Kürzlich sind auf stol.it zwei Meldungen der dpa (Deutsche Presse-Agentur) erschienen, die ein interessantes Licht auf die größte Nachrichtenagentur der Bundesrepublik werfen. Meldungen renommierter Agenturen werden von Zeitungs- und Onlineredaktionen meist unverändert und somit unhinterfragt übernommen. So wohl auch im Fall zweier Berichte über das anstehende Referendum in Schottland und die Wahl Federica Mogherinis zur neuen Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik.
Die Qualität der beiden Meldungen ist erschreckend – was umso schwerer wiegt, wenn man sich vor Augen führt, dass derartige Berichte bisweilen hundertfach 1:1 widergegeben werden. Beim Schottland-Artikel wird eine Reihe belangloser bis lächerlicher Argumente angeführt wird, die vermeintlich gegen die Unabhängigkeit des Landes sprächen.
Ein knapper Ausgang nach einer hitzigen Kampagne könne darum Fragen nach der Legitimität des Votums aufwerfen, heißt es in Kreisen der Unabhängigkeits-Gegner.
Bedeutet das etwa, dass die »Better together«-Protagonisten die Legitimität auch dann anzweifeln, wenn die Schotten mit hauchdünner Mehrheit für einen Verbleib bei Großbritannien stimmen würden?
Mehrere Staaten, darunter Spanien, haben Widerstand gegen ein unabhängiges Schottland angekündigt.
Der spanische Außenminister sieht das nicht ganz so eng, wie die Financial Times berichtet.
Militärs warnen in dem Fall vor Schwierigkeiten beim Erhalt des britischen Nuklearpotenzials, da es an passenden Standorten fehlt.
Und was geht das ein eventuell unabhängiges Schottland an, was die Briten mit ihren Massenvernichtungswaffen tun und welche Probleme sie damit haben? Wenn sie unbedingt Atomwaffen haben wollen, dann sollten sie sie auch bei sich zu Hause deponieren.
Dem nur fünf Millionen Menschen starken Schottland käme demnach laut Zahl des britischen “Economist” zwischen 121 und 143 Milliarden Pfund (152,86 Mrd. und 180,66 Mrd. Euro) an Schulden zu, dies würde den neuen Staat mit einer Schuldenquote von 73 und 86 Prozent (sic!) des Bruttoinlandsprodukts (BIP) belasten.
Und als Teil Großbritanniens hätten sie diese Schulden etwa nicht, oder wie? Die Schuldenquote Großbritanniens liegt übrigens bei über 93 Prozent.
Schottland könnte in Budgetschwierigkeiten geraten.
Man nenne mir ein Land in Europa (mit Ausnahme Norwegens vielleicht), welches keine »Budgetschwierigkeiten« hat. Außerdem würde Schottland dennoch nicht zu Europas »Sorgenkindern« zählen. Im Gegenteil.
Sorgen gibt es auch wegen der Überalterung der Gesellschaft – kommen heute noch 3,2 Arbeitskräfte auf einen Pensionisten, sind es 2037 nur noch 2,6 Beschäftigte.
Brillant. Auch dieses Problem haben einzig und allein die Schotten, denn das restliche Königreich ist bekanntlich ein Hort der Jugend – wie überhaupt ganz Europa. Und wenn man bei Großbritannien bleibt, wird die schottische Gesellschaft natürlich mit einem Mal jünger. Problem gelöst.
Der Kurzbericht über Mogherini ist hingegen unterschwellig sexistisch.
Vor einem halben Jahr übernahm die Frau mit den schulterlangen blonden Haaren das Amt der Außenministerin.
Der Mann mit den Geheimratsecken wurde 2007 zum polnischen Ministerpräsidenten gewählt und 2014 zum EU-Ratspräsidenten ernannt.
2012 gewann der Mann mit den kurzgeschorenen Locken neuerlich das Rennen um das Amt des amerikanischen Präsidenten.
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