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  • Extinction Rebellion gegen Übertourismus.

    Die Gruppierung Extinction Rebellion (XR) hat heute vor dem Gebäude der IDM am Bozner Pfarrplatz gegen den Übertourismus und für die Umsetzung von lange versprochenen Klimaschutzmaßnahmen protestiert. Dazu wurden zwei Transparente mit den Aufschriften »STOP Übertourismus« und »START Klimaschutz« hochgehalten und Flyer mit den entsprechenden Forderungen an das IDM-Schild am Eingang gehängt. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge sei der Tourismus für 8 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, Angaben von Eurac und IDM zufolge sei dieser Anteil in Südtirol noch höher. Die immer größer werdenden Touristenmassen würden zudem in den »bereits angeschlagenen alpinen Ökosystemen« Schäden und Störungen verursachen.

    Dieses Tourismussystem führt zu einem unverhältnismäßigen Anstieg der Lebenshaltungskosten, erhöht das Verkehrsaufkommen und fördert die Verbauung von Naturräumen. Der Tourismus steht oft an erster Stelle, zum Nachteil der Bedürfnisse der Bevölkerung.

    – Pressemitteilung von XR

    Deshalb fordern die Aktivistinnen von XR das Land Südtirol auf, den Massen- und Luxustourismus »zu stoppen«, der das Land und seine Bevölkerung ausplündere. Statt wie bisher mit öffentlichen Geldern Marketingkampagnen zu finanzieren, die die Destination Südtirol weltweit »als Konsumprodukt« vermarkten, sollten Investitionen in den Klimaschutz, öffentliche Mobilität, Gesundheitsdienst, Sozial- und Bildungssystem fließen.

    Foto: Extinction Rebellion Südtirol

    In letzter Zeit wurden auch in Südtirol die Stimmen, die sich gegen den Massentourismus wenden, immer lauter. Öffentlichkeitswirksame Aktionen gab es unter anderem in Gherdëina, wo »Tourists-Go-Home«-Sprüche aufgetaucht sind, daneben in Oberbozen, wo bei der Bergstation der Rittner Seilbahn eine »Vorzugsspur« für Bewohnerinnen auf den Boden gesprüht, wie sie von der dortigen Bevölkerung seit einiger Zeit gefordert wird. Gestern wurde bekannt, dass auch in der Val Badia auf einen Felsen die Botschaft »Stop! No more tourists« gesprüht wurde.

    Zu größeren Kundegebungen, wie auf den Kanaren, den Balearen oder in Barcelona, ist es in Südtirol bislang noch nicht gekommen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Die anachronistische K2-Mission des CAI.

    Der italienische Alpenverein CAI, der in Südtirol auf die lücken- und ausnahmslose Berücksichtigung der kolonial-faschistischen Ortsnamensgebung besteht und nach wie vor Schutzhütten besetzt hält, die im Faschismus enteignet wurden, hat zum siebzigsten Jubiläum der K2-Erstbesteigung eine chauvinistische Expedition organisiert, die das Rad der Alpingeschichte um Jahrzehnte zurückdreht. Damals waren Besteigungen meist Wettrennen zwischen den Staaten respektive den Systemen, die individuellen Leistungen sekundär und der Ruhm der Nation — die ihre vorgebliche Überlegenheit beweisen und wichtige Landmarken (symbolisch) einnehmen konnte — alles. Einer, der maßgeblich dazu beigetragen hat, den sportlichen Aspekt in den Vordergrund zu stellen und sich hingegen stets geweigert hat, seine Leistungen in den Dienst des Staates zu stellen, war Reinhold Messner.

    Doch im Jahr 2024 hat der CAI eine Besteigung geplant, die wie aus der Zeit gefallen wirkt, während sie gut in das politische Gesamtbild des Landes passt. Als Jubiläumsevent geplant, sollte die als erste rein weibliches Unterfangen dargestellte Mission vor allem daran erinnern, dass es Italiener waren, die den Gipfel des zweithöchsten Bergs der Erde 1954 erstmals erreicht hatten und es sich demnach um einen »italienischen Berg« handle.

    Den italienischen Mitgliedern der Gedenkmission, die von gleich drei Ministerien (Äußeres und Kooperation, Tourismus, Universität und Forschung) unterstützt und wohl auch (ko-)finanziert wurde, hat Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (FdI) am 4. Juni eine Trikolore überreicht, die auf den Gipfel gebracht werden sollte. Auch deshalb wurde das Unterfangen, das von vier italienischen und vier pakistanischen Bergsteigerinnen umgesetzt werden sollte, von Kritikerinnen als »neokolonialistisch« bezeichnet.

    Dazu kommt, dass die Expedition vorab — übrigens von Männern — geplant wurde und man die Teilnehmerinnen erst nachträglich »ausgesucht« hat, was zeigt, dass (wie bei der Erstbesteigung) nicht die Individuen, sondern die Eroberung an sich im Vordergrund stehen sollte. Dass die Wahl dabei auch auf zu unerfahrene Bergsteigerinnen fiel, die teils noch nie auf einem Achttausender waren, brachte dem CAI den Vorwurf ein, ihr Leben fahrlässig aufs Spiel gesetzt zu haben. Gleichzeitig liegt es wohl auch daran, dass die Besteigung letztendlich scheiterte, während andere den Gipfel im selben Zeitraum relativ problemlos erreichen konnten.

    Wohl um die unglaublich anachronistische Aktion etwas zeitgemäßer erscheinen zu lassen, hatte man sich für die rein weibliche Zusammensetzung des achtköpfigen Teams entschieden. Nicht nur der Paternalismus in der Auswahl der Mitglieder (und die eher oberflächliche Einbeziehung von Pakistanerinnen) entlarvte dies als Marketinggag, sondern auch dass die Expedition von einem Mann geleitet und von männlichen Sherpas ermöglicht wurde. Außerdem hätte es sich keineswegs um die erste rein weibliche Besteigung gehandelt, wenn sie denn gelungen wäre.

    Aus Südtiroler Sicht ist das Vorgehen des CAI eher eine Bestätigung denn eine Überraschung. Ein Verein, der sich noch im 21. Jahrhundert für die (Wieder-)Eroberung eines Berges im Namen der Nation hergibt, macht als Ansprechpartner für zukunftsfähige Lösungen in Südtirol jedenfalls wenig Hoffnung.

    Cëla enghe: 01 02 03 04



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  • Araber, Linke, Zündler, Zivilisten und der Nahostkonflikt.
    Versuch einer faktischen Annäherung an die Situation in Nahost – Teil 2

    Wie bereits im ersten Teil soll hier eine faktenbasierte Analyse versucht werden. Sollte ich also etwas geschrieben haben, was nicht den Tatsachen entspricht, bin ich froh über Rückmeldungen in den Kommentaren oder über das Fehlerformular.

    Was ist die Rolle der arabischen „Freunde“ der Palästinenser?

    Die Beziehung zwischen den arabischen Staaten und den Palästinensern (Ein Begriff, der als Bezeichnung für die muslimisch-arabischen Bewohner Cisjordaniens im Zuge des Nationbuilding in den 1960er-Jahren entstand. Zuvor wurde diese Bezeichnung für die antike jüdische Bevölkerung in dem Gebiet gebraucht.) ist eine zwiespältige bis widersprüchliche. Zu Beginn des Konflikts ließen Israels Nachbarländer keinen Zweifel daran, dass sie den jungen Staat vernichten wollen. Die Motivation für die Kriege, die begonnen wurden, war also weniger pro-palästinensisch, als vielmehr anti-israelisch bzw. anti-jüdisch. Sie war auch deswegen nicht pro-palästinensisch, weil die arabische Bevölkerung des britischen Mandatsgebietes als Gesamtheit gesehen wurde und es vor dem Ende des Mandats keine Staatsgrenze entlang des Jordans gab. Von 1921 bis 1923 umfasste das Mandat die Gebiete westlich (Cisjordanien bzw. Westpalästina) und östlich (Transjordanien bzw. Ostpalästina) des Jordans als Ganzes. Ab 1923 war Transjordanien ein autonomes Emirat innerhalb des britischen Mandats. Mit Fortdauer des Konfliktes und den dauernden Rückschlägen schwand zumindest die Lust der arabischen Verbündeten an der aktiven Kriegsbeteiligung. Man beschränkte sich auf moralische und diplomatische Unterstützung. Zwar kommt es in der arabischen Welt regelmäßig zu großen Solidaritätsbekundungen – in den Palästen, wie auch auf den Straßen -, wenn der Konflikt wieder einmal hochkocht, jedoch bei konkreten Hilfen sind die arabischen Staaten dann doch wieder zurückhaltend und die Solidarität ist enden wollend. Die humanitäre Hilfe für die Palästinenser wird hauptsächlich von den USA, der EU und generell dem Westen finanziert und nicht von den milliardenschweren Ölstaaten. Noch zurückhaltender ist man bei der Aufnahme neuer palästinensischer Flüchtlinge und deren Ausstattung mit Bürgerrechten. Im Fall von Ägypten hat das einen sehr nachvollziehbaren Grund. Der Gazastreifen grenzt an Ägypten und es wäre ein Leichtes hier Erleichterung für die notleidende Bevölkerung in Gaza zu schaffen bzw. ihnen Schutz zu bieten. Ägypten hat jedoch Angst vor einem Wiedererstarken der Muslimbruderschaft, wenn es Palästinenser ins Land lässt. Bei den ersten freien Wahlen nach dem Arabischen Frühling hatten die Muslimbrüder 2012 triumphiert. Mittels Militärputsch beförderte der jetzige Präsident Abd al-Fattah as-Sisi den demokratisch gewählten Mohammed Mursi von den Muslimbrüdern 2013 aus dem Amt. Die Hamas, mit der viele Palästinenser in Gaza sympathisieren, ist jedoch eine Tochterorganisation der Muslimbruderschaft und für die ägyptische Führung daher ein rotes Tuch.

    Im Laufe der Zeit hat sich also nicht nur Ägypten, sondern auch andere arabische Staaten (Marokko, Jordanien, UAE, Bahrain, Sudan) mit der Existenz Israels angefreundet und die Beziehungen normalisiert. Zwar gilt Katar nach wie vor als einer der wichtigsten Unterstützer der Hamas – nicht zuletzt ist ein Indiz dafür, dass die milliardenschweren Anführer der Terrororganisation (Ismail Haniyya, der bei einem Aufenthalt in Teheran am 31. Juli 2024 durch einen – wahrscheinlich israelischen – Sprengsatz getötet wurde, Mousa Abu Marzouk, Chalid Maschal) in katarischen Luxushotels residier(t)en und von dort aus die Aktivitäten in Gaza steuern, wo die Bevölkerung im Elend versinkt -, jedoch hat sich das Freund-Feind-Schema innerhalb der arabischen Welt in letzter Zeit merklich verschoben. Daraus haben sich neue Allianzen ergeben. War Israel bis vor kurzem noch der alleinige arabische Erzfeind in der Region, so ist an seine Stelle mittlerweile der schiitische Iran getreten, der wiederum der neue, mächtige Unterstützer der sunnitischen Palästinenser ist. Es ist mittlerweile sogar eine leichte Annäherung zwischen Saudi Arabien und Israel in Sicht, die durch die gemeinsame Feindschaft zum Iran genährt wird. Die Unterstützung der palästinensischen Sache durch die schiitischen Huthi-Rebellen in Jemen, die dort gegen die von Saudi Arabien unterstützte Pro-Hadi-Regierung kämpfen, nährt ebenfalls dieses “Der-Feind-meines-Feindes-ist-mein-Freund”-Schema.

    Widersprüche ohne Ende: Islamismus, Antisemitismus und die Linke/Rechte

    Eine Sache hätte ich nicht für möglich gehalten: Eine faschistoide und radikalislamistische Terrororganisation wie die Hamas verübt – gedeckt von einem nicht kleinen Teil der Bevölkerung Gazas – eines der größten und grausamsten Verbrechen der jüngeren Geschichte, streamt die Gräueltaten live im Internet und paradiert in einem barbarischen, perversen, unmenschlichen Schauspiel misshandelte und geschändete Körper ziviler Opfer und Geiseln unter dem Jubel hunderter Menschen durch die Straßen Gazas. Attentäter prahlen im Telefonat mit ihren Eltern, wie viele Juden sie ermordet hätten und ihnen hallen stolze Allahu-Akbar-Rufe entgegen. Das Entsetzen über die Taten war zwar weltweit groß, aber dass es in der Folge in arabischen Ländern oder im Westen zu massiven Protesten mit tausenden Menschen auf der Straße in Solidarität mit den getöteten, misshandelten, vergewaltigten und entführten Menschen gekommen wäre, war nicht der Fall. Erst als die Angegriffenen begannen, die Mörder zu jagen und die Geiseln zurückzuholen, strömten die Menschen auf die Straße – in Solidarität mit den Palästinensern. Die klerikalfaschistische Hamas und die Ereignisse vom 7. Oktober spielten dabei kaum eine Rolle. Der Hass richtete sich – die Geschichte, wie ich sie in Teil 1 erzählt habe, völlig ausblendend oder bis zur Unkenntlichkeit verzerrend – einzig und allein gegen Israel. Selbst Fotos der entführten Geiseln waren vor diesem Hass nicht sicher und wurden vielerorts heruntergerissen. Es ist eine moralische Verkommenheit und eine geschichtsvergessene Ignoranz, die sprachlos macht.

    Bitte nicht falsch verstehen: Es ist völlig legitim, sich für die Sache der Menschen in Palästina zu engagieren und dafür auf die Straße zu gehen. Die Ungerechtigkeit anzuprangern (wenngleich diese zu einem nicht unerheblichen Teil auch selbstverschuldet ist – siehe Teil 1) und den Staat Israel, seine Regierung und die Siedlungspolitik zu kritisieren, ist absolut gerechtfertigt. Wenn ich dabei allerdings mit den größten Hinderungsgrund für ein friedliches Miteinander in der Region ausblende – und zwar jene, die Israel und alle Juden aus religiösem Fanatismus vernichten und einen mittelalterlichen, totalitären Gottesstaat errichten wollen -, ist der Protest entweder primitiver Antisemitismus (Protest gibt es nur, wenn Israel der “Aggressor” ist), bewusste Heuchelei (wieso ist die Freiheit der Menschen in Jemen, Darfur, Kurdistan, Syrien usw. kein Thema?) oder einfach nur himmelschreiend naiv und dumm.

    Bestes Beispiel dafür sind “Queers for Palestine”, die “From the River to the Sea” skandieren. Laut dem “LGBT Equality Index” liegt Palästina (6 Punkte) auf Platz 192 von 197 Ländern, was die Situation queerer Menschen anbelangt. Es gibt auf der Welt nur fünf Länder, in denen LGBTQIA+-Personen noch schlechter dran sind als in den palästinensischen Autonomiegebieten, wobei die Situation im Westjordanland (Westbank) tendenziell besser ist als in Gaza. Schwulen Menschen, die ihre sexuelle Orientierung öffentlich machen, droht der Tod. Israel hingegen erreicht in dem Ranking 64 Punkte und landet auf Platz 43 weltweit (zum Vergleich: Österreich ist 26., Italien 33.). Ahmad Abu Murkhiyeh beispielsweise war ein schwuler Palästinenser, der in Israel aus diesem Grund im Asyl lebte. Er wurde in der Folge aller Wahrscheinlichkeit nach nach Hebron entführt und von einem 25-jährigen Landsmann enthauptet, der die Tat filmte und auf Social Media verbreitete. Der Falls sorgte für Schlagzeilen und politische Diskussionen. In Israel leben derzeit 90 Palästinenser im Asyl aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. “From the River to the Sea” bedeutet, dass der Staat Israel eliminiert wird und sich die “Freiheit” à la Hamas (anti-demokratisch, anti-feminin, anti-LGBTQ+, anti-Meinungsfreiheit, anti-Pressefreiheit, anti-Demonstrations- und Versammlungsfreiheit, anti-Religionsfreiheit usw.) über die gesamte Region erstreckt. Der einzige Ort, an dem queere Menschen im Nahen Osten einigermaßen in Sicherheit leben können, ist Israel, ein safe haven inmitten einer Region voller Schwulenhass (in mehreren Ländern der Region steht auf Homosexualität die Todesstrafe). Noch einmal: Ich kann mich auch als queere Person für die palästinensische Sache engagieren, sollte dabei allerdings nicht jede andere benachteiligte Gruppe oder Minderheit und jedes nur erdenkliche demokratische Freiheitsrecht opfern. Denn das wäre ein sehr selektives Verständnis von Freiheit. Paradoxerweise werfen viele linke Pro-Palästina-Aktivisten genau dieses selektive Verständnis anderen Linken vor, die nicht undifferenziert “Free Palestine” und “From the River to the Sea” rufen bzw. BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) skeptisch sehen. Sie nennen sie PEP (progressive except Palestine). Dem könnte man entgegenhalten, dass das Ignorieren von vergewaltigten jüdischen Frauen, Marry-your-rapist-Praktiken in Gaza und dergleichen POP (progressive only for Palestine) ist. P.S.: Die antisemitisch angehauchte Erklärung, dass die Palästinenser aufgrund der Unterdrückung durch Israel keine freie, liberale Gesellschaft formen konnten, zieht nicht. Erstens gibt es diese freie, liberale Gesellschaft auch nicht in jenen Ländern der Region, die nicht von Israel “unterdrückt” werden. Und zweitens ist die Gesellschaft des “Unterdrückers” weitgehend frei und liberal.

    Ein anderer paradoxer Aspekt ist jener der Zuwanderung. Für gewöhnlich stehen Linke einer Niederlassungsfreiheit von Menschen jeglicher Herkunft zumindest nicht negativ oder gänzlich ablehnend gegenüber. Im Falle jüdischer Zuwanderung in besagtes Gebiet scheint das anders zu sein, was wiederum ein Hinweis für antisemitische Ressentiments ist. Rund die Hälfte der Menschen in Gaza sind Nachfahren ägyptischer und anderer arabischer Zuwanderer im 20. Jahrhundert. Und rund die Hälfte der Bevölkerung Israels stammt von Menschen ab, die wiederum aus arabischen Ländern im 20. Jahrhundert vertrieben wurden. Unter pro-palästinensischen Gruppen werden erstere oft als “autochthone Bevölkerung” und zweitere als “Kolonialisten” geframt. Ist also jüdische Zuwanderung in den und aus dem Nahen Osten für diese Gruppierungen generell nicht erwünscht? Liej inant / Weiterlesen / Continua →



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  • Spusu streicht die deutsche Sprache.

    Der österreichische Mobilfunkbetreiber Spusu, den ich im Juni 2020 wegen seiner Zweisprachigkeit und interessanter Auslandstarife als »Südtirol-Anbieter« bezeichnet hatte, ist inzwischen vollständig italianisiert. Einem bekannten Muster folgend hatte das Unternehmen beim Eintritt auf den italienischen Markt noch auf Mehrsprachigkeit gesetzt, dann jedoch — auch in Ermangelung von einschlägigen Vorschriften — kurzerhand beschlossen, nur noch in der Staatssprache Italienisch weiterzumachen. Damit wurde Kundinnen, die den Betreiber aufgrund des deutschsprachigen Angebots gewählt hatten, dieser Dienst ohne Vorwarnung gestrichen. Unter anderem wurde etwa die Website in deutscher Sprache ersatzlos vom Netz genommen.

    Entrechtet

    Derartige Täuschungen (01 02) kennen deutschsprachige Südtirolerinnen zur Genüge. Sie haben jedoch keinerlei rechtliche Möglichkeiten, auf die weitere Berücksichtigung ihrer Sprache zu pochen — eine von sehr vielen Gestalten, in denen sich die sprachliche Minorisierung offenbart.

    Im Gegensatz zu Regierungen anderer Minderheitsgebiete (01 02 03) unternimmt Südtirol auch nichts, um Unternehmen für eine freiwillige Einführung oder Beibehaltung zwei- oder dreisprachiger Dienste zu gewinnen.

    Im Juli 2020 hatte uns Spusu noch mitgeteilt, bereits daran zu arbeiten, »weitere Dokumente und Inhalte auch auf Deutsch zur Verfügung zu stellen«, was jedoch nie eingetreten ist. Der Betreiber war sogar Gegenstand mehrerer Landtagsanfragen und entsprechender Ankündigungen des Landeshauptmanns (Nr. 57/24 und Fragestunde / Antwort Nr. 16/04/19).

    Doch einmal mehr zeigt sich: Für einen modernen und effektiven Minderheitenschutz führt an Regulierung kaum ein Weg vorbei.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Svizzera, passaporto in pochi minuti.

    Alla ricerca di un’informazione, l’altro giorno mi sono imbattuto per caso in una recente notizia (video) della Radiotelevisione Svizzera di lingua italiana (RSI), riguardante il rinnovo dei passaporti. In un servizio del programma di approfondimento informativo il Quotidiano, le spettatrici vengono messe al corrente della possibilità di ottenere entro pochi minuti — e al costo di 150 franchi — un passaporto svizzero provvisorio nei principali aeroporti del paese (Zurigo, Ginevra, Basilea e Lugano/Agno). Prestazione utile per chi si accorgesse all’ultimo momento di avere un passaporto scaduto, ma anche per chi fosse costretta a intraprendere un viaggio inaspettato, magari per andare a visitare un parente in fin di vita. Presso l’amministrazione cantonale, a Bellinzona, lo stesso documento sarebbe inoltre richiedibile a un prezzo ridotto di 100 franchi. Tuttavia, non essendo biometrico, il passaporto «di emergenza» non è valido per tutte le destinazioni.

    Nel solo Canton Ticino (che conta meno abitanti del Sudtirolo) nel 2023 sarebbero stati emessi 565 di questi passaporti provvisori, di cui 187 nel solo periodo giugno-agosto, mentre nei due mesi di giugno e luglio 2024 ne sono stati richiesti 140. A dimostrazione del fatto, dunque, che si tratta di un’offerta vicina alle necessità delle persone, che altrimenti in certi casi vedrebbero sfumare le vacanze per le quali non di rado hanno speso tutti i loro risparmi.

    Quel che però forse stupisce maggiormente, del servizio televisivo, è l’incipit:

    Arrivare a qualche giorno dalle tanto desiderate vacanze e accorgersi di avere i documenti di identità scaduti: una bella doccia fredda, anche perché per rifarli ci vogliono fino a dieci giorni lavorativi.

    – RSI il Quotidiano (10 agosto)

    In un paese confinante (e molto simile, per struttura geografica e popolazione, al Sudtirolo) il tempo «massimo», ritenuto lungo, per ottenere un passaporto, è di dieci giorni lavorativi. Questo mentre in Sudtirolo — come da me verificato oggi stesso — il primo appuntamento ordinario disponibile per richiedere il passaporto è il 3 ottobre. La procedura prioritaria qui da noi attualmente «promette» il passaporto entro 15 giorni (più dell’attesa massima del passaporto ordinario svizzero).

    E tutto questo, in Sudtirolo, rappresenta già un nettissimo miglioramento rispetto agli anni passati, dovuto al fatto che l’amministrazione statale si può attualmente avvalere di collaboratrici aggiuntive messe a disposizione dal governo sudtirolese. Ergo al servizio statale, già finanziato, si devono aggiungere i costi di personale a carico del Sudtirolo, per ottenere una prestazione comunque scadente se confrontata con i paesi limitrofi.

    Cëla enghe: 01 02



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  • Die Dialekt-Intoleranz.

    In den kürzlich vom Landesstatistikinstitut (Astat) veröffentlichten Daten über Sprachkenntnisse und Sprachgebrauch (Astat-Info 34/2024) befinden sich auch Angaben zu den in Südtirol gesprochenen Dialekten.

    Wenn es um die Einstellung zu den Dialekten der anderen Sprachgruppen geht, sticht dabei die relativ negative Haltung der Italienischsprachigen hervor:

    Gut ein Drittel (36 Prozent) derer, die Italienisch als ihre Muttersprache bezeichnen, stört es, wenn Personen anderer Muttersprache in ihrer Anwesenheit — also noch nicht einmal unbedingt mit ihnen — Dialekt sprechen. Das sind deutlich mehr als unter den Deutschsprachigen, von denen »nur« ein Viertel (25 Prozent) Probleme mit dem Dialekt der anderen haben.

    Die Haltung der Italienischsprachigen ist zudem im Vergleich zu vor zehn Jahren, als die Einstellung zum Dialekt im Rahmen des Sprachbarometers erhoben wurde, unverändert geblieben. Im gleichen Zeitraum hat unter den Deutschsprachigen die ablehnende Haltung gegenüber dem Dialekt der anderen von 29 auf 25 Prozent abgenommen.

    Der Befund ist aus zwei Gründen erstaunlich:

    • Erstens, weil es sich bei den deutschen und ladinischen um autochthone Dialekte handelt, während es keine autochthonen italienischen Dialekte gibt. Man könnte also vermuten, dass die Deutschsprachigen italienische Dialekte eher ablehnen würden, weil sie sie nicht so gewohnt sind bzw. weil es keinen einheitlichen Dialekt gibt, in dem die italienischen Mitbürgerinnen sprechen und den sich die Deutschsprachigen (auch nur passiv) aneignen könnten.
    • Zweitens, weil die ganz große Mehrheit der Deutschsprachigen im Alltag überwiegend Dialekt spricht — und zwar je nach Situation zwischen 75 Prozent (mit Arbeitskolleginnen) und 96 Prozent (mit den Geschwistern), während nur zwischen 2 Prozent (in verschiedenen familiären Situationen) und 5 Prozent (mit Arbeitskolleginnen) der Befragten angeben, vorwiegend in der deutschen Standardsprache zu kommunizieren.

    Wenn über ein Drittel der Italienischsprachigen den Dialekt der anderen ablehnt, betrifft das die in Südtirol weit überwiegend gesprochene Sprachvarietät. Für das Zusammenleben ist diese Form der Intoleranz, die zudem über die Jahre gleich geblieben ist, keine gute Nachricht.

    Cëla enghe: 01 | 02 03 04 05 06 07 08 || 01 02



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  • Staatspolizei bestraft Salto.

    Vorgestern hatte Christoph Franceschini in einem Kommentar auf Salto die Pressearbeit der Polizei unter Quästor Paolo Sartori kritisiert, auch in Bezug auf ihre Einsprachigkeit. Daraufhin soll sich noch am selben Tag der Polizeipräsident persönlich beim Chefredakteur des Portals, Fabio Gobbato, gemeldet und direkt aus dem Urlaub angekündigt haben, dass Salto mit sofortiger Wirkung aus dem Verteiler seiner (unprofessionellen) Pressemitteilungen gestrichen wird. Kritik duldet Sartori offenbar nicht, obwohl Kritikfähigkeit in einer Position wie seiner zu den absoluten Grundvoraussetzungen zählen müsste, in einer Demokratie.

    Ebenso rücksichtslos wie er gegen Personen vorgehen lässt, die er nach freiem Ermessen für gefährlich hält, entscheidet er nun offenbar auch, welche Medien es verdienen, mit Informationen (bzw. Propaganda) der Polizei gespeist zu werden. Ein Portal, das einen — eindeutig als Kommentar gekennzeichneten! — kritischen Beitrag veröffentlicht, verspielt demnach wohl qua Majestätsbeleidigung das Privileg, diesem handverlesenen Kreis anzugehören. Es ist ein völlig aberwitziges Amtsverständnis, das sich von selbst disqualifiziert.

    Umso offensichtlicher wird aber durch diese willkürliche Vorgehensweise, die eines zur Ausgewogenheit verpflichteten Rechtsstaates unwürdig ist, wie problematisch es ist, einem einzelnen Beamten hochsensible und folgenreiche Entscheidungen wie Platzverweise, Lokalschließungen oder Versammlungsverbote anzuvertrauen, gegen die es keine niederschwellige Einspruchsmöglichkeit gibt. So schnell wie Salto vom Verteiler fliegt, droht anderen ein Betretungsverbot oder sogar eine Abschiebung.

    Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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