Am Ende eines mehrjährigen partizipativen Prozesses wurde in Katalonien vor wenigen Tagen feierlich der Pacte Nacional per la Llengua unterzeichnet. Zu den Beteiligten gehören neben der katalanischen Regierung mehrere Sprachfördervereine, zivilgesellschaftliche Organisationen, Wirtschaftsverbände und politische Parteien.
Unter einem unionistischen Präsidenten wie Salvador Illa (PSC), der erstmals ein Ministerium für Sprachpolitik eingeführt hat, verpflichtet sich die katalanische Regierung, konkrete Maßnahmen für die Landessprache umzusetzen und dafür auch viel Geld in die Hand zu nehmen. Allein für 2025 ist die Bereitstellung von 255 Millionen Euro vorgesehen.
Der Pakt gilt für den Zeitraum 2025-2030 und setzt sich ehrgeizige, aber — laut katalanischer Regierung — »realistische« Ziele, um in den kommenden fünf Jahren unter anderem 600.000 neue Sprecherinnen für die katalanische Sprache, die in allen Lebensbereichen gestärkt werden soll, zu gewinnen.
Durch die Zusammenarbeit der öffentlichen Institutionen mit Privaten, Vereinen und Organisationen unter Einbindung der Gesamtbevölkerung soll die Sprache mehr denn je zum Mittel der sozialen Kohäsion und der Inklusion gemacht werden.
Katalanisch soll auf allen Ebenen der Verwaltung, in der Justiz, im Dienstleistungs- sowie im privaten Wirtschaftssektor gestärkt werden. Zudem will man endlich die Anerkennung als Amtssprache der Europäischen Union erreichen.
In der Schule wird die herausragende Rolle des Katalanischen als Unterrichtssprache bestätigt und noch mehr in die sprachliche Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen investiert. An den Universitäten soll Katalanisch immer mehr zu einer gleichwertigen akademischen Sprache werden.
Erwachsenen und insbesondere neu Zugewanderten soll ein noch breiteres Angebot an Sprachbildungsangeboten zur Verfügung stehen, damit Katalanisch noch mehr zur Alltagssprache im Privatleben und im Beruf werden kann.
Der Pakt erkennt die zentrale Rolle der Arbeitswelt bei der Stärkung der Landessprache an, weshalb unter anderem die Sprachförderung in diesem Bereich gestärkt werden soll. Es sollen Möglichkeiten geschaffen werden, Katalanisch im Umfeld der Arbeit zu erlernen. Das Recht der Arbeitenden auf Nutzung der katalanischen Sprache soll besser verankert werden.
Ferner will man das kulturelle und Medienangebot in katalanischer Sprache ausweiten und diversifizieren, insbesondere im audiovisuellen und im digitalen Bereich. Ein besonderes Augenmerk soll hier auch auf die frühzeitige Bindung der jüngeren Generationen an die Landessprache gelegt werden.
Die aktive Zusammenarbeit mit allen Gebieten, wo Katalanisch gesprochen wird (z.B. Balearen, Nordkatalonien, País Valencià, L’Alguer) in sprachpolitischen Angelegenheiten soll vertieft und gestärkt werden.
Das kollektive Bewusstsein für die katalanische Sprache, die Verbindung zwischen Gesellschaft und Sprache, soll gefördert werden. Dazu will man auch Sensibilisierungskampagnen ins Leben rufen, die ein positives Bild der Sprache vermitteln und möglichst alle gesellschaftlichen und sozialen Ebenen als Teile eines gemeinsamen Projekts für das Katalanische gewinnen können.
Während sich manche Unterzeichnende noch mehr erhofft hatten, finden alle, dass das beschlossene Paket einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung darstellt. Neben dem PSC tragen auch ERC und Comuns die Maßnahmen als Parteien mit. Junts und CUP haben es vorgezogen, sich nicht anzuschließen, weil ihnen der Pakt nicht ehrgeizig genug erscheint.
Aus Südtiroler Sicht kann man hingegen wohl nur neidisch sein. Projekte zur aktiven Stärkung der deutschen und der ladinischen Sprache, die sich sogar das Ziel setzen, neue Sprecherinnen zu gewinnen, gibt es hier — trotz besorgniserregender Zahlen — nicht.
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