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  • Gentile-Briefmarke darf nicht in Frage gestellt werden.


    Bezüglich der Briefmarke, die der Staat dem faschistischen Bildungsminister Giovanni Gentile gewidmet hat, meldet sich jetzt auch Umberto Croppi, Mitglied des italienischen Landeskulturbeirats zu Wort. Das berichtet der Corriere in seiner heutigen Südtirolbeilage. Croppi war MSI-Mitglied, Kulturreferent des neofaschistischen römischen Bürgermeisters Gianni Alemanno (PdL), aber auch Fraktionsvorsitzender der Grünen im Regionalrat des Latium. Zitiert wird er unter anderem folgendermaßen:

    »Abgesehen von den formalen Aspekten gibt es eine wesentliche Tatsache, die wir berücksichtigen müssen: Gentile, ob man es nun gut oder schlecht findet, bleibt einer der Eckpfeiler der universellen Kultur, und dass ihm eine Briefmarke gewidmet wird, scheint mir keineswegs eine Verherrlichung des Faschismus zu sein.« Die Äußerungen über die Figur Gentiles seien legitim, schließt Croppi, aber »die Rücknahme der Briefmarke zu fordern oder ihre Ausgabe zu kritisieren, ist wirklich unangebracht. Es gibt einen Bereich, in dem es legitim ist, seine Meinung zu äußern, und es gibt einen Bereich der Zuständigkeiten. Der Initiator ist das Ministerium, und es gibt eine Kommission der Post: Wenn sie entschieden haben, dass die Briefmarke ihre Berechtigung hat, darf das nicht in Frage gestellt werden.«

    – Corriere (10. August 2024)

    Übersetzung von mir (Original anzeigen)

    «Al di là degli aspetti più formali, c’è un dato sostanziale di cui dobbiamo tenere conto: Gentile, nel bene e nel male, resta uno dei capisaldi della cultura universale e che gli sia dedicato un francobollo non mi pare certo apologia del fascismo.» Legittime le dichiarazioni sulla figura di Gentile, conclude Croppi, ma «chiedere il ritiro o contestare l’emissione del francobollo è veramente fuor d’opera. C’è un ambito in cui è legittimo esprimere la propria opinione e c’è un ambito di competenze. Il promotore è il ministero e c’è una commissione delle Poste: se hanno deciso che il francobollo aveva una sua legittimità, non può essere messo in discussione.»

    – Corriere

    Der Landeshauptmann und der Landesrat für Kultur dürfen also — quasi privat — eine Meinung zu Gentile haben, doch die Briefmarke in Frage stellen dürfen sie nicht, weil irgendwelche formalen Prozeduren und Zuständigkeiten in einem von Neofaschisten und Rechtsradikalen regierten Staat zu ihrer Ausgabe geführt haben. Eine derartige Argumentation ist einfach ungeheuerlich. Auch Gentile hat damals die Abschaffung der deutschen Schule in Südtirol legal und unter Einhaltung aller Zuständigkeiten umgesetzt. Die Rücknahme seiner »Reform« (oder gar der Rassengesetze!) zu fordern, wäre dann laut Croppi wohl unangemessen gewesen.

    Leute mit derart undemokratischen, autoritären Ansichten sitzen jetzt — von Marco Galateo (FdI) berufen — dank Koalitionsentscheidung der SVP im italienischen Kulturbeirat.

    (Doch wenn er schon so penibel auf die Einhaltung von Zuständigkeiten achtet, sollte Croppi vielleicht in seiner Rolle dem Landeshauptmann auch keine Vorschriften machen.)

    Cëla enghe: 01


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  • Die Rückkehr von Puigdemont.
    Mögliche Verhaftung


    Zur möglichen Wahl des neuen katalanischen Präsidenten, Salvador Illa (PSC), die heute im katalanischen Parlament stattfinden soll, hat Ex-Präsident Carles Puigdemont (Junts) nach knapp siebenjährigem Exil seine Rückkehr in den zu Spanien gehörenden Teil Kataloniens angekündigt. Genauso wie bei seinem Gang ins Exil soll es sich dabei nicht um einen persönlichen, sondern um einen politischen Akt handeln. Da er bei den kürzlich stattgefundenen Wahlen ins katalanische Parlament gewählt wurde, will Puigdemont bei der heutigen Abstimmung anwesend sein und seine Stimme in die Waagschale werfen.

    Die Nervosität in Barcelona ist dabei extrem hoch, da sich die spanische Justiz weigert, die vom Kongress beschlossene Amnestie — im Sinne der Gewaltenteilung — vollständig umzusetzen (01). So ist gegen Puigdemont nach wie vor ein Haftbefehl wegen Veruntreuung aufrecht. Rechtsexpertinnen warnen, dass eine allfällige Festnahme illegal wäre.

    Der neue katalanische Parlamentspräsident, Josep Rull (Junts), hat bereits angekündigt, eine Verhaftung im Parlamentsgebäude mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern zu wollen. Ein Eintritt von Ordungskräften ohne seine Zustimmung wäre ein Gesetzesverstoß. Ohnehin könnte die Festnahme bereits außerhalb stattfinden, wo seit heute früh ein Großaufgebot der Landespolizei Mossos d’Esquadra zu sehen ist.

    Die rechtsextreme Vox hat angekündigt, den von ihr verhassten Ex-Präsidenten am Zugang zum Parlament hindern zu wollen, falls es die Polizei nicht tut.

    Große Menschenmengen haben sich in Barcelona bereits zusammengefunden, um den Präsidenten bei seiner Rückkehr zu empfangen.

    Sollte Puigdemont daran gehindert werden, an der Sitzung teilzunehmen, könnte die Vertrauensabstimmung vertagt werden.

    Aktualisierung
    • Um circa 9.00 Uhr ist Puigdemont in Barcelona eingetroffen, wo er vor Zehntausenden am Arc de Triomf ungehindert eine kurze Rede halten konnte.
    • Anders als von allen — einschließlich Polizei und Medien — erwartet, hat er dann doch nicht versucht, ins Parlament zu gelangen, sondern hat den Trubel genutzt, um sich erneut abzusetzen.
    • Den ganzen Tag haben die Mossos anschließend nach ihm gefahndet. Rund um Barcelona wurden — im Rahmen eines Protokolls, das für akute Terrorgefahr gedacht ist — alle Straßen gesperrt und jedes Fahrzeug überprüft, was zu einem enormen Verkehrschaos geführt hat. Die Suchaktion hat scharfe Kritik wegen mangelnder Verhältnismäßigkeit nicht nur von Unabhängigkeitsbefürworterinnen verschiedener Couleur, sondern auch von Polizeigewerkschaften geerntet. Aufgrund der Ankündigung von Puigdemont, an der Vertrauensabstimmung teilnehmen zu wollen, hatte die Polizei offenbar vor, ihn direkt vor dem Parlament festzunehmen.
    • Im Laufe des Tages haben die Mossos zwei Männer aus ihren Reihen verhaftet, die im Verdacht stehen, dem ehemaligen Präsidenten geholfen zu haben.
    • Um circa 10.00 Uhr hat wie geplant das Plenum zur Wahl des neuen katalanischen Präsidenten begonnen. Am späten Nachmittag wurde Salvador Illa (PSC) schlussendlich — mit 68 zu 66 Stimmen ohne Enthaltungen — ins Amt gewählt. Er führt fortan eine Minderheitsregierung, da er sich die Unterstützung von ERC und En Comú Podem dank Zugeständnissen nur punktuell für diese Wahl sichern konnte.
    • Unter anderem hat Illa in seiner Erklärung die ausnahmslose Umsetzung der Amnestie gefordert und angekündigt, aufgrund von Vereinbarungen mit ERC gegenüber Madrid für die Steuerhoheit und in Katalonien für die Stärkung der katalanischen Sprache kämpfen zu wollen. Zur Umsetzung seines Regierungsprogramms will er sich von Mal zu Mal die Stimmen anderer Kräfte — mit Ausnahme von Vox und Aliança Catalana — sichern.

    Die heutige Rede von Puigdemont im Wortlaut:

    Einen wunderschönen Tag! Geschätzte Mitbürger, einen wunderschönen Tag! Seit sieben Jahren verfolgen sie uns, weil wir die Stimme des katalanischen Volkes anhören wollten. Es ist sieben Jahre her, dass sie eine äußerst harte Repression losgetreten haben, die uns ins Gefängnis oder ins Exil geführt hat, die das Leben von vielen Tausend Personen beeinträchtigt hat, weil sie die Unabhängigkeit befürworten und manchmal auch nur dafür, dass sie Katalanisch sprechen. Sie haben es in etwas Verdächtiges verwandelt, Katalane zu sein. In diesen sieben Jahren hat die Repression viel Chaos angerichtet — und das wird so bleiben, bis die Politisierung der Justiz nicht beendet wird und solange vier Richter mehr zu sagen haben als ein Parlament; solange es dem PP gestattet ist, die zweite Kammer des Obersten Gerichtshofs über die Hintertür zu kontrollieren und solange Vox als Einzelkläger zugelassen wird, um politische Dissidenten zu verfolgen. Doch trotz ihrer Mühe, obwohl sie uns Schaden zufügen wollten und obwohl wir ihre repressive Fratze gesehen haben, bin ich heute hierher gekommen, um sie daran zu erinnern, dass wir noch hier sind. Wir sind noch hier! Wir sind noch hier, weil wir nicht das Recht haben, zu verzichten. Das Selbstbestimmungsrecht gehört den Völkern… es gehört den Menschen, die hier leben und deshalb hat kein Politiker das Recht, auf ein Recht zu verzichten, das kollektiv ist: das Recht der katalanischen Bevölkerung, frei über ihre Zukunft befinden zu dürfen. Sehen Sie, heute denken viele, meine Festnahme feiern zu können. Und sie werden denken, dass der Spott uns und euch abschrecken wird, dass es sich dafür lohnt, sogar ein Gesetz ihres Parlament zu missachten. Doch sie irren — und in ihrem Irrtum werden sie ein weiteres Mal die Glaubwürdigkeit der spanischen Demokratie aufs Spiel setzen, auch wenn wir wissen, dass sie das wenig kümmert. Lassen wir uns nicht täuschen, lassen wir uns nicht durcheinander bringen: es ist, war und wird nie ein Verbrechen sein, ein Referendum abzuhalten; und es ist und wird nie ein Verbrechen sein, den Auftrag des katalanischen Parlaments umzusetzen. Jenes Parlament, das jetzt einberufen wurde, um den katalanischen Präsidenten zu wählen, dem aber nicht immer in Freiheit und mit demokratischer Normalität erlaubt wurde, seine Präsidenten zu bestimmen. Vor knapp sieben Jahren haben 2,3 Millionen Menschen abgestimmt: wir haben die Frage beantwortet, die die von mir geleitete Regierung vorgeschlagen hatte, was dank einem Gesetz des katalanischen Parlaments ermöglicht wurde. Aus jenem Sieg — denn es war ein Sieg — entstand eine scharfe Repression, die unser Leben und unsere Institutionen beeinträchtigt hat. Das Amnestiegesetz sollte der Politik zurückgeben, was die politische Sphäre nie hätte verlassen dürfen. Doch einigen Herren am Höchstgericht gefällt und passt das nicht. Wir haben kein Interesse, in einem Land zu sein, in dem Amnestiegesetze nicht amnestieren. Ein Land, wo Amnestiegesetze nicht amnestieren, hat ein Demokratieproblem. Heute findet eine wichtige Parlamentssitzung statt, wie alle Parlamentssitzungen wichtig sind. Was unser Parlament beschließt, respektieren wir immer, ob es uns gefällt oder nicht. Wir müssen unsere Sache machen — und an schwierigen Tagen müssen wir zusammenstehen wie nie und in der Lage sein, neue Gelegenheiten vorzubereiten, denn wir werden sie haben und wir werden sie uns verdienen. Ich weiß nicht wie lange… ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden, Freunde. Doch was auch immer passieren wird: Wenn wir uns wiedersehen, sollen wir gemeinsam und laut rufen können, womit ich meine Rede abschließe: Es lebe das freie Katalonien!

    – Carles Puigdemont

    Transkription und Übersetzung von mir

    Cëla enghe: 01


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  • Kommt Korsika auf die Entkolonialisierungsliste?


    Unabhängigkeitsbewegungen weltweit und auch in Europa streben danach, die Auslegung des Rechts auf Selbstbestimmung so zu verändern, dass es ausdrücklich auch Teilgebiete souveräner Staaten berücksichtigt, insbesondere wenn dort sprachlich-kulturelle Minderheiten angesiedelt sind. Die Entkolonialisierung soll demnach in einem umfassenderen Sinn verstanden werden — eine Ansicht, die auch der derzeitige UN-Sonderberichterstatter für Minderheiten, Nicolas Levrat, teilt. Im Laufe der Jahrzehnte war das Recht auf Selbstbestimmung immer wieder interpretativen Veränderungen ausgesetzt, die seinen Umfang erweitert haben — so wie Recht im allgemeinen nicht starr, sondern im steten Wandel ist.

    Die separatistische korsische Linkspartei Nazione hat nun mitgeteilt, Kontakt mit der zuständigen Gruppe C-24 der UNO aufgenommen zu haben, um die Möglichkeit der Eintragung von Korsika ins Verzeichnis der »Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung« gemäß Artikel 73 der UN-Charta abzuklären. Gebieten, die auf dieser Liste aufscheinen, steht im Sinne der Entkolonialisierung die Ausübung des Rechts auf Selbstbestimmung zu.

    Nazione möchte das Thema zwar auf die politische Agenda setzen, betont jedoch, dass die Aufnahme in die UN-Liste eine gemeinsame Aufgabe der autonomistischen und separatistischen Parteien sowie der korsischen Bevölkerung sein muss. Die Anfang dieses Jahres gegründete Partei — eine Fusion von Corsica Libera mit weiteren Projekten und Bewegungen, die die staatliche Unabhängigkeit befürworten — weist darauf hin, dass selbst eine starke Autonomie nicht gegen eine Eintragung spreche. Im Gegenteil habe Frankreich die Wiederaufnahme von Französisch-Polynesien in das Verzeichnis 2013 nicht verhindern können, obwohl Paris unter anderem auf die ausgedehnten Selbstverwaltungsrechte der Pazifikinseln hingewiesen hatte. Auch ein aufgrund eines Machtwechsels in letzter Sekunde eingelangter Entscheid des polynesischen Parlaments habe die Eintragung nicht mehr aufgehalten, da die objektiven Kriterien nach Ansicht der Mehrheit erfüllt waren.

    Nazione gibt zu bedenken, dass für die Klassifizierung als »Hoheitgebiet ohne Selbstregierung« die Unterstützung der blockfreien Staaten, die schon bei der klassischen Entkolonialisierung eine wichtige Rolle gespielt haben, ausschlaggebend sei. Übrigens war auch bezüglich Südtirol das Abstimmungsverhalten blockfreier Staaten entscheidend, als Österreich die mangelhafte Umsetzung des Pariser Vertrags vor die UNO gebracht hatte.

    Von Selbstregierung könne man zudem — so die korsischen Separatistinnen — nicht reden, wenn der Staat in Verhandlungen mit dem kontrollierten Gebiet um seine Autonomie rote Linien aufstelle, also gewisse Bereiche a priori von der Selbstverwaltung ausschließe. Zwölf von 17 derzeit offiziell zu entkolonialisierenden Ländern unterlägen derzeit übrigens der Herrschaft europäischer Staaten. Eines, nämlich Gibraltar, befindet sich sogar auf dem europäischen Festland.

    Einen Faktor, den Südtirol im Unterschied zu Korsika nicht für sich ausspielen könnte, ist die sogenannte »Salzwasserregel«. Demnach sei die Tatsache, dass sich zwischen dem Mutterstaat und dem beantragenden Gebiet Salzwasser — also ein Meer oder Ozean — befinde, in der Regel von Vorteil für die Eintragung.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 | 06


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  • Landespressekonferenz italianisiert.
    Jeder macht, was er will


    Landeshauptmannstellvertreter Marco Galateo von den neofaschistischen Fratelli d’Italia hat als einziges Regierungsmitglied eine offizielle Pressekonferenz abgehalten, um über die ersten sechs Monate der neuen Koalition zwischen SVP und recht(sextrem)en Kräften sowie seiner eigenen Arbeit zu sprechen. Weitere Pressekonferenzen dieser Art sind nicht geplant.

    Bildquelle: LPA – Querbalken von mir

    Damit überlässt die Volkspartei die Deutungshoheit über die Koalition (laut Galateo »eine große Liebesbeziehung«) einer extremistischen Splitterpartei, die bei der Wahl 2023 nur 6% und zwei von 35 Abgeordneten erreicht hat. Darüber hinaus ist FdI auch inhaltlich in keinster Weise repräsentativ für das Wahlergebnis.

    Aufgrund der äußerst dürftigen Deutschkenntnisse des Landeshauptmannstellvertreters (01) wage ich zudem die Unterstellung, dass die Arbeit der Koalition nur auf Italienisch vorgestellt wurde, was für ein Minderheitengebiet wie dem unseren inakzeptabel ist.

    Dabei setzt sich

    • der Landtag aus 29 Abgeordneten deutscher, einem Abgeordneten ladinischer und fünf Abgeordneten italienischer Muttersprache,
    • die Koalition aus 13 Mandatarinnen deutscher, einem Mandatar ladinischer und vier Abgeordneten italienischer Muttersprache und
    • die Landeregierung aus acht Mitgliedern deutscher, einem Mitglied ladinischer und zwei Mitgliedern italienischer Muttersprache

    zusammen. Dass sich Galateo auch noch die Trikolore in den Saal hängen ließ, wo sie sonst normalerweise nicht hängt, unterstreicht noch einmal, dass die beiden italienischen Landesräte fast uneingeschränkte Narrenfreiheit genießen. Die Gelegenheit, hier einen Präzedenzfall zu setzen, ließ sich der CasaPound-Freund und Imperialist natürlich nicht entgehen — und distanzierte sich gleichzeitig von der verhassten Regenbogenflagge, die dort während des Pride-Monats hing.

    Cëla enghe: 01 02 03


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  • Rassistischer Brandherd gelöscht.
    L'amour toujours


    Immer wieder werden in Deutschland zu L’amour toujours von Gigi D’Agostino rechtsextreme Chöre gesungen, insbesondere ein Vorfall auf Sylt hatte es auch in die überregionalen Schlagzeilen geschafft. Veranstalter von Volksfesten und anderen Events sahen sich dadurch bereits veranlasst, das Lied vorbeugend ganz aus ihren Playlists zu verbannen.

    Da war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich auch in Südtirol rassistische Nachahmerinnen finden. Und übereinstimmenden Medienberichten zufolge war es leider beim Neumarkter Laubenfest am Wochenende so weit: Mehrere Jugendliche sollen den Song in seiner nationalistisch und ausländerfeindlich umgetexteten Version gegrölt haben.

    Die gute Nachricht ist, dass der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Neumarkt, Johannes Bertignoll, beherzt eingeschritten ist, um das unsägliche Treiben im Keim zu ersticken. Zunächst ließ er die Musik abstellen, dann nahm er das Mikrofon in die Hand und verurteilte die Tat mit den klaren Worten, dass solche Parolen inakzeptabel seien und hier bei uns keinen Platz hätten.

    Leider ist das heute keine Selbstverständlichkeit mehr; schon sieht sich Bertignoll im Internet Anfeindungen ausgesetzt. Gerade deshalb gebührt ihm für seine Zivilcourage ein ganz großes Lob und Dankeschön.

    Womöglich wird der Song jetzt auch in Südtirol bei öffentlichen Veranstaltungen gemieden.


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  • Eiskanal für Südtirol jetzt noch teurer?


    Der Eiskanal in Anpezo, der für den italienischen Nationalstolz und sonst gar nichts errichtet wird, könnte uns noch teurer zu stehen kommen als ohnehin schon befürchtet. Wie bekannt, hat sich Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) im Namen Südtirols schriftlich dazu verpflichtet, sich nach den Olympischen Spielen mindestens 15 Jahre lang an den Folgekosten zu beteiligen, die der unsinnige Bau verursachen wird. Frühestens 2041 kommen wir da also wieder raus.

    Kompatschers Absicht, diese Spesen quasi zum Nulltarif aus dem Grenzgemeindenfonds zu bestreiten, könnten nun die betroffenen Kommunen einen Strich durch die Rechnung machen. Immerhin 35 Bürgermeisterinnen (bei 48 betroffenen Gemeinden) sollen sich kürzlich zusammengesetzt haben, um sich abzusprechen und ihre Ablehnung zum Ausdruck zu bringen. Schließlich wurde der Fonds ersonnen, um die — angebliche oder reale — wirtschaftliche Schlechterstellung von Gemeinden abzufedern, die sich in Regionen mit Normalstatut befinden und an eine Region mit Sonderstatut grenzen. Wie dieses Ziel mit der Finanzierung einer Infrastruktur für eine Handvoll Sportlerinnen in nur einer der angrenzenden Ortschaften vereinbar sein soll, ist schleierhaft. Viele der Grenzgemeinden scheinen jedenfalls kampfbereit und siegessicher. Sie wiesen nämlich darauf hin, dass die von Südtirol und Trentino bereitgestellten Gelder dem Gesetz nach nicht zur Deckung von laufenden Spesen, sondern ausschließlich für Investitionen benutzt werden dürfen.

    Wenn sich also Südtirol einerseits für 15+ Jahre verpflichtet hat und andererseits die Möglichkeit abhanden käme, die entsprechenden Kosten aus dem Fonds zu bestreiten, könnte es sein, dass die Finanzierung des teuren italienenischen Sportchauvinismus zu Lasten des Landeshaushalts geht.

    Cëla enghe: 01 02 03


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  • Gentile ha fatto anche cose buone.


    Francobolli dedicati a G. Gentile nel 1994 e nel 2024 (fonti: Wikipedia/SteveR2 e governo italiano), barratura mia

    Nel paese che tuttora onora ufficialmente Benito Mussolini, il governo di estrema destra ha ora deciso di dedicare un ulteriore francobollo commemorativo (oltre a quello del 1994) a Giovanni Gentile, ministro fascista della pubblica istruzione, autore della riforma scolastica elitaria e antidemocratica del 1922/23 a lui intitolata e del Manifesto degli intellettuali fascisti. Nel 1943 aderì alla RSI ancora una volta alleata della Germania nazista, rimanendo fascista fino all’uccisione nel 1944. Nel suo periodo da ministro, nell’ottobre del 1923, firmò anche il divieto della scuola di lingua tedesca in Sudtirolo, tassello fondamentale di una brutale politica di snazionalizzazione e assimilazione.

    Di tutto questo nella presentazione ufficiale del francobollo da parte del Ministero delle imprese e del Made in Italy (Mimit), che ha commissionato l’emissione, ovviamente non si trova traccia:

    Il Ministero emette il 10 aprile 2024 un francobollo commemorativo di Giovanni Gentile, nell’80° anniversario della scomparsa, con indicazione tariffaria B.
    La vignetta riproduce un ritratto di Giovanni Gentile, autorevole filosofo del Novecento europeo e tra i maggiori esponenti dell’idealismo italiano; come Ministro della pubblica istruzione (ottobre 1922 – giugno 1924) compì nel 1923 la riforma della scuola italiana nota come la Riforma Gentille (sic).

    – Mimit

    L’intellettuale fascista, dunque, era un filosofo e ministro «qualsiasi» in un’epoca «qualsiasi», che non va in alcun modo contestualizzata o addirittura condannata. Non a caso all’atto di presentazione, ad aprile, il ministro Adolfo Urso (FdI) — che bel nome — ha ribadito che

    [q]uesto francobollo è un piccolo tassello di una memoria collettiva che dobbiamo ricomporre e riconoscere a ottant’anni dall’assassinio di Giovanni Gentile e a cento anni dalla sua Riforma, affinché l’ideologia non uccida più l’intelligenza.

    – Adolfo Urso

    Revisionismo

    A questo punto fa quasi tenerezza che il responsabile per la cultura tedesca del governo sudtirolese, Philipp Achammer (SVP), si stupisca del fatto che i suoi propri alleati (01 02 03) non abbiano imparato nulla dalla storia. Chi gli dirà che non solo non hanno imparato nulla, ma non intendono proprio farlo e — anzi — portano avanti convintamente, scientificamente la riabilitazione totale di quel nefasto periodo?

    Non è comunque mai troppo tardi per rendersene conto e rompere l’alleanza.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07


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  • A22: Wieder Voraussetzungen für Konzession geschaffen.


    Vor einigen Tagen berichtete Rai Südtirol, Rom habe einen »wichtigen Schritt in Richtung Konzessionsverlängerung« gesetzt:

    Die Abgeordnetenkammer in Rom hat Voraussetzungen für die Verlängerung der Konzession für die Brennerautobahn geschaffen. Der Umweltausschuss genehmigte eine Änderung des Infrastrukturdekrets und legte fest, dass die Konzession bis Jahresende ausgeschrieben sein muss.

    Rai Südtirol, 25. Juli 2024 (Auszug)

    Gleichzeitig wurde entschieden, dass die Brennerautobahn Rom »nur« 233 Millionen als Ausgleich für Übergewinne abgeben muss. Wir erinnern uns: Letzten November musste die Gesellschaft aus demselben Grund äußerst kurzfristig 70 Millionen an den Staat überweisen, tat dies jedoch »mit Vorbehalt« und war guter Dinge, das Geld wieder zurückzubekommen, da es sich um ein Missverständnis gehandelt habe. Im Februar überwies man dann erneut 70 Millionen, von einem Vorbehalt war keine Rede mehr.

    Die aktuelle Top-Nachricht habe ich nun zum Anlass genommen, mich auf den Seiten des Landespresseamts nach Meldungen der letzten Jahre zur Konzessionsverlängerung umzusehen. Eine sehr kleine Auswahl gebe ich hier auszugsweise wieder:

    A22: Kompatscher fordert Einigung für öffentliche Führung

    Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen den diversen Miteigentümern der Brennerautobahn A22 und dem Infrastrukturministerium in Rom stehen nun mit Blick auf die Erneuerung der A22-Autobahnkonzession entscheidende Wochen an. Minister Enrico Giovannini hatte die Frist für das Finden einer gemeinsamen Lösung bekanntlich bis zum 31. Juli 2021 verlängert

    LPA, 4. Juni 2021 (Titel und Auszug), Hervorhebung von mir

    “Wir stehen kurz vor der Vergabe der neuen Führungskonzession der Brennerautobahn und haben bei den langen Verhandlungen auch auf die Umweltaspekte ein besonderes Augenmerk gelegt.

    LPA, 9. Oktober 2018 (Auszug), Hervorhebung von mir

    Autobahnkonzession: Einvernehmensprotokoll wird am 14. Jänner unterzeichnet

    Die Landeshauptleute Arno Kompatscher und Ugo Rossi, ihres Zeichens auch Vizepräsident und Präsident des A22-Mehrheitsaktionär[s] Region, sprechen von einem weiteren großen Schritt in Richtung Konzessionserneuerung und von einer große Chance: “Wir nähern uns mit großen Schritten einem Ziel, das wir als Region, aber auch als Länder seit Jahren verfolgen, nämlich die Brennerautobahn weiterhin öffentlich und lokal verwalten zu können. Es geht dabei nicht nur um den wirtschaftlichen Aspekt. Die Konzession der Brennerautobahn ermöglicht es auch, Mobilitätspolitik nachhaltig zu gestalten und dabei der Umwelt und den Anliegen der Bevölkerung bestmöglich Rechnung zu tragen.”

    LPA, 23. Dezember 2015 (Titel und Auszug), Hervorhebung von mir

    A22: Weiterer Schritt in Richtung Konzessionserneuerung

    “Sobald die Vereinbarung unterzeichnet ist, was bis Ende September der Fall sein dürfte, gilt es für uns öffentliche Teilhaber die privat gehaltenen Anteile zu erwerben”, schildert Landeshauptmann Kompatscher das weitere Prozedere, “dies erfordert eine Reihe bilanztechnischer Maßnahmen.” Er rechnet damit, dass die rein öffentliche Autobahngesellschaft bis Jahresende Konzessionsnehmer ist und dies dann bis zum Jahresende 2045.

    LPA, 6. August 2015 (Titel und Auszug), Hervorhebung von mir

    A22: Konzessionserneuerung in Sicht

    Die Konzession könnte bis zum Jahr 2045 vergeben werden. Für eine solche Lösung haben sich heute alle öffentlichen Teilhaber ausgesprochen, nicht zuletzt weil durch die Konzessionserneuerung die 550 Millionen Euro verfügbar werden, die für die Finanzierung des Brenner Basistunnels und der Zulaufstrecken zur Seite gelegt worden sind. Im Hinblick auf das morgige Treffen im Palazzo Chigi zeigt sich Landeshauptmann Kompatscher optimistisch: “Ich bin zuversichtlich, dass die notwendigen Schritte zur Umsetzung nun rasch folgen werden.”

    LPA 5. August 2015 (Titel und Auszug), Hervorhebung von mir

    Ja, genau: Was ist eigentlich inzwischen aus den 550 Millionen für die Querfinanzierung der Bahn geworden? Sind die sprichwörtlich »in trockenen Tüchern«? Oder haben sie sich endgültig verabschiedet?

    “Die Voraussetzungen für eine Verlängerung der Konzession – man redet derzeit von 20 Jahren – sind jedenfalls gut”, so Kompatscher heute im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung. Zum einen sei im Dekret “Sblocca Italia” bereits ein entsprechender Passus zu Konzession und Querfinanzierung vorgesehen. “Wir kennen den Passus zwar noch nicht, morgen wird es aber sicher Gelegenheit geben, den Inhalt mit dem Minister zu klären”, so der Landeshauptmann. Darüber hinaus gelte es auch zu berücksichtigen, dass Italien derzeit den EU-Ratsvorsitz innehabe: “Und nachdem Brüssel grünes Licht für die Verlängerung geben muss, ist es sicher von Vorteil, wenn Maurizio Lupi den Vorsitz im zuständigen Rat der Verkehrsminister führt”, so Kompatscher.

    LPA, 9. September 2014 (Auszug)

    Die scheinbar unendliche Geschichte rund um Verlängerung oder Ausschreibung der Betriebskonzession für die Brennerautobahn ist um ein Kapitel reicher: In der kommenden Woche werden die beiden Landeshauptleute Luis Durnwalder und Lorenzo Dellai in Rom um die Zukunft der Konzession verhandeln, obwohl das gesetzlich festgelegte Ultimatum dann abgelaufen sein wird.

    LPA, 19. März 2012 (Titel und Auszug), Hervorhebungen von mir

    LR Di Puppo in Rom – Diskussion mit Minister Buttiglione über Brennerautobahn-Konzession

    “Die Haltung der Regionen und Provinzen ist eindeutig: Sollte die Konzession für die Brennerautobahn nicht verlängert werden, so wird kein Cent der für die Querfinanzierung des Brennerbasistunnel bereit gestellten Gelder angetastet”, so Landesrat Di Puppo nach dem rund dreistündigen Treffen. Die Verlängerung der Konzession werde von Rom nun schon seit dem Jahr 1997 ständig verzögert. Sollte sich an dieser Haltung nichts ändern oder eine Verlängerung nicht zu Stande kommen, so könnten die Dividenden auch unter den Aktionären der Brennerautobahn-Gesellschaft aufgeteilt werden.

    LPA, 23. Juni 2003 (Titel und Auszug), Hervorhebung von mir


    Neben denen zum Thema Konzessionsverlängerung habe ich vor allem diese zwei weiteren Meldungen interessant gefunden:

    Im Gegensatz zur Ausfahrt Leifers herrscht in Sachen Ausfahrt Brixen Süd Einigkeit zwischen Durnwalder und Autobahn-Präsident Grisenti. “Grisenti hat mir gestern zugesagt, dass diese Ausfahrt so bald wie möglich zu einer Vollausfahrt ausgebaut wird”, so der Landeshauptmann nach dem Treffen.

    LPA, 26. September 2007 (Auszug)

    So schnell wie möglich ist ein dehnbarer Begriff — 17 Jahre später hat der Umbau zur Vollausfahrt noch nicht einmal begonnen.

    Ein weißer Lkw – Eigentum der Brennerautobahn AG – wird in Zukunft auf der Brennerautobahn Lkws unter die Lupe nehmen und die aus technischer Sicht schwarzen Schafe in Zusammenarbeit mit der Polizei buchstäblich aus dem Verkehr ziehen. Die mobile Lkw-Kontrollstelle nimmt am kommenden Montag ihren Dienst auf – vorerst für eine dreitägige Testphase, um ab September abwechselnd einen Monat lang auf dem Südtiroler und dem Trentiner Abschnitt der Autobahn im Einsatz zu stehen.

    — LPA, 17. August 2006 (Auszug)

    Da war doch was: Mit der mobilen Kontrollstelle der A22 wurden 2007 bereits sage und schreibe 389 Fahrzeugüberprüfungen vorgenommen, während im selben Jahr in Kundl und Radfeld an der A12 in Nordtirol 2.794.440 Lkws überprüft wurden. Doch während in Nordtirol weiter fleißig kontrolliert wird, ist es um den tollen Lkw von Südtirol und Trentino auffällig leise geworden. Gibt es den noch? Oder geht es ihm wie der Ausfahrt Brixen, der Lkw-Mauterhöhung, dem Tutor und den Abfahrverboten? Also ähnlich wie der Vollautonomie und der Wiederherstellung der Kompetenzen?

    Cëla enghe: 01 02


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