Denn ob das Venetische eine eigenständige indogermanische Sprache ist oder ein Gemisch aus Latein und Italienisch, mag sprachwissenschaftlich interessant sein, ist aber eigentlich völlig egal. Es klingt wie eine Kindersprache. “Man muss lachen, wenn man sie hört”, schreibt der entsandte Reporter der römischen Zeitung “La Repubblica”. Man spräche dort, als hätten kleine Kinder gerade Kastanien im Mund und redeten gleichwohl drauflos. Nun wäre das ja nicht schlimm, wenn die Veneter untereinander Veneter Platt reden. Aber sie wollen diese sprachliche Eigenart nun zur zweiten Amtssprache erheben.
— Hans-Jürgen Schlamp, Spiegel Online, 11. Dezember 2016
Man kann viel auszusetzen haben am alles andere als einschließenden Nationalismus der venetischen Rechten. Aber diese herablassende Verhöhnung einer Sprache zeigt einmal mehr: Vertreter nationaler Mehrheiten gerieren sich als Herrenmenschen, Minderheiten sind qua Definition rückständig und lächerlich. Das erinnert an das koloniale Zeitalter, als Eingeborene zur Belustigung auf Jahrmärkten vorgeführt und ihre Kulturen als minderwertig ausgerottet wurden. Heute wissen wir alle, dass das kriminell war, aber »Platt« darf weiterhin verunglimpft werden.
Übrigens: Ob Herr Schlamp denn weiß, dass Plattdeutsch in Schleswig-Holstein eine offizielle Amtssprache ist?
Cëla enghe: 01
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