürgen Wirth Anderlan sei in der Liste, die seinen Namen trägt, auch gar nicht der Chef.

    Colli hat also weder den Mumm, sich klar zu distanzieren, noch die Courage, sich selbst als der Nazi peinliche Mitläufer zu outen, der er nunmal ist, wenn er die Umtriebe seines Chefs einfach hinnimmt. In solchen Kreisen würde man das wohl als Memme bezeichnen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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