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  • Färöer wollen in die Welthandelsorganisation eintreten.

    Anfang 2021 hatten sich die Färöer um eine eigenständige Mitgliedschaft in der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beworben. Schon im Mai desselben Jahres folgte die Aufnahme.

    Jetzt haben die zu Dänemark gehörenden Inseln auch einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation (WTO) gestellt. Dies gab die färingische Außen-, Industrie- und Handelsministerin Sirið Stenberg vor wenigen Tagen bekannt.

    Ein von der dänischen und der färingischen Regierung einvernehmlich angerufenes Schiedsgericht der WTO hatte kürzlich entschieden, dass die Färöer in die Organisation eintreten dürfen, wenn Dänemark nichts dagegen einzuwenden hat. Die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und ihre Regierung hatten nicht nur kein Problem damit, sondern stellten klar, dass sie einen raschen Beitritt unterstützen würden — ähnlich übrigens wie Dänemark auch ein eigenständiges Antreten der Färöer bei olympischen Spielen befürwortet.

    Bislang sind die Färöer bereits über Dänemark Teil der WTO. Nun soll jedoch eine Mitgliedschaft in eigenem Namen erreicht werden, um zum Beispiel noch größere Selbständigkeit beim Abschluss von Handelsverträgen mit Drittstaaten sowie zusätzliche Verhandlungs- und Vertretungsrechte zu erwerben. Außerdem würde der Eintritt in die Welthandelsorganisation die Eigenständigkeit der Inseln auf internationalem Parkett noch einmal sichtbarer machen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06



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  • ›Gemischtsprachigkeit‹ gefährdet ladinische Sprache.
    Sprachbarometer 2025

    Im Rahmen des kürzlich vom ASTAT veröffentlichten Sprachbarometers 2025 wurden sowohl die Muttersprache der Befragten als auch ihr Zugehörigkeitsgefühl zu einer Sprachgruppe erhoben. Ungefähr neun Prozent von ihnen gaben mehr als eine Muttersprache an, wobei auch ausländische Staatsbürgerinnen befragt wurden. Deutsch und Italienisch betrachten rund sechs Prozent der Bevölkerung als ihre Muttersprache.

    Dies wird in Südtirol häufig als »Gemischtsprachigkeit« bezeichnet und von einigen unkritisch als nahezu uneingeschränkt positive Entwicklung angesehen, die es in jeder Hinsicht zu fördern gelte. Eine zwei- bzw. mehrsprachige Gesellschaft wird manchmal damit gleichgesetzt, dass möglichst viele Individuen zwei oder mehrere Sprachen quasi auf muttersprachlichem Niveau beherrschen müssen. Doch insbesondere für minorisierte Sprachen bergen diese Auffassung und dieser Wunsch auch existenzielle Risiken und große Herausforderungen, wie wir hier mehrmals auch anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse aufzuzeigen versucht haben (vgl. 01 02 03 04).

    Dass die ladinische Minderheit in Südtirol dieser Erosion noch deutlich mehr ausgesetzt ist als die deutsche, versteht sich von selbst. In den ladinischen Ortschaften gibt es ausschließlich paritätische Schulen mit Unterricht in deutscher und italienischer Sprache, wo die ladinische Sprache nur eine marginale Rolle spielt. Zudem gibt es noch immer keine amtlich anerkannte Standardsprache, ist die absolute Sprecherinnenzahl gering, kann die Sprache nur in einem begrenzten Gebiet in nur wenigen Kontexten benutzt werden, bleibt die faschistische Dreiteilung aufrecht und haben die Ladinerinnen auch keinen echten Kin-State, wiewohl Rätoromanisch in der Schweiz offizielle Landessprache ist.

    Inzwischen geben knapp ein Viertel der Ladinerinnen auch Deutsch als Muttersprache an, was selbst das ASTAT zu folgender Aussage bewogen hat:

    Da auch 24 % der Ladinerinnen und Ladiner Deutsch als eine ihrer Muttersprachen betrachten, nimmt das Phänomen der sog. “Gemischtsprachigkeit” zu. Diese Entwicklung hat bei anderen Minderheiten zu deren Schwächung geführt und sollte deshalb beobachtet werden.

    – Sprachbarometer 2025 (S. 15)

    Nachdem auch bei der amtlichen Sprachgruppenerhebung ein Rückgang der ladinischen sowie der deutschen Sprachgruppe konstatiert werden musste, ist dies ein weiteres Alarmsignal für den Fortbestand der minorisierten Sprachen in Südtirol.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05



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  • Ehemaliger CPI-Gemeinderat für Sicherheit auf der Messe zuständig.

    Der südtirolweit bekannte Rechtsextremist A. B., Mitglied von CasaPound und ehemaliger Gemeinderat der offen faschistischen Bewegung, ist für die »Sicherheit« auf der Bozner Messe mitverantwortlich. Dies hat uns eine vertrauenswürdige Person berichtet, die neulich bei der Landwirtschaftsmesse (Agrialp) war und mit B. in Kontakt kam, der dort offenbar als Ordner tätig war. Es sei dieser Person zufolge bekannt — war es uns allerdings nicht —, dass der Faschist für eine Sicherheitsfirma arbeite.

    Wer für die Beauftragung der Firma zuständig war1Messe, Veranstalter… und ob den Beauftragenden bekannt war, dass B. dabei sein würde, ist unklar. In jedem Fall jedoch sollte seine Anwesenheit zu einer ernsthaften Überprüfung führen. So wie die Stadtwerke Brixen nach der Meldung eines Bademeisters mit Nazi-Tattoos 2023 die nötigen Konsequenzen gezogen und sich von ihm getrennt hatten.

    Als bekennender Neofaschist macht B. keinen Hehl daraus, dass er die Gleichwertigkeit von Menschen unabhängig von ihren (auch angeborenen) Eigenschaften nicht respektiert. Zudem haben sein politisches Umfeld und auch er persönlich in der Vergangenheit schon konkret bewiesen, dass sie vor gezielter Gewaltanwendung nicht zurückscheuen. Dies macht ihn in unseren Augen — und hoffentlich auch in den Augen jeder Demokratin — als Vertrauensperson, die für die Sicherheit und Unversehrtheit von Menschen in einer öffentlichen Einrichtung zu sorgen hat, absolut ungeeignet.

    Wir persönlich würden uns von seiner Anwesenheit bereits bedroht fühlen, doch was sollen zum Beispiel Personen anderer Herkunft oder Hautfarbe, Angehörige sexueller oder religiöser Minderheiten denken und fühlen, wenn sie mit ihm konfrontiert werden? Wie würde er womöglich agieren, wenn er im Umfeld der Messe auf Obdachlose stößt — die er in Vergangenheit als »Abschaum« bezeichnet hat — und wie in einer Notlage, wo er zum Beispiel für die Rettung oder Nichtrettung von Personen mitverantwortlich wäre, die nicht in sein enges Schema passen?


    Neben anderen sind das Land Südtirol mit 88,44 Prozent am Gesellschaftskapital der Messe beteiligt, die Handelskammer mit 4,79 Prozent und die Gemeinde Bozen mit 4,63 Prozent. Der rechte Bürgermeister der Landeshauptstadt, Claudio Corrarati, war bis Anfang 2025 Vizepräsident der Messe.

    Cëla enghe: 01 02 03 04

    • 1
      Messe, Veranstalter…


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  • Nicht alle Ortsnamen müssen ›zweisprachig‹ sein.
    Sprachbarometer 2025

    Die Überzeugung, dass Orts- und Flurnamen in Südtirol einer eigenen Version in allen Amtssprachen bedürfen, hat zwischen 2004 und 2025 deutlich abgenommen. Dies ergibt sich aus dem Vergleich des neuen Sprachbarometers 2025 (S. 127f.), das vorgestern vom Landesstatistikinstitut (ASTAT) veröffentlicht wurde, mit den Erhebungen von 2004 und 2014.

    Die jeweils etwas unterschiedlich formulierte Frage nach der Notwendigkeit zwei- bzw. dreisprachiger Ortsbezeichnungen, die ich hier in einem Diagramm zusammengefasst habe, beantwortet heute nur noch rund ein Drittel der Bevölkerung (34%) mit einem klaren Ja. In allen Sprachgruppen ist die Zustimmung von Ausgabe zu Ausgabe des Sprachbarometers gesunken, wobei die Italienerinnen vor zwanzig Jahren noch zu über drei Vierteln an allen größtenteils kolonialen Übersetzungen festhalten wollten, während dies heute nur noch etwas mehr als die Hälfte (53%) von ihnen tut.

    Weitaus am wenigsten kann sich die deutsche Sprachgruppe für die heute geltende, oktroyierte Lösung erwärmen.

    Dass die Zustimmung zur Übersetzung aller Toponyme insbesondere in der italienischen Sprachgruppe diesmal so deutlich gesunken ist, wird vermutlich auch damit zusammenhängen, dass — anders als noch 2004 und 2014 — konkret alternative Lösungen aufgezählt und zur Wahl gestellt wurden.

    Obwohl das Thema in der Öffentlichkeit zuweilen heruntergespielt wird, bestätigen die Daten seine anhaltende Relevanz: Lediglich 13 % der Bevölkerung geben an, daran nicht interessiert zu sein.

    – Sprachbarometer 2025

    Während sich eine relative Mehrheit (34%) der Gesamtbevölkerung noch immer für die Übersetzung aller Ortsnamen ausspricht, finden 20 Prozent der Befragten Doppel- und Dreifachnamen gar nicht (mehr) nötig.

    Die angebotenen Zwischenlösungen nach unterschiedlichen Kriterien wie Nutzung (19%)1»Nur wenn die Namen tatsächlich von der Bevölkerung benutzt werden«, Größe (9%)2Übersetzungen »ja, außer in den kleineren Ortschaften« und Bevölkerungsanteil (4%)3»Nur wo die italienische Sprachgruppe einen gewissen Prozentanteil erreicht« kommen gemeinsam auf weitere 32 Prozent.

    Nicht zur Wahl stand die Abschaffung des sogenannten Prontuario und Beibehaltung der historisch gewachsenen Doppel- und Dreifachbezeichnungen, also die vermutlich aus (sprach-)wissenschaftlicher Sicht korrekteste Vorgehensweise.

    Das Ergebnis lässt jedenfalls bei sämtlichen Sprachgruppen eine relativ große Flexibilität und Lösungsorientiertheit erahnen. Die Aussage etwa, dass die Italienerinnen eine Abschaffung eines Teils der oktroyierten Ortsnamenserfindungen niemals akzeptieren würden, scheint hiermit jedenfalls in ihrer Absolutheit widerlegt. Knapp die Hälfte von ihnen könnte sich Alternativen zu »hundert Prozent Tolomei« durchaus vorstellen — und wünscht sie sich womöglich ausdrücklich.

    Nun wäre es nötig, von diesen Optionen ausgehend ins Handeln zu kommen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 | 06 07

    • 1
      »Nur wenn die Namen tatsächlich von der Bevölkerung benutzt werden«
    • 2
      Übersetzungen »ja, außer in den kleineren Ortschaften«
    • 3
      »Nur wo die italienische Sprachgruppe einen gewissen Prozentanteil erreicht«


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  • Standarddeutsch wird wichtiger.
    Sprachbarometer 2025

    Laut dem neu veröffentlichten Sprachbarometer (ASTAT, 2025), das eine wachsende national(staatlich)e Identifikation verzeichnen lässt, ist die große Bedeutung der beiden gleichgestellten Landessprachen Deutsch (81%) und Italienisch (80%) »für ein gutes Zusammeleben« in der Wahrnehmung der Bevölkerung relativ ausgeglichen. Dies ist grundsätzlich eine positive Veränderung im Vergleich zum Sprachbarometer 2014, als Italienisch (81,8%) klar vor Standarddeutsch (72,2%) lag.

    Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf die veränderte Einschätzung der deutschen Sprachgruppe selbst zurückzuführen, die der Beherrschung von Standarddeutsch heute eine größere Wichtigkeit beimisst als 2004 und 2014. Sie erfolgt jedoch (Stichwort: Standardsprachenideologie) bei einem gleichzeitigen, klaren Rückgang der Bedeutung des deutschen Dialekts. Alle anderen Gruppen — die italienische und die ladinische sowie die »Anderen« — halten nach wie vor Italienisch für die Sprache, die für ein »gutes Zusammenleben« am wichtigsten sei.

    Auffallend ist, dass zehn Prozent der Italienerinnen Standarddeutsch und 41 Prozent der Italienerinnen den deutschen Dialekt für »wenig wichtig« oder gar »unwichtig« (ital. »irrilevante«) halten. Von den Deutschen und den Ladinerinnen stufen nur je vier Prozent die italienische Sprache als derart bedeutungslos ein.

    Unter den Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft halten 77 Prozent Standarddeutsch, 76 Prozent Italienisch, 36 Prozent den Tiroler Dialekt und sieben Prozent Ladinisch für »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig«. Damit wird Deutsch (jeweils Standard und Dialekt) von dieser Gruppe wichtiger eingeschätzt als von der italienischen Sprachgruppe. Außerdem messen die ausländischen Staatsbürgerinnen dem Ladinischen eine etwas größere Bedeutung bei als Deutsche und Italienerinnen, aber auch als die Gesamtbevölkerung im Durchschnitt.

    Leider lässt sich aus den verfügbaren Daten nicht eruieren, inwieweit sich diejenigen, die dem deutschen Dialekt eine große Bedeutung bescheinigen, mit denjenigen überlappen, die Standarddeutsch für »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig« für das Zusammenleben halten. Eine Aussage darüber, wie viele Deutsch insgesamt (also egal ob Standard oder Dialekt) als wichtig einstufen, kann daher nicht gemacht werden; wir wissen nur, dass es mindestens 81 und maximal 100 Prozent1da 81% + 51% mehr als 100% ergeben der Befragten sind.

    Anders als 2004 wurden die Antworten »ausschlaggebend« und »sehr wichtig« 2014 und 2025 nur noch aggregiert veröffentlicht. Folglich ist es nicht mehr möglich, die Ergebnisse nuancierter zu bewerten.

    Trends

    Doch wie hat sich die Einschätzung bezüglich der einzelnen Sprachen im Laufe der Jahre verändert?

    Die Bedeutung der italienischen Sprache wurde stets als sehr hoch eingeschätzt, und zwar von sämtlichen Gruppen — am höchsten von der italienischen Sprachgruppe selbst, am niedrigsten von der deutschen Sprachgruppe. In allen Gruppen ist der Wert jedoch 2025 sowohl im Vergleich zu 2004 als auch im Vergleich zu 2014 etwas gesunken.

    Die Einschätzung bezüglich der deutschen Standardsprache war über die Jahre etwas größeren Fluktuationen ausgesetzt. Mit Ausnahme der italienischen Sprachgruppe, in deren Augen die Bedeutung von Standarddeutsch konstant gesunken ist, ist sie nach Ansicht der anderen Gruppen seit 2014 wieder gestiegen. Die deutsche Sprachgruppe misst der deutschen Hochsprache heute eine größere Bedeutung zu als 2004 und 2014. Bei den Ladinerinnen war dieser Wert 2004 am höchsten (92,8%) — damals und nur damals sogar höher als der Wert für Italienisch (90,1%).

    Regelrecht eingebrochen ist für alle Sprachgruppen die Bedeutung des deutschen Dialekts: Nur noch eine knappe Mehrheit der Gesamtbevölkerung (51%) findet heute noch, dass es für ein gutes Zusammenleben »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig« sei, den hierzulande gesprochenen und für Südtirol charakteristischen Tiroler Dialekt zu beherrschen.

    In Bezug auf die ladinische Sprache, die im Großteil des Landes leider keine gleichgestellte Amtssprache ist, finden heute nur noch fünf bis sechs Prozent, dass sie eine große Bedeutung habe. Selbst unter den Ladinerinnen selbst, bei denen der Wert drastisch höher liegt, kam es zwischen 2014 und 2025 zu einem auffälligen Rückgang von rund fünf Prozentpunkten. Insgesamt finden heute leider nur (über die Jahre relativ stabile) sechs Prozent der Bevölkerung, dass die älteste und kleinste Sprache »ausschlaggebend« oder »sehr wichtig« für das Zusammenleben sei. Der Befund mag zutreffen, dass Ladinisch diese Bedeutung außerhalb der Ladinia nicht hat, doch er offenbart eine bedauerliche Situation.

    Cëla enghe: 01 || 01 02

    • 1
      da 81% + 51% mehr als 100% ergeben


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  • Assimilierung der Minderheiten schreitet voran.
    Sprachbarometer

    Das Landesstatistikinstitut (ASTAT) hat heute das neue Sprachbarometer 2025 vorgestellt. Es handelt sich dabei erst um die dritte umfassende und systematische Erhebung der Südtiroler Sprachlandschaften nach den Sprachbarometern von 2004 und 2014. Während der kommenden Wochen und Monate werde ich mich vermutlich noch öfter mit einzelnen Aspekten der Studie beschäftigen.

    Gleich beim ersten Durchsehen sind mir jedoch bereits einige Dinge aufgefallen, so zum Beispiel eine deutliche Verschiebung der Identität weg von der regionalen und hin zur nationalstaatlichen Ebene. Darin spiegelt sich der wiedererstarkte Nationalismus der letzten Jahre wider. Speziell für ein autonomes Gebiet sowie für sprachliche Minderheiten ist dieser Befund jedoch besorgniserregend.

    Identitätsfrage

    Bei der Frage nach der »territorialen, ethnischen und nationalen Zugehörigkeit« definierten sich trotz Möglichkeit von Mehrfachnennungen deutlich geringere Bevölkerungsanteile als »Südtiroler/in« als noch 2014. So sank der Wert unter denen, die sich der deutschen Sprachgruppe zugehörig fühlten, um 5,6 Prozentpunkte auf nunmehr 78 Prozent. In der Gesamtbevölkerung schrumpfte der Wert sogar um 8,6 Prozentpunkte auf 55 Prozent. Das heißt, dass sich nur noch eine relativ knappe Mehrheit der in Südtirol wohnenden Menschen auch als Südtirolerinnen fühlen.

    Dieses Land und seine Autonomie scheinen für ihre Einwohnerinnen immer mehr an Attraktivität zu verlieren und somit weniger Identifikationsmöglichkeiten zu bieten.

    In der italienischen Sprachgruppe waren gar nur noch 10 Prozent (-14,5 Punkte) der Meinung, sich auch als Südtirolerin definieren zu können, während der Wert in der ladinischen Sprachgruppe mit 42 Prozent (-9,8 Punkte) deutlich unter die 50-Prozent-Marke fiel.

    Hier ist aber einschränkend festzuhalten, dass 2025 die Antwortmöglichkeiten »italienischsprachige/r Südtiroler/in« und »ladinischsprachige/r Südtiroler/in« nicht mehr zur Verfügung standen, die ich für 2004 und 2014 mit »Südtiroler/in« summiert habe.1in Bezug auf 2014, als bereits Mehrfachnennungen möglich waren, kann sich dies verzerrend auswirken

    Da 2004 noch keine Mehrfachnennungen möglich waren, sind steigende Werte zwischen 2004 und 2014 kaum aussagekräftig. Der zwischen dem ersten und dem zweiten Sprachbarometer gesunkene Wert (85,6% → 83,6%) in der deutschen Sprachgruppe ist es dafür umso mehr: Obwohl die Einordnung als »Südtiroler/in« 2004 exklusiv war, konnten sich damals 85,6 Prozent der Deutschsprachigen dafür entscheiden. Und wiewohl dieselbe Antwort 2014 und 2025 eine unter mehreren hätte sein können, ist der Anteil kontinuierlich (auf nunmehr 78%) gesunken.

    Wachsende »nationale« Zuordnung

    Dagegen ist der Prozentsatz derer, die sich im Sinne des Nationalstaats als »Italiener/in« definieren, stetig gewachsen — in allen Sprachgruppen. In den gut zehn Jahren seit dem zweiten Sprachbarometer von 2014, hat sich dieser Anteil in der deutschen Sprachgruppe sogar mehr als verdoppelt (9,3% → 23%). Damit ist er sogar auf einen noch höheren Wert gestiegen als in der ladinischen Sprachgruppe (13,7% → 21%), wo er noch 2014 höher war als in der deutschen Sprachgruppe.

    In der italienischen Sprachgruppe ist der Anteil derer, die sich explizit als »Italiener/in« identifizieren, noch einmal um über zehn Prozentpunkte angewachsen (59% → 70%). Selbst bei jenen, die sich keiner der drei offiziellen Sprachgruppen zugehörig fühlen, ist dieser Wert deutlich gewachsen, sodass sich in dieser Gruppe nun ein größerer Anteil als »Italiener/in« (17%) denn als »Südtiroler/in« (12%) definiert.

    In der Gesamtbevölkerung identifiziert sich ein schnell wachsender Prozentsatz mit der italienischen Nation, was für Südtirol und den Anspruch auf »interne Selbstbestimmung« als Versagen gewertet werden kann.

    Gemeinsam mit anderen Befunden aus dem Sprachbarometer 2025 (und aus dem Vergleich mit jenen von 2004 und 2014) ergibt sich daraus eine alarmierende Gesamtsituation. Wie schon mit Blick auf die Ergebnisse der letzten Sprachgruppenerhebung werden wir jedoch vermutlich auf klare Reaktionen der Landespolitik vergeblich warten.

    Die Befürworterinnen des Nationalstaats und der nationalen Homogenisierung bzw. Nivellierung können sich hingegen freuen, dass der banale — auch sportliche — Nationalismus gemeinsam mit der erzieherischen Wirkung künstlich hochgespielter Skandale und Polemiken (vgl. 01 02 03) bestens zu wirken scheinen.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 || 01 02 03

    • 1
      in Bezug auf 2014, als bereits Mehrfachnennungen möglich waren, kann sich dies verzerrend auswirken


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  • Pressemitteilungen: Rechtes Bozen ›verzichtet‹ auf Deutsch.

    Wer in diesen Stunden die Website der Gemeinde Bozen in ihrer »deutschsprachigen« Version besucht, findet dort direkt auf der ersten Seite unter »Neues aus dem Rathaus« drei Pressemitteilungen. Alle drei sind ausschließlich in italienischer Sprache verfügbar:

    Website der Gemeinde Bozen – Ausschnitt (20. November 2025)

    Dies ist ein eindeutiger Verstoß gegen die geltenden Zweisprachigkeitsbestimmungen. Wohl keine Südtiroler Gemeinde mit noch so großer deutschsprachiger Mehrheit würde sich so etwas anders herum erlauben.

    In Bozen lebt ein relativ großer Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung unseres Landes.

    Offenbar verlieren die italienischen Rechtsparteien, die die Landeshauptstadt seit wenigen Monaten — gemeinsam mit der SVP! — verwalten, mit der weiteren Italianisierung der größten Stadt im Land keine Zeit. Schon früher war es Usus, dass Stadtviertelratssitzungen oder Pressekonferenzen ausschließlich in italienischer Sprache abgehalten wurden. Auch Dienste wie das öffentliche Bikesharing oder die Parkraumbewirtschaftung (Parkscheinautomaten) waren und sind teils nur auf Italienisch verfügbar.

    Wird die deutsche Sprache in der Landeshauptstadt erstgereiht, obwohl die italienische Sprache dadurch keinen Nachteil erleidet und keine Gesetze verletzt werden, führt dies regelmäßig zur Polemik. So bei den Durchsagen in den Bussen des öffentlichen Nahverkehrs oder neulich bei Schriftstücken des Stadtviertels Zentrum-Bozner Boden-Rentsch. Dazu steht das häufig gänzliche Fehlen der deutschen Sprache, das sehr wohl einen Gesetzesverstoß darstellt, in krassem Widerspruch.

    Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 | 08



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