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  • Serena Bortone suspendiert.

    In Hinblick auf den diesjährigen Befreiungstag am 25. April hätte der Schriftsteller und Journalist Antonio Scurati auf Einladung von Serena Bortone in der RAI-Sendung Chesarà… einen milde antifaschistischen Monolog halten sollen. Von der Führung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wurde dies jedoch hintertrieben und verhindert. Anschließend wurde gegen die Moderatorin, die den Fall publik gemacht und den Monolog kurzerhand selbst vorgetragen hatte, sogar ein Disziplinarverfahren eingeleitet, das nun in eine sechstägige Suspendierung mündete. Der RAI-Verwaltungsratsvorsitzende Roberto Sergio sprach sich kürzlich sogar öffentlich für die Entlassung der Journalistin aus. Kein anderes Unternehmen würde es erlauben, dass eine Angestellte öffentlich gegen das Unternehmen spricht, für das sie arbeitet. Das offenbart ein erschreckend autoritäres Grundverständnis, dem sich wohl auch die meisten Privatunternehmen längst nicht mehr verpflichtet fühlen dürften. Herrn Sergio scheint aber vor allem nicht bewusst zu sein, dass es sich bei der RAI nicht um einen Getränkehersteller oder um eine Bank handelt, sondern um ein öffentliches Unternehmen, dessen Kerngeschäft die Information und die Wahrung der Meinungsfreiheit ist. Sein wichtigster Auftrag ist es demnach, die Demokratie zu stärken und die Grundrechte zu schützen.

    Mit der Zensur einer antifaschistischen Rede, weil sie den rechtsrechten Regierenden nicht in den Kram passen könnte, wird die Existenzgrundlage des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ad absurdum geführt. Dass nun nicht etwa der Zensor, sondern auch noch diejenige bestraft wird, die den Fall öffentlich gemacht hat, bestätigt, dass der autoritäre Staat längst Realität ist.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Wird Toni Comín wieder der Zutritt zum EU-Parlament verweigert?
    Demokratieschädigende Vorgehensweise

    Der Katalane Toni Comín, langjähriger Weggefährte von Carles Puigdemont (beide Junts), wurde im Juni erneut ins Europaparlament gewählt. Doch auf der offiziellen Liste der spanischen Wahlbehörde, die dem Präsidium des EU-Parlaments übermittelt wurde, scheint er nicht auf — obwohl das spanische Amtsblatt BOE seine Wahl zuvor bestätigt hatte. Damit wiederholt sich die Geschichte von 2019, als mehreren katalanischen EU-Abgeordneten ihr Amt verweigert wurde, weil sie von der spanischen Justiz verfolgt wurden. Das spanische Wahlgesetz sieht vor, dass sich die Gewählten nach Madrid begeben müssen, um ihren Eid auf die spanische Verfassung zu schwören, bevor sie EU-Abgeordnete werden. Das hatten vor fünf Jahren Oriol Junqueras (ERC), Carles Puigdemont und Toni Comín nicht gemacht, weil es ersterem verweigert wurde und die beiden anderen bereits im Ausland waren.

    Der damalige Präsident des EU-Parlaments und SVP-Liebling Antonio Tajani (FI/EVP) verweigerte den Katalanen darauf hin den Zutritt zum Parlament, wofür er sich noch immer vor dem EuGH verantworten muss. Erst sein Nachfolger David Sassoli (PD/S&D), der Tajanis Linie zunächst fortgeführt hatte, sah sich im Jänner 2020 dazu gezwungen, das Mandat von Puigdemont und Comín auf der Grundlage eines EuGH-Urteils anzuerkennen, während Junqueras in der Zwischenzeit — trotz Immunität — verurteilt worden war.

    Dass die spanischen Behörden auch jetzt wieder an der Vorgehensweise von vor fünf Jahren festhalten, obschon der EuGH inzwischen festgestellt hat, dass von staatlichen Gesetzen vorgesehene Prozeduren (wie der Eid) keine Auswirkungen darauf haben können, ob jemand als gewählt gilt, ist nicht nur empörend, sondern zeigt, wie willkürlich gegen politisch unliebsame Positionen und Persönlichkeiten vorgegangen wird, indem Recht flexibel interpretiert und gebeugt wird.

    Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola (EVP), mit dem Fall umgehen wird. Ihre EVP-Kolleginnen aus den Reihen der rechten spanischen Volkspartei PP üben bereits Druck auf sie aus, Comín nicht als Abgeordneten anzuerkennen.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Sternstunde der Wahldemokratie.

    Der Obmann dessen, was von den Südtiroler Freiheitlichen (F) nach der Landtagswahl (mit der Gehung von Parteiobfrau Sabine Zoderer) und der Regierungsbildung (mit dem Abgang von L.-Abg. Andreas Leiter Reber) übriggeblieben ist, zeigt sich vom Wahlergebnis in Frankreich sehr — und von den Reaktionen darauf deutlich weniger — begeistert. Dass das Rassemblement National im ersten Durchgang der französischen Parlamentswahlen mit 33% zur stärksten Kraft wurde, bezeichnet F-Obmann Roland Stauder in einer Aussendung gar als eine »Sternstunde der Demokratie«.

    Eine Demokratie besteht immer aus freien Wahlen und welches Ergebnis dann herauskommt ist zu akzeptieren.

    – Roland Stauder (F)

    Freie Wahlen sind ein notwendiges, aber — Stichwort: »Wahldemokratie« — kein hinreichendes Merkmal einer funktionierenden, repräsentativen Demokratie. Denn demokratisch gewählt heißt noch lange nicht demokratisch gesinnt.

    Wenn eine faschistoide, rechtsextreme und rassistische, aber auch minderheiten-, autonomie- und europafeindliche Partei eine Wahl gewinnt, kann man sich wie Stauder darüber freuen. Man kann aber genauso darüber »entsetzt« sein, wie er »Parteien und viele[n] Medien« attestiert. Im Sinne einer wehrhaften Demokratie und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sollte man sogar sehr besorgt sein.

    Wahlen in Frankreich: Kritik am Wählervotum ist Kritik an der Demokratie!

    – Pressemitteilung der Freiheitlichen

    Niemand spricht davon, das Wahlergebnis nicht zu akzeptieren. Das ist eher eine Spezialität der Gesinnungsgenossinnen von Herrn Stauder — der Anhängerinnen von Donald Trump oder Jair Bolsonaro etwa. Doch auch wenn man das Wahlergebnis akzeptiert, heißt das noch lange nicht, dass man es nicht kritisieren und sich nicht auch massiv darüber entrüstet und besorgt zeigen darf.

    Ganz im Gegenteil: Das Toleranz-Paradoxon lehrt, dass wir gerade gegenüber Intoleranten, die unsere Demokratie auch dann gefährden, wenn sie durch eine freie Wahl an die Schalthebel gelangt sind, auch intolerant sein sollten. Wenn wir das nicht tun, ist unsere Demokratie wahrscheinlich schneller Geschichte, als wir uns das vorstellen können.

    Ein Kritik am Wählervotum ist daher ganz sicher nicht eine Kritik an der Demokratie.

    Einem Herrn Stauder, der den rechtsradikalen Freiheitlichen vorsitzt, die mit den Partnern von Marine Le Pen, der Lega und FdI gemeinsame Sache machen, brauche ich das aber natürlich nicht zu erklären, da er selbst Teil des Problems ist.

    Höchstens ist umso erstaunlicher, wie die Partei einer nationalen Minderheit so blind für die autonomie- und minderheitenfeindlichkeit des Rassemblement National sein kann, dass sie seinen Wahlsieg als eine Sternstunde einordnet. Was sich — und uns — die SVP da in die Regierungsmehrheit geholt hat, ist regelrecht unerträglich.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Kenn van taitsch.

    Il Bersntoler Kulturinstitut (BKI) con sede a Palai ha pubblicato un bando finalizzato a favorire e approfondire la conoscenza della lingua tedesca nella comunità del Bersntol (Valle del Fèrsina). A questo scopo verranno erogate delle borse di studio per la partecipazione a corsi residenziali di lingua tedesca che prevedano l’uso attivo della lingua in Sudtirolo, Austria e Germania, ma anche per la frequenza di corsi online. Chi accederà al contributo si vedrà rimborsare il 100% della retta.

    Stralcio del volantino ufficiale (fonte BKI)

    Oltre ai veri e propri corsi di lingua sono ammissibili anche i corsi finalizzati all’acquisizione di altre competenze (musica, teatro, danza…), a condizione che siano in lingua tedesca.

    Possono accedere al finanziamento gli attuali residenti dei comuni di Garait, Vlarötz o Palai, ma anche chi ha almeno uno dei genitori o uno dei nonni che in passato vi sia stato residente per un periodo continuativo di oltre 5 anni.

    Le borse di studio vengono erogate grazie al sostegno della Regione Trentino-Südtirol.

    La lingua parlata nella valle ha origini medio-alto bavaresi. Oltre ai tre comuni a cui si rivolge il bando, dove è largamente maggioritaria la parte di popolazione che vi si identifica, è parlata anche nel quarto comune della valle del Fèrsina, Oachpergh/Sant’Orsola Terme, dove però è maggioritaria la popolazione di lingua italiana.

    Per informazioni più precise rivolgersi al Bersntoler Kulturinstitut.



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  • Eine exklusive Buchhandlung.

    Als ich heute in der Landeshauptstadt war, habe ich kurz in die Nuova Libreria Cappelli gelugt, da ich mich in der Nähe befand und eine knappe Viertelstunde übrig hatte. Nicht zuletzt begeisterte Berichte über einen Laden mit sozialem Profil hatten mich neugierig gemacht. Doch was hier neben einem gepflegten Ambiente und einer ansprechenden Bücherauswahl — jedenfalls jemandem, dem die Mehrsprachigkeit ein Anliegen ist — schnell ins Auge fällt: Es gibt hier keine Bücher in deutscher Sprache. Kein einziges. Weil ich dachte, vielleicht doch etwas übersehen zu haben, habe ich noch an der Kassa nachgefragt, wurde aber freundlich auf die Europa-Buchhandlung in einer nahegelegenen Allee hingewiesen. Dort gebe es auch deutsche Bücher.

    Über diese Selbstverständlichkeit war ich ehrlich gesagt ziemlich verblüfft.

    Auch nach längerem Nachdenken fällt mir keine Buchhandlung im Land ein, wo es nicht auch wenigstens einige italienische Bücher gibt. Um eine der zwei größeren Landessprachen ganz draußen zu halten, muss man sich ja fast anstrengen, wenn man allein an das bilinguale Programm der meisten heimischen Verlage denkt. Eigentlich bin ich versucht zu sagen, die neue Cappelli könnte in einer beliebigen Stadt Italiens stehen. Doch selbst das wäre wohl falsch, denn für gewöhnlich haben Buchhandlungen dieser Größenordnung zumindest eine Ecke mit fremdsprachigen Büchern — darunter eigentlich immer auch welche auf Deutsch.

    Das wohl umso mehr, wenn es sich um einen Laden handelt, der den Anspruch erhebt, ein Mittelpunkt für die (lesenden) Menschen der Stadt zu sein.

    Cëla enghe: 01



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  • Dank KI: 110 neue Sprachen bei Google Translate.

    Im Jahr 2022 hatte Google seinem Übersetzungsdienst 24 neue Sprachen hinzugefügt, die erstmals auf Zero-Shot fußten. Das heißt, dass Google Translate in der Lage war, diese Sprachen weitgehend ohne Beispiele und ohne spezifisches Training zu erlernen. In der Folge hatte der kalifornische Konzern seine 1.000-Sprachen-Initiative angekündigt — eine Selbstverpflichtung, KI-Modelle zu entwickeln, die die 1.000 meistgesprochenen Sprachen der Erde unterstützen.

    Dank KI wird jetzt auch der Übersetzungsdienst von Google um 110 Sprachen erweitert. Das ist nahezu eine Verdoppelung. Einige davon haben nur wenige Sprecherinnen, viele (rund ein Viertel) werden auf dem afrikanischen Kontinent gesprochen. Insgesamt bezieht sich die aktuelle Erweiterung auf Sprachen, die von 8% der Erdbevölkerung gesprochen werden.

    Ausschnitt Sprachenauswahl Google Übersetzer

    Zu den 110 Sprachen, die im Laufe der kommenden Tage für alle Nutzerinnen kostenlos verfügbar werden, gehören unter anderem Balinesisch, Bretonisch, Färöisch, Friaulisch, Kantonesisch, Krimtatarisch, Ligurisch, Lombardisch, Okzitanisch, Ossetisch, Romani, Sizilianisch, Schlesisch, Tibetisch, Tschetschenisch, Venetisch oder Wolof. Für das Überleben dieser Sprachen — insbesondere der weniger verbreiteten, von denen einige sich in einer Revitalisierungsphase befinden — ist die Berücksichtigung auf Google Translate von kaum zu überschätzender Bedeutung.

    Dolomitenladinisch ist aber leider noch immer nicht dabei.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Lidl in Südtirol, Schottland, Wales und Katalonien.
    Nationalismus und Minderheitenschutz

    Der nach Anzahl seiner Filialen weltgrößte Discounter setzt in seinem Marketing in manchen — aber bei weitem nicht allen — Ländern auf plumpen Nationalismus. In Italien (einschließlich Südtirol) ist das Firmenlogo etwa an ein überdimensionales grünweißrotes Wappen mit einsprachigem Slogan gekoppelt, wie auf folgendem Foto zu sehen ist:

    Lidl Vahrn

    Auch im Vereinigten Königreich setzt Lidl auf Nationalgefühle. Doch während in England (🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿) der für das gesamte Staatsgebiet stehende Union Jack (🇬🇧) zum Einsatz kommt, ist das in Schottland, Nordirland und Wales anders.

    Alba/Schottland

    Diese Fotos zum Beispiel habe ich 2023 in einer Lidl-Filiale in Glaschu/Glasgow gemacht:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Hier ist es die als Saltire bekannte schottische Flagge mit dem Andreaskreuz (🏴󠁧󠁢󠁳󠁣󠁴󠁿), die von Lidl fürs Marketing genutzt wird. Anders als in Italien geht der Discounter im Vereinigten Königreich auf die jeweilige regionale Sensibilität ein und berücksichtigt sie. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass der banale Nationalismus nicht seine unterschwellige assimilierende Wirkung entfaltet, sondern auch, dass bewusst regionale statt »nationaler« Produkte hervorgehoben (und somit auch gefördert) werden:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Das geht so weit, dass auch die Produkte der Eigenmarken mit den jeweiligen Flaggen gekennzeichnet sind. Ein Ausschnitt aus der Website von Lidl UK verdeutlicht diesen regionalisierenden Effekt:

    Ausschnitt der Website lidl.co.uk (vom 25. Juni 2024); Hervorhebungen (rote Pfeile) von mir

    Exkurs Autonomie (hier ausklappen)

    Allein in dem einen Markt in Glaschu waren mehrere Hinweise auf autonome schottische Befugnisse zu sehen, die Südtirol nicht hat: Die Lizensierung von Alkohol und die Polizei.

    Cymru/Wales

    Aus Südtiroler Sicht noch interessanter wird aufgrund der Mehrsprachigkeit der Vergleich mit Cymru. Auch dort setzt Lidl auf den örtlichen Nationalismus (🏴󠁧󠁢󠁷󠁬󠁳󠁿) bzw. auf walisischen Regionalismus, wie diese Fotos einer Filiale in Bangor zeigen, die ich ebenfalls 2023 gemacht habe:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Doch hier bewirkt dies nicht nur eine Regionalisierung des Angebots, sondern geht auch mit einem Bewusstsein für die Landessprache einher:

    Bilder zum Vergrößern anklicken

    Beschilderung und Beschriftungen der Filiale sind bis ins kleinste Detail fast durchwegs zweisprachig. Dabei ist die walisische Sprache mindestens gleich prominent, in mehreren Fällen sogar erstgereiht und grafisch hervorgehoben. Das Diolch (Danke) im Kassenbereich ist im Vergleich zum englischen Thank you sogar übergroß.

    Die Produktauszeichnungen mit den Preisen sind hingegen weitgehend einsprachig englisch.

    Südtirol

    Der Vergleich mit Südtirol, wo in Bezug auf den Minderheitenschutz angeblich alles glänzt und leuchtet, ist leider beschämend. Wie die Gesetzeslage in Cymru aussieht, wäre unter die Lupe zu nehmen; doch in Südtirol gibt es im Privatsektor so gut wie keine Vorschriften zum Schutz der deutschen und der ladinischen Sprache. Und das merkt man. Bei Lidl in Vahrn (alle Fotos von dieser Woche) ist sehr vieles einsprachig italienisch, einschließlich sicherheitsrelevanter Beschilderung:

    Bilder zum Vergrößern anklicken; Unkenntlichmachung von mir

    Da wo Deutsch nicht ganz fehlt, ist es konsequent zweitgereiht und in vielen Fällen auch grafisch untergeordnet (z. B. deutlich kleiner1s. Foto ganz am Anfang dieses Beitrags).

    Lidl Vahrn

    Während in Schottland und Cymru jeweils regionale Erzeugnisse hervorgehoben werden (was auch zu einem regionaleren Sortiment führen dürfte), wird hierzulande — einsprachig — auf »100% italienische« Lebensmittel verwiesen.

    Katalonien

    Im Unterschied zu Italien und Vereinigtem Königreich setzt Lidl in Deutschland oder in Spanien (einschließlich Katalonien) im Marketing nicht auf Nationalismus. Vermutlich erhofft man sich dort davon keinen Erfolg — und das ist mir persönlich die liebste Variante.

    Aus sprachlicher Sicht ist die Lage in Katalonien — wo es eine starke Gesetzgebung zum Schutz der Landessprache im Konsumentenschutz gibt — noch einmal besser als in Cymru. Viele Informationen sind dort (im Sinne der Affirmative action2positive Diskriminierung des Schwächeren) nur in der Minderheitensprache Katalanisch verfügbar, einschließlich der Öffnungszeiten oder der aktuellen Aktionsflyer. Die Fotos habe ich 2022 im Markt von Roses gemacht:

    Bilder zum Vergrößern anklicken; alles zumindest auf Katalanisch

    Insbesondere die Produktauszeichnungen mit den Preisen sind hingegen zweisprachig Katalanisch und Kastilisch. Auch hier ist aber Katalanisch systematisch erstgereiht und sogar fett hervorgehoben.

    Lidl Roses (Katalonien)

    Auch in Katalonien werden anders als in Südtirol Produkte aus der Region beworben.

    Fazit

    Das Resümee fällt für die Südtiroler Vorzeigeautonomie geradezu ernüchternd aus. Während es die Minderheitensprachen in Cymru und — noch einmal besser — in Katalonien respektiert, schert sich Lidl in Südtirol um die deutsche Sprache kaum. Und dies obschon sich das Unternehmen dazu noch nicht einmal sprachliche Kompetenzen aneignen müsste, da sie ja im deutschen Mutterkonzern bereits vorhanden sind.

    Die Marginalisierung einer Minderheitensprache hängt eben nicht (nur) von ihrer internationalen Verbreitung ab, sondern maßgeblich von der Haltung der betroffenen Akteure sowie von den gesellschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen.

    Das plump nationalistische Marketing von Lidl hat in Südtirol zudem eine gleichmacherische, assimilierende Wirkung. Während zum Beispiel sexistisches, homophobes oder einer Religionsgemeinschaft gegenüber respektloses Marketing inzwischen zu Recht geächtet (wenngleich nicht ausgemerzt) ist, gilt Ähnliches für den Respekt nationaler Minderheiten (jedenfalls in Italien) noch immer nicht. Das »autonome« Südtirol hat dem leider wenig entgegenzusetzen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02 03

    • 1
      s. Foto ganz am Anfang dieses Beitrags
    • 2
      positive Diskriminierung des Schwächeren


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  • L’autodeterminazione giustifica la società democratica.
    Quotation

    [Il diritto all’autodeterminazione] sta alla base della Carta delle Nazioni Unite — articolo 1 della Carta — e questo diritto è stato sviluppato in seno all’ONU nel processo di decolonizzazione. E naturalmente la decolonizzazione è stata in qualche modo percepita dagli stati europei come un processo rivolto contro di loro. Questa è la ragione perché in Europa abbiamo difficoltà a comprendere che tale concetto di diritto all’autodeterminazione dei popoli non è solamente un concetto legato alla decolonizzazione, ma un concetto fondamentale che sta alla base del principio democratico. L’autodeterminazione è ciò che crea la giustificazione di una società democratica.

    – Nicolas Levrat (per fondazione Coppieters, 2019), professore di diritto internazionale ed europeo; direttore del Dipartimento di diritto internazionale presso l’Università di Ginevra. Odierno relatore speciale sulle minoranze dell’ONU (dal 1 novembre 2023)

    Traduzione mia (visualizza l’originale)

    [The right to self-determination] is at the foundation of the UN Charter — article 1st of the Charter — and this right has been developed within the UN in the process of decolonization. And naturally, decolonization was somehow felt by European states as a process against European states. This is the reason why in Europe we have difficulties to understand that this concept of people’s right to self-determination is not only a concept linked to decolonization, but it’s a fundamental concept at the foundation of the democratic principle. Self-determination is what creates the justification for democratic society.

    (my transcription)

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01 02



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